21.11.2008
TUD-Wissenschaftler erstellen Familienstudien
Im Auftrag der Landeshauptstadt Dresden wurden unter der wissenschaftlichen Leitung der Professoren Karl Lenz und Winfried Killisch die Lebenslagen von Familien in Dresden für den ersten Lebenslagenbericht der Stadt erforscht. In einer Pressekonferenz der Stadt wurden die beiden Teilstudien am 21. November 2008 der Öffentlichkeit vorgestellt.
Die Teilstudie erstreckt sich auf Dresdner Familien mit Kindern im Alter von 3, 9 und 15 Jahren. Mit Hilfe eines umfangreichen Fragebogens wurden ca. 4000 nach dem Zufallprinzip ausgewählte Familienhaushalte befragt. Die Fragen erstrecken sich auf die materielle Lage, Familien- und Haushaltsstrukturen, Wohnsituation, gesundheitliche Lage sowie auf den Familienalltag.
Die zweite Teilstudie befasst sich speziell mit Dresdner Familien, die Arbeitslosengeld II ("Hartz IV") beziehen. Ausgewählt wurden 16 Familien, die seit mindestens drei Monaten ALG II bezogen oder über einen ebensolchen Zeitraum bezogen haben. Mit Hilfe von aufwändigen Leitfadeninterviews werden aus der Sicht der Betroffenen die Wege in die Einkommensarmut und die massiven Auswirkungen auf den Lebensalltag erforscht.
Rund 15 % der Dresdner Familien leben unter der Armutsgrenze. Das heißt, sie haben pro Kopf weniger als 60 % des Einkommensdurchschnitts zur Verfügung. Auch in Dresden ist die Arbeitslosigkeit die Hauptursache von Armut. Aber wenn Familien unter der Armutsgrenze leben, sind sie nicht immer erwerbslos. Die Erwerbstätigkeit beider Eltern ist kein Garant (mehr), das Armutsrisiko zu vermeiden. In jeder zehnten von Armut bedrohten Familie arbeiten beide Eltern Vollzeit. Besonders stark von Armut betroffen sind Alleinerziehende.
Während in der Öffentlichkeit oftmals ein einheitliches Bild der Lebenslage armer bzw. von Armut bedrohter Menschen gezeichnet wird, kann die zweite Teilstudie zeigen, dass dies ein Zerrbild ist. Den typischen Hartz-IV-Empfänger gibt es nicht. Familien mit ALG-II-Bezug unterscheiden sich sowohl darin, wie es zu der Unterstützungsbedürftigkeit ("Bezugskarriere") gekommen ist und wie sie damit umgeben ("Bewältigungstrategien").
Eine Kurzzusammenfassung der Ergebnisse mit einigen Abbildungen und Tabellen steht hier zur Verfügung.
Informationen für Journalisten:
Prof. Dr. Karl Lenz
TU Dresden
Institut für Soziologie
01062 Dresden
Prof. Dr. Winfried Killisch
TU Dresden
Zentrum Demografischer Wandel
01062 Dresden