19.07.2012
Verkehrsfakultät der TU Dresden forscht gemeinsam mit Siemens an der Elektrifizierung des Schwerlastverkehrs auf der Straße
Elektrisch oder hybrid fahrende Pkw sind nichts Neues. Doch
welche Rolle spielt der umweltfreundliche Antrieb bei schweren
Nutzkraftwagen? Die TU Dresden und die Siemens AG arbeiten seit
Mai 2012 gemeinsam an einem Projekt, das untersucht, ob sich
der schwere Lkw-Verkehr auf Fernstraßen elektrifizieren lässt.
Auftraggeber des Großforschungsvorhabens mit dem Namen „ENUBA –
Elektromobilität bei schweren Nutzfahrzeugen zur
Umweltentlastung von Ballungsräumen“ ist das Bundesministerium
für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Es handelt sich
dabei um ein Projektvolumen von zirka 15 Millionen Euro in der
aktuellen Phase 2.
Der Straßenverkehr wird sich aufgrund seiner Abhängigkeit vom
Erdöl und der Emissions- und Ressourcenproblematik stark
verändern. Die Elektromobilität kann hier zumindest in
Teilbereichen zur Verbesserung beitragen. Während für die
individuelle Mobilität und die innerstädtische Logistik
Hybridantriebe mit elektrischen Energiespeichern favorisiert
werden, fehlt für hohe Leistungen und große Reichweiten auf der
Straße bisher jegliche technische Lösung. Diese existiert aber
seit mehr als 100 Jahren bei der Eisenbahn. Durch die
Elektrifizierung von Fernstraßen unter Nutzung klassischer
Oberleitungssysteme und leistungsfähiger Vollhybridantriebe in
den Fahrzeugen könnte auch der schwere Straßenverkehr in die
Lage versetzt werden, längere Strecken ohne
Kraftstoffverbrauch, emissionsfrei und lärmreduziert zu fahren.
Grundidee des Vorhabens ist, die elektrische Energieversorgung
nur auf langen und/oder steigungsreichen Strecken zu errichten,
während in Kreuzungsbereichen sowie für die „letzte Meile“ ein
klassischer Verbrennungsmotor mit Generator und ggf. Speicher
die elektrische Antriebsleistung liefert.
Das Forschungsvorhaben ENUBA 2 mit einer Laufzeit bis Mitte
2014 baut auf einem Vorgängervorhaben auf, mit dem bereits die
technische Machbarkeit anhand einer Versuchsanlage bei Templin
demonstriert wurde. Nunmehr soll das Konzept sowohl technisch
weiterentwickelt als auch ökonomisch-ökologisch,
sicherheitstechnisch sowie planerisch bewertet werden. Hier
kommt die TU Dresden mit ihrer interdisziplinär aufgestellten
Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“ zum Zuge. Die
technischen Aufgaben reichen von der Untersuchung des Kontakt-
und Verschleißverhaltens der vollautomatischen Stromabnehmer
mit der Oberleitung über Schutz- und Sicherheitsfragen,
Lärmemissionen, psychologische Wirkungen, Errichtungs- und
Instandhaltungsthemen bis hin zur planerisch-rechtlichen
Machbarkeit der Integration von Elektroenergieanlagen in den
Straßenraum. Unter Einbeziehung all dieser Aspekte soll
schließlich eine Aussage zur wirtschaftlichen
Elektrifizierungswürdigkeit von Fernstraßen und der Ökobilanz
des Gesamtsystems erarbeitet werden.
Seitens der TU Dresden sind die verkehrswissenschaftlichen
Professuren für Elektrische Bahnen (Federführung), Gestaltung
von Straßenverkehrsanlagen, Verkehrspsychologie,
Verkehrsökologie sowie Verkehrsleitsysteme und
-prozessautomatisierung an ENUBA 2 beteiligt.
Die Zusammenarbeit der Fakultät Verkehrswissenschaften
„Friedrich List“ der TU Dresden mit der Siemens AG, Sector
Infrastructure and Cities, Division Mobility and Logistics, in
diesem Projekt ist auch ein Ergebnis der langjährigen
erfolgreichen Kooperationsbeziehungen beider Partner. Bereits
seit dem Jahr 2004 gibt es eine Rahmenvereinbarung der
damaligen Siemens Transportation in Erlangen mit der Professur
für Elektrische Bahnen der TU Dresden. Im Jahr 2006 wurde
darüber hinaus ein Rahmenvertrag zwischen der Siemens AG
München und der TU Dresden unterzeichnet.
Informationen für Journalisten:
Prof. Arnd Stephan, TU Dresden, Fakultät Verkehrswissenschaften
„Friedrich List“, Professur für Elektrische Bahnen
Tel.: +49 (0) 351 463-36730,
www.e-vs.de