15.10.2010
Welche wahren Kosten hat die Mobilität?
Fast jeder spürt täglich die Kosten unserer Mobilität - an der Tankstelle, am Fahrkartenautomaten oder bei der jährlichen Abbuchung der Kfz-Steuer. Aber sie betreffen uns auch als Gesellschaft, etwa über Anliegerbeiträge beim Straßenbau oder als allgemeine Steuern. Zusätzlich tragen wir alle die Kosten, die der Verkehr durch seine Umweltwirkungen veranlasst. Sowohl Lärm als auch Luftschadstoffe und die Klimawirkungen des Verkehrs verursachen hohe Belastungen (externe Kosten), welche die Gesellschaft und künftige Generationen tragen.
"Verkehr in seiner heutigen Form ist, und dies bestreitet nicht ein einziger Wissenschaftler, nicht nachhaltig – man denke nur an die Klimawirkungen", schätzt der Verkehrsökologe Professor Udo Becker ein. Um dies zu verbessern, wurden in der Vergangenheit planerische Anreize gesetzt, die aber weitgehend wirkungslos geblieben sind. "Deshalb ist es in Marktwirtschaften zwingend geboten, dass Preise die ökologische Wahrheit sagen: Was hohe Umweltkosten verursacht, darf nicht kostenlos sein. Das würde dazu beitragen, die Umweltschäden zu verringern, es würde Anreize für eine 'Stadt der kurzen Wege' schaffen und die Angebote an Verkehrsmitteln mit geringem Ressourcenbedarf würden profitieren. Nur: Das muss man Politik und Bevölkerung erklären, dazu muss man die Akzeptanz für preisliche Maßnahmen schaffen!"
Hier setzen die Promotionsthemen des Graduiertenkollegs DIKE an, in welchem von fünf Nachwuchswissenschaftlern ein vollständiges Einführungsszenario für mehr Kostenwahrheit im Verkehr entwickelt wird. In der ersten Promotion werden die externen Kosten des Verkehrs bestimmt und es wird ein Verfahren erarbeitet, wie diese erstmalig den verursachenden und betroffenen sozialen Gruppen zugeordnet werden können. Die zweite Arbeit analysiert die Verteilungswirkungen externer Kosten bei Einführung von Straßenbenutzungsgebühren. Zwei weitere Promotionen untersuchen experimentell, wie komplex ein Gebührensystem sein darf, um die gewünschten Verhaltensänderungen zu erreichen und wie die Reaktion der Bevölkerung auf Mautgebühren beeinflusst werden kann. In der fünften Arbeit werden mithilfe eines meta-analytischen Strukturgleichungsmodells die zentralen Faktoren der Akzeptanz von Straßenbenutzungsgebühren identifiziert.
Das Graduiertenkolleg ist interdisziplinär besetzt; vertreten sind Fachrichtungen der Wirtschafts- und Verkehrswissenschaften sowie der Psychologie. Die Promovierenden können auf ein breites Veranstaltungsangebot der Heinrich-Böll-Stiftung und der TU Dresden zurückgreifen. Darüber hinaus sind mehrere Fachkonferenzen und Workshops geplant. Betreut wird das Kolleg von dem Verkehrsökologen Prof. Udo Becker und dem Verkehrspsychologen Prof. Bernhard Schlag. Aktuelle Informationen werden auf der Kolleg-Homepage: www.tu-dresden.de/vkw/dike veröffentlicht. Hier können sich Interessierte gleichzeitig als potenzielle Versuchsteilnehmer registrieren lassen.
Weitere Informationen für Journalisten:
Prof. Udo Becker,
Tel.: 0351 463-36566,
Prof. Bernhard Schlag,
Tel.: 0351 463-36510,
www.tu-dresden.de/vkw/dike