29.09.2014
Intelligent platziert: Nichts schwingt mehr
Mit einem ausgeklügelten System aus Nervenreizen und Muskeln
können Lebewesen äußere Störungen erkennen und darauf
reagieren. Ein Prozess, den die Wissenschaftler im
ECEMP-Teilprojekt SmaComp, unter Leitung von Prof. Werner
Hufenbach, Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik (ILK)
der TU Dresden, nachahmen. Sie entwickeln Smart Composites,
Faserkunststoffverbunde (FKV), in die sie sensorische und
aktorische Funktionselemente integrieren. Zu deren optimalen
Platzierung und Ausrichtung haben die Wissenschaftler vom ILK
eine schnelle und zuverlässige Methode entwickelt, die sich auf
beliebige Strukturen anwenden lässt.
Um Masse und Ressourcen einzusparen, werden immer häufiger
Faserkunststoffverbunde als Ersatz metallischer Werkstoffe zur
Konstruktion von Bauteilen verwendet. FKV besitzen
herausragende Materialeigenschaften. Sie sind leicht, besitzen
ein sehr gutes Dämpfungsverhalten und haben eine hohe
spezifische Steifigkeit und Festigkeit. Aus
fertigungstechnischen Gründen eignen sie sich zudem besonders
gut zur Integration von Funktionselementen zur Herstellung
intelligenter Strukturen. Damit lässt sich der Einsatzbereich
für FVK noch einmal deutlich erweitern.
Bei der Entwicklung von Strukturbauteilen auf Basis von Smart
Composites ist die optimale Platzierung und Ausrichtung der
Funktionselemente in die Struktur eine wesentliche
Fragestellung. Denn es ist durchaus nicht so, dass das gesamte
Bauteil mit Überwachungselementen bestückt werden muss. Auf Ort
und Winkel kommt es an. Die neue Strategie, die die
Wissenschaftler im Projekt entwickelt haben, ist ein
Algorithmus, der auf einer Analyse der integralen
Dehnungsfelder beruht, die bei Schwingungsvorgängen vorliegen.
Das Verfahren lässt sich auch auf mehrfach gekrümmte Strukturen
mit unterschiedlichen mechanischen Eigenschaften innerhalb des
Bauteils anwenden. Bisherige Verfahren sind entweder sehr
aufwendig oder sind nur für einfache Strukturen geeignet.
Auf diese Weise haben die Wissenschaftler im Projekt eine
intelligente Fanschaufel für Flugzeugtriebwerke entwickelt, die
sich selbst überwacht und Schwingungen aktiv dämpfen kann.
Sowohl die Energie- als auch die Datenübertragung erfolgt dabei
drahtlos.
ECEMP – Vom Atom zum komplexen Bauteil
Das „ECEMP – European Centre for Emerging Materials and
Processes Dresden“ ist ein Sächsischer
Spitzentechnologiecluster. Die Wissenschaftler im ECEMP
entwickeln Mehrkomponentenwerkstoffe mit erweitertem
Einsatzspektrum und den zugehörigen Technologien für die drei
Zukunftsfelder Energietechnik, Umwelttechnik und Leichtbau.
Hierbei kommen metallische (Stahl, Aluminium, Magnesium,
Titan), nichtmetallisch-organische (Kunststoffe, Naturstoffe)
und nichtmetallisch-anorganische (Keramik, Glas) Werkstoffe zum
Einsatz. Das ECEMP umfasst 14 Teilprojekte, an denen 40
Professuren aus 24 Instituten der TU Dresden, der HTW Dresden
sowie der TU Bergakademie Freiberg beteiligt sind und nutzt
wesentlich deren inter-disziplinäre Verknüpfung. Das ECEMP wird
finanziert aus Mitteln der Europäischen Union (EFRE) und des
Freistaates Sachsen. Sprecher des ECEMP ist Prof. Dr.-Ing.
habil. Prof. E. h. Werner Hufenbach.
Abbildung: Reduzierung der kritischen Schwingungsamplituden einer mehrfach gekrümmten Struktur (ILK, TU Dresden)
Informationen für Journalisten:
Dr. Silke Ottow
Tel.: +49 (0)351 463-38447, Fax: -38449
http://ecemp.tu-dresden.de