15.11.2011
Konstruieren mit DNS, dem Baustein des Lebens
In den modernen Natur- und Ingenieurwissenschaften werden
zunehmend biomimetische Ansätze zur Synthese neuer Materialien
verfolgt. Diese nutzen die spezifische Fähigkeit von
Biomolekülen zur molekularen Erkennung und Selbstorganisation,
um mit einem minimalen Material- und Energieeinsatz Strukturen
‚additiv’ aufzubauen und diese dann als Templat für die
kontrollierte Organisation anorganischer Materie zu nutzen.
Dabei hat diese Forschungsrichtung heute bereits einen Stand
erreicht, der weit über das reine Nachstellen, was die Natur an
Strukturbildungsmechanismen anbietet, hinausgeht. Insbesondere
findet Desoxyribonukleinsäure (DNS) zunehmende Beachtung als
unikales Konstruktionsmaterial in der synthetischen
Nanotechnologie. Forscher dieser jungen Disziplin steuern durch
eine gezielte Anordnung der vier Nukleobasen die
Selbstorganisation von DNS-Strängen zu artifiziellen
Architekturen.
Die Gruppe von Prof. Michael Mertig an der Physikalischen Chemie der TU Dresden hat in Zusammenarbeit mit dem Labor von Prof. Itamar Willner an der Hebrew University of Jerusalem nun einen neuen Ansatz entwickelt, um aus nur einer einzelnen DNS-Sequenz eine Vielzahl von identischen DNS-Nanoröhren mit einem kontrollierbaren Durchmesser herzustellen.
Wie die Forscher in ihrem Artikel in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ berichten, ist es ihnen gelungen zu zeigen, dass in Abhängigkeit von der Länge und Sequenz der eingesetzten DNS-Stränge der Durchmesser der Röhren gezielt eingestellt werden kann. Darüber hinaus konnten sie demonstrieren, dass ihr gewähltes Konstruktionsprinzip geeignet ist, um an der ‚wabenförmigen’ Mantelstruktur metallische Nanopartikel periodisch und hochdicht anzuordnen. Dabei wird eine Präzision in der Ortsauflösung erzielt, die mit heutigen lithographischen Methoden nicht erreichbar ist.
Das beschriebene Verfahren hat das Potenzial einer massiven Parallelfabrikation von identischen, geometrisch wohl definierten Strukturen. Das macht das Verfahren interessant für seine zukünftige Nutzung zur Herstellung von elektrischen und photonischen Komponenten und Systemen. Damit sind die Forscher der Realisierung ihrer Vision, der künftigen Selbstorganisation von molekularen Grundbausteinen zu opto-elektronischen Schaltkreisen einen Schritt näher gekommen.
Die Forschung wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Graduiertenkollegs „Nano- und Biotechniken für das Packaging elektronischer Systeme“ (DFG 1401/2) unterstützt.
Informationen für Journalisten:
Prof. Michael Mertig
Tel.: 0351 479 40 294