16.11.2021
»Fermat’s Last Trade« durchleuchtet die Aktienlandschaft
Vier Mathematiker bringen mit ihrer Investment-App Wertebewusstsein ins Spiel
Frauke Posselt
Inspiriert durch das Theorem des bekannten Mathematikers Pierre de Fermat wollen vier junge Nachwuchswissenschaftler der TU Dresden Privatanlegern helfen, passende Investments zu finden. »Wer optimal über Aktien und Investments informiert ist, kann mit einem einzelnen Last Trade für die eigene Zukunft vorsorgen und eventuell sogar noch darüber hinaus ein Erbe hinterlassen, so wie de Fermat es getan hat«, erklärt Mitgründer Dennis Wenzel die Analogie.
Doch was versteckt sich hinter Fermat’s Last Trade? Das Team hat eine mobile Applikation für Investments entwickelt. Soweit nichts Besonderes. Doch immer mehr Menschen sind neben den reinen Anlagezielen, wie starkes Wachstum oder langfristige Absicherung, die eigenen Wertvorstellungen wichtig. Für den Einzelnen ist es jedoch nur schwer zu durchschauen, wie groß beispielsweise der CO2-Fußabdruck eines Unternehmens ist, wie gut die Löhne oder die Mitarbeiterzufriedenheit. Die App, die später unter dem Namen »illumino« erscheinen soll, will hier Licht ins Dunkel bringen.
Dennis Wenzel erklärt: »Unsere Anwendung bringt Informationen zu einzelnen Aktien zu zwei Aspekten zusammen: ›Wie gut passt die Aktie zu meinen Anlagezielen?‹ und ›Wie gut ist das Unternehmen mit meinen Werten vereinbar?‹. Hierfür bündeln wir Daten, die für Privatpersonen schwer zugänglich und kaum verständlich sind. Wir verpacken diese in eine einfache Bewertung und machen sie über eine mobile App zugänglich.«
Dennis Wenzel, Robert Bauer, Philipp Strietzel und Assad Majid, die in verschiedenen Bereichen der Mathematik promovieren, verbindet schon länger ein gemeinsames Interesse für Investments und Finanzmärkte. Die Idee, die bei einer Kneipenrunde entstanden ist, greifen sie im März 2020 in einem themenoffen angelegten Seminar auf. Auch wenn hier mehr Herausforderungen entstanden als gelöst wurden, waren sie nicht bereit, das Ganze in der Schublade verschwinden zu lassen. Mit Unterstützung von dresden|exists hat sich das Team erfolgreich auf ein EXIST-Gründerstipendium beworben. Im Rahmen des Stipendiums erhalten bis zu drei Personen über zwölf Monate eine finanzielle Unterstützung zur Sicherstellung des Lebensunterhaltes sowie bis zu 35 000 Euro für Sachausgaben und Coachings. Seit Oktober 2021 können sich die Mathematiker dank Stipendium ganz darauf konzentrieren, den Businessplan auszuarbeiten und ihre Gründung weiter voranzutreiben.
»Aktuell stecken wir mitten in der Optimierung der App. Wir validieren unter anderem unsere Algorithmen, die das Herzstück des Produktes sind. Um die Einschätzung der persönlichen Kriterien zu verbessern, sind wir dabei, weitere Datenquellen anzubinden. Dafür müssen wir mit den Anbietern verhandeln, aber auch die geeigneten Schnittstellen programmieren«, erklärt Wenzel. Die nächsten großen Schritte sind ein erster Alpha-Test im Bekanntenkreis und eine groß angelegte Betarunde Anfang kommenden Jahres. Hier soll dann weiteres Nutzerfeedback ins Produkt einfließen.
Zunächst starten die Gründer mit einer iOS-Anwendung. »Interessierte Test-User können sich gern bei uns per Mail an contact@fermats-last.trade melden. 2022 wollen wir das Produkt auch auf Android ausweiten. Hierfür sind wir auf der Suche nach Entwicklern, die uns zunächst inform eines Praktikums oder einer Abschlussarbeit unterstützen, später gegebenenfalls auch in Festanstellung«, so Wenzel weiter.
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 18/2021 vom 16. November 2021 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.