10.03.2020
Ein Kindheitstraum wurde wahr
Bogenschütze und Maschinenbaustudent Leon Hollas gehört zu den diesjährigen TUD-Sportstipendiaten
Claudia Trache
Im Studienjahr 2019/20 vergab die TU Dresden zum zweiten Mal acht Sportstipendien an Studentinnen und Studenten, die neben ihrem Studium Leistungssport betreiben. Neben guten studentischen Leistungen, sind hervorragende Leistungen im Sport, die mindestens auf dem Niveau eines Landeskaders erbracht wurden, ausschlaggebende Kriterien für die Vergabe des Stipendiums. 300 Euro monatlich bekommen die Stipendiaten sowie modular hinzuwählbare Hilfen in einer Höhe von bis zu 2400 Euro pro Jahr. Das UJ stellt in einer Serie die acht aktuellen Sportstipendiaten vor.
Zu den aktuellen Sportstipendiaten gehört auch der Bogenschütze Leon Hollas (Dresdner Bogenschützenverein). Mit dem Bogenschießen ging für ihn ein kleiner Kindheitstraum in Erfüllung. »Als Kind habe ich oft mit Indianerfiguren gespielt und viele Indianerfilme geschaut. Mein Opa hat mit mir einen Holzbogen gebastelt«, erzählt der Maschinenbaustudent. 2012 erfuhr er, dass es in seiner Heimatstadt Döbeln einen Verein gibt, wo Bogenschießen angeboten wird. Seitdem betreibt er diesen faszinierenden Sport. Anfangs bekam er einen einfachen Recurvebogen, ohne Visier, um die Grundlagen zu erlernen. Doch Leon Hollas wechselte schnell zum Compoundbogen. »Mich interessieren an diesem Bogen die technischen Komponenten«, erzählt der 22-Jährige. Bereits in seinem ersten Jahr als Bogenschütze nahm er an einer Deutschen Meisterschaft teil. »Ich bin ehrgeizig«, sagt er von sich selbst. »Wenn ich etwas mache, dann mache ich es richtig.« Anfangs spielte er parallel auch Schach in einem Verein und nahm an Turnieren teil.
Im Bogenschießen vertrat er als Junior 2015, 2016 und 2017 die deutschen Farben bei Juniorencups. 2015 in Klagefurt erkämpfte er mit der Mannschaft Bronze. 2016 durfte er bereits bei der Europameisterschaft der Erwachsenen in England mitschießen und weitere Turniererfahrungen sammeln. »Es war ein großartiges Gefühl, bereits als Junior in der Herrenklasse mitschießen zu dürfen«, erinnert er sich. 2018, in seinem ersten Jahr in der Erwachsenenklasse, gewann er den Deutschen Meistertitel. Diesen konnte er im vergangenen Jahr nicht verteidigen. In Berlin, wo die sogenannten Finals ausgetragen wurden, ein Veranstaltungsformat, bei dem an einem Wochenende in einer Stadt in zehn Sportarten gleichzeitig Deutsche Meisterschaften stattfanden, war für ihn im Viertelfinale Schluss. Sportlich für ihn eine Enttäuschung, doch von dem Format der »Finals« war er begeistert. »Als Teilnehmer hatten wir freien Eintritt für alle Veranstaltungen«, erzählt er. »Unsere Meisterschaft wurde auf dem Maifeld direkt neben dem Olympiastadion ausgetragen. Da haben wir uns einige Wettkämpfe der Leichtathleten im Stadion angesehen.«
Im Jahr 2019 schaffte er den Sprung in den Nationalkader der Erwachsenen und gewann mit der Mannschaft beim Europäischen Grand Prix in Bukarest Gold. Das sportliche Highlight war für Leon Hollas 2019 die Teilnahme an der Universiade in Neapel, nach 2017 in Taipeh bereits die zweite Universiade für ihn. »Die Konkurrenz bei Universiaden ist sehr stark«, erzählt er. »Da nehmen Hochleistungssportler teil, die Bogenschießen in Vollzeit betreiben.« So landete er am Ende in Neapel auf Rang 17. Im Vergleich zu Taipeh eine kleine Steigerung. Da wurde er im Einzel 25. Im Jahr 2017 konnte er auch im Team an den Start gehen und wurde Neunter. Beide Universiaden waren für Leon Hollas ein Erlebnis. »Man lernt neue Leute kennen, auch aus anderen Ländern und erlebt andere Kulturen.« Sein großes Ziel ist es, 2021 erneut die Qualifikation zur Universiade zu schaffen. Bei all den sportlichen Ambitionen, kommt aber auch sein Studium nicht zu kurz. »Das Studium ist mir sehr wichtig«, sagt er. »Bogenschießen ist ein Hobby. Damit kann man kein Geld verdienen.« Er studiert in der Regelstudienzeit. Seine Kommilitonen fiebern mit ihm mit und unterstützen ihn mit Aufzeichnungen, wenn er doch mal bei Lehrveranstaltungen fehlt. Im Wintersemester absolvierte er sein Praxissemester bei der ZF Friedrichhafen AG. In der Nähe fand er einen Bogenschützenverein, wo er zweimal pro Woche trainieren konnte. Für 2020 hat er sich sportlich einiges vorgenommen: Die Teilnahme an einem der drei Weltcups oder auch an der Europameisterschaft. Wenn es der Wettkampfplan zulässt, nimmt er auch gern wieder an der Deutschen Hochschulmeisterschaft teil, wo er 2019 Zweiter wurde. Irgendwann eine internationale Einzelmedaille ist ein weiterer Traum von ihm. Das Sportstipendium ist für ihn dabei eine große Hilfe. »Ich freue mich natürlich außerordentlich, dass die TU Dresden mich finanziell in meiner sportlichen Karriere unterstützt«, so Leon Hollas. »Da der Compoundbogen nicht olympisch ist, erhalten wir keinerlei Förderung seitens des Verbandes oder der Deutschen Sporthilfe. Im nichtolympischen Bereich müssen Material- und Reisekosten von jedem selbst getragen werden.«
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 5/2020 vom 10. März 2020 erschienen. Die komplette Ausgabe ist hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei doreen.liesch@tu-dresden.de bestellt werden. Mehr Informationen unter universitaetsjournal.de.