04.06.2015
Humboldtstipendiat aus Indien forscht an der TUD zur Simulation von Fußgängerströmen
Die Dresdner Verkehrsforscher um Dr. Martin Treiber sind glücklich, dass Herr Dr. Kanagaraj als ausgewiesener Experte für Verhaltensmodellierung und -simulation als Humboldt-Stipendiat in ihrem Forschungsteam zur Fußgängersimulation mitarbeiten wird. Dabei wird es im Besonderen um die Forschung zur Entscheidungsmodellierung von Fußgängern bei großen Veranstaltungen gehen. Dr. Martin Treiber sieht neben seiner fachlichen Expertise auch noch eine weitere besondere Bereicherung des Dresdner Forscherteams in seiner Herkunft. „In dem bevölkerungsreichen Land Indien aufgewachsen, kennt er den chaotischen, nicht spurgebundenen Fahrzeugverkehr sowie große Fußgängerströme aus erster Hand. Dies kommt sicherlich unserem aktuellen Projekt über Fußgängerströme zugute.“ Der Forschungsschwerpunkt im Projekt liegt zunächst auf der Erfassung von Fußgängerströmen. Diese sollen mit Filmkameras von erhöhten Positionen, wenn möglich auch mit Mikrodrohnen, im Rahmen von Großveranstaltungen in Deutschland aufgenommen werden. Auf Basis dieser Aufnahmen werden anschließend Trajektorien extrahiert. Ziel dieser Datenerfassung ist es, in weiteren Untersuchungen dynamische Fußgängermodelle und auf der diskreten Wahltheorie basierende Entscheidungsmodelle zu entwickeln. Damit sollen Werkzeuge zur besseren Planung und für ein besseres Management von Fußgängerströmen insbesondere bei Großveranstaltungen bereitgestellt werden, da insbesondere Fußgängerströme sehr komplex, wenig geordnet und unter extremen Bedingungen zum Teil chaotisch ablaufen. Erinnert sei an dieser Stelle an die Massenpanik beim Loveparade-Musikfestival 2010, bei der 21 Menschen starben und über 500 verletzt wurden.
Aufgewachsen im südlichen Indien in einer landwirtschaftlich geprägten Familie studierte Venkatesan Kanagaraj Verkehrsingenieurwesen an der Anna University in Chennai im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu, um direkt sein Ph.D.-Studium an einer der weltweit führenden Technischen Universitäten, dem Indian Institut of Technology Madras (IITM), fortzusetzen. Er forschte hier insbesondere zur Entwicklung von Simulationsmodellen mit objektorientierter Programmierung. Dies war dann auch Grundlage für seine einjährige Tätigkeit bei einem namhaften Software Unternehmen für Verkehrssimulation in Barcelona, Spanien. 2006 zog es ihn jedoch wieder in die Wissenschaft und er konnte als Postdoktorand am Technion-Israel Institute of Technology in Haifa bei Prof. Tomer Toledo seine Forschungstätigkeit fortsetzen. Während dieser Zeit lernte er auch Dr. Martin Treiber von der TU Dresden beim Schreiben eines gemeinsamen Papers über die Simulation von Modellen menschlicher Fahrer kennen.
Informationen für Journalisten:
Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“ der TU Dresden
Institut für Wirtschaft und Verkehr
Dr. Martin Treiber
Tel.: 0351 463-36794