16.11.2021
Ein zweites Leben für Kaffeesatz und Orangenschalen
NICAMA produziert plastikfreie Naturkosmetik aus nachhaltigen und regionalen Zutaten
Sandra Hübener
Vier Freunde starten ihr Business am Küchentisch der gemeinsamen WG. Es klingt nach Klischee, doch genau so beginnt die Gründungsgeschichte von NICAMA. Die vier Freunde, das sind Luca und Jannis Hillesheim, Zeno Kakuschke und Leander Hoyer. Und was 2018 als DIY-Projekt mit Bienenwachstüchern begann, ist heute ein erfolgreiches, wachsendes Unternehmen für Naturkosmetik. Die bunten Tücher mit Bienenwachs, die eine gute Alternative zu Frischhaltefolie aus Plastik darstellen, waren als Weihnachtsgeschenke für Familie und Freunde gedacht. »Ein paar Tücher wollten wir zusätzlich als Markttest zum Verkauf anbieten. Doch unser kleines Lager war so schnell ausverkauft, dass wir sofort wussten, dass wir das Projekt weiter vorantreiben wollen«, erzählt Jannis Hillersheim, Mitgründer von NICAMA.
Noch während ihres Studiums an der TU Dresden gründeten die vier eine GbR und verkauften über einen eigenen Onlineshop und einige Ladengeschäfte Bienenwachstücher. Mit dem Ziel, ökologische Alternativen zu Produkten mit Plastik anzubieten, entstand schon bald darauf das erste Produkt unter dem Label NICAMA: ein festes Shampoo, das unterschiedlichen Haarbedürfnissen gerecht wird. Als weitere Produktideen für NICAMA auf dem Plan standen, war schnell klar, dass eine Heimproduktion nicht mehr möglich war. Eine ehemalige Bäckerei im Dresdner Hechtviertel erfüllte alle Kriterien für eine hygienisch einwandfreie Herstellung der ökologischen Alltagsalternativen.
Spannend ist, dass die vier von Anfang an in sehr klaren Strukturen arbeiten. Kennt man es von vielen Start-ups so, dass zu Beginn jeder alles macht, so ist bei NICAMA völlig klar, dass zum Beispiel Mitgründerin Luca Hillesheim die Produkte entwickelt. Dabei legen sie und das Team absolute Priorität auf höchste Qualitätsstandards und kompromisslose Werte wie plastikfreie Produkte und Verpackung. Gerade wurden zwei neue Produkte gelauncht, die absolut für NICAMA und die Haltung der vier Gründer und Gründerin stehen. Zwei Upcyclingseifen, in denen Kaffeesatz und Orangenschalen ein zweites Leben unter der Dusche starten.
»Wir möchten jedoch nicht nur Plastik vermeiden, sondern auch aktiv etwas gegen die Plastikverschmutzung tun, die schon stattgefunden hat«, erklärt Jannis Hillesheim. »Daher setzen wir auf das 1plus1-Prinzip. Das heißt, pro verkauftem Produkt werden 100 Gramm Plastik in Küstenregionen Südindiens gesammelt und verwertet.« Hier arbeiten sie mit dem Berliner Start-up Cleanhub zusammen, das über seine Plattform nachhaltige Marken mit regionalen Partnern zusammenbringt. Insgesamt sind so dank NICAMA bereits mehr als 5000 Kilogramm Plastik nicht in den Meeren dieser Welt gelandet.
Betritt man die ehemalige Bäckerei um die Mittagszeit, duftet es neben Orange und Lavendel schon mal nach Linguine al Limone. Das mittlerweile siebenköpfige Team kocht täglich zusammen für alle, die nicht gerade auf bundesweiten Märkten oder auf Akquise-Tour unterwegs sind. Hochsaison hat die 2020 gegründete GmbH in der Vorweihnachtszeit. »Da wir in Handarbeit produzieren, kann es schon einmal eng werden in der Produktion. Es kommen dann bis zu 30 helfende Hände dazu, um das Standgeschäft auf Weihnachtsmärkten vorzubereiten«, so Hillesheim. Daher steht aktuell auch die Suche nach größeren Räumlichkeiten in Dresden auf dem Plan, denn Produktion, Lager und Arbeitsplätze platzen aus allen Nähten.
Bereits vor der Gründung 2019 und bis heute steht dresden|exists dem Team immer wieder mit Rat und Tat aber auch Kontakten zur Seite. So entstanden beispielsweise gemeinsam mit der Dresdner Kaffee- und Kakaorösterei neue Ansätze rund um die Kaffeepflanze und es wurde über »mehr Kaffeesatz für Seifen« gesprochen. Ideen gibt es viele und man darf gespannt sein, was NICAMA noch an den Start bringt.
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 18/2021 vom 16. November 2021 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.