03.11.2020
Die Musik nützt nichts, wenn der Trainer nicht zu verstehen ist
Ein studentisches Projekt verhilft dem TSC Excelsior Dresden zu besserem Klang im Tanzsaal
Claudia Trache
Im Rahmen des Moduls »Raumakustik/Virtuelle Realität« von Prof. Ercan Altinsoy erhielten voriges Jahr drei Studierende im Hauptstudium des Fachbereichs Elektrotechnik die Möglichkeit, erlerntes Wissen direkt in der Praxis anzuwenden.
Der Verein TSC Excelsior Dresden e. V. hatte bereits im August 2018 neue Räume im Gebäude der einstigen Kunstdruck Dresden-Niedersedlitz AG bezogen. Drei Tanzsäle von insgesamt 800 m² wurden in einstigen Lagerhallen in der dritten und vierten Etage ausgebaut. Nach kurzer Zeit stellte sich jedoch heraus, dass in einem 270 m² großen Tanzsaal die Akustik so schlecht war, dass die Tänzer zwar an jeder Stelle des Raumes die Musik gut hörten, aber die Trainer nicht überall zu verstehen waren.
»Immer wenn die Trainer den Tanzpaaren etwas erklären wollten, mussten sie sich in einem bestimmten Bereich des Raumes versammeln, um miteinander kommunizieren zu können«, erläutert Vereinsvorsitzender Ulrich Trodler. Auf der Suche nach Unterstützung bei der raumakustischen Optimierung fand der Verein kompetente Ansprechpartner bei der Professur für Akustik und Haptik an der TU Dresden. »Dipl.-Ingenieur Jürgen Landgraf lud uns zunächst zu einer Führung durch das Institut ein, zeigte uns die akustischen Spezialräume und erklärte, was alles möglich ist«, so Ulrich Trodler. Unter dem Projekttitel »Raumakustische Optimierung eines Tanzsaales mittels Simulation und Auralisation « nahmen die Studierenden zunächst Messungen der Nachhallzeit im Tanzsaal vor, modellierten im Anschluss diesen Raum am Rechner und erstellten vier Vorschläge für ein akustisches Raummodell mit der Software EASE.
»Derartige Anfragen erreichen uns öfter«, so Dr. Sebastian Merchel, Mitarbeiter und Betreuer studentischer Projekte an der Professur für Akustik und Haptik. »Da es sich diesmal um ein lokales Projekt handelte, bot es sich an, daraus ein Thema für die Lehre zu kreieren und es in einem studentischen Projekt einzubetten. So hatten die Studierenden eine Möglichkeit, ihr Wissen direkt in der Praxis anzuwenden.«
Der Verein entschied sich nach einer entsprechenden Kosten-Nutzen- Analyse für eine Variante, die das Anbringen von Absorbern an der Decke sowie die komplette Auskleidung einer Seitenwand beinhaltete. Von März bis Juni 2020 setzte eine lokale Firma diese Variante um. Dr. Sebastian Merchel nahm im Juli eine Kontrollmessung vor, um die Wirksamkeit dieser Maßnahme zu dokumentieren. Doch auch ohne diese Messung spürten die Tänzerinnen und Tänzer die Verbesserung. »Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht«, zeigt sich Ulrich Trodler begeistert. Sehr positiv äußert er sich auch zur Zusammenarbeit mit Dr. Sebastian Merchel und Jürgen Landgraf, der inzwischen im Ruhestand ist.
Der Verein TSC Excelsior Dresden e.V. existiert bereits seit 1955 und hat derzeit rund 400 Mitglieder. Im Bereich Standard und Latein konnte der Verein von 2006 bis 2008 mit Christoph Kies und Blanca Ribas-Turon ein Weltmeisterpaar stellen. 2019 ertanzte sich das Paar Erik Heyden und Julia Luckow den Seniorenweltmeistertitel. Im Bereich Jazz, Modern & Contemporary ist die Formation InsTanz in der zweiten Bundesliga vertreten.
Nähere Informationen: https://excelsior-dresden.de
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 17/2020 vom 3. November 2020 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.