Apr 28, 2020
Ganz nah am Corona-Geschehen
Viele Dresdner Medizinstudenten haben sich für den Einsatz in sächsischen Kliniken bereit erklärt
Mitte März kam die E-Mail von »Carus Campus«. Das ist das Alumni- und Fördernetzwerk der Medizinischen Fakultät der TU Dresden und des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus. Auch Linda Wenzel und Isabella Püschel, beide Medizin-Studentinnen im 10. Semester, erfuhren so vom dringenden Bedarf mehrerer sächsischer Kliniken an möglichst fachkundigen Helfern und der Möglichkeit, sich dafür unkompliziert online registrieren lassen zu können. Mehr als 1000 Dresdner Medizinstudenten meldeten sich daraufhin, weit über 300 von ihnen sind aktuell im Einsatz.
»Es war vorlesungsfreie Zeit und wir hatten bereits die Information zum verzögerten Beginn des Sommersemesters erhalten«, erinnert sich Isabella Püschel, die aus Halle zum Studium nach Dresden kam. »Auch über eine Freundin, die im Fachschaftsrat aktiv ist, hatte ich von diesem Aufruf gehört.« Im Bewusstsein, wirklich gebraucht zu werden und mit dem Willen, die vorlesungsfreie Zeit sinnvoll zu nutzen, fiel ihr Entschluss zur Anmeldung über die Online-Plattform sehr schnell. So ging es auch der Berlinerin Linda Wenzel, die vor ihrem Studium bereits eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin abgeschlossen hatte.
Als beide Studentinnen nach einigen Tagen die Rückmeldung erhielten, dass man sie gern im Dresdner Universitätsklinikum (UKD) einsetzen würde, ging dann alles ganz schnell. Isabella Püschel arbeitet nun schon seit Anfang April im Drei-Schicht-System in der am Uniklinikum eingerichteten Zentralen Krankenhausleitstelle Corona Dresden/Ostsachsen. Ein Team von 20 Leuten, dabei – unter Anleitung von UKD-Mitarbeitern – auch viele höhere Medizin-Semester mit Rettungsdienst-Vorkenntnissen, nimmt hier Anrufe von Rettungsdiensten entgegen. Bei Patienten mit Verdacht auf eine Corona-Infektion wird in der Leitstelle koordiniert, in welches Krankenhaus sie eingewiesen werden.
Ganz nah am Patienten ist mit ihren Vorkenntnissen als Pflegekraft Linda Wenzel. Sie hat sich bereit erklärt, ihren Beitrag auf der für Corona-Patienten eingerichteten Infektionsstation zu leisten. Auch hier sind neben UKD-Pflegekräften weitere Studenten mit abgeschlossenen Ausbildungen im Einsatz. »Zu Beginn war das Arbeiten mit Schutzkleidung inklusive Haube, Mundschutz und Plastik-Visier sehr ungewohnt«, erinnert sich Linda Wenzel. Die strengen Hygieneregeln sind unerlässlich. Aber für Patienten und medizinisches Personal ist die Einschränkung von menschlicher Nähe nicht einfach. »Meist sage ich beim Hereingehen ins Zimmer, wer gerade den Raum betritt – denn die Patienten können mich unter der Schutzkleidung ja kaum erkennen.«
Beide Studentinnen haben den Eindruck, dass die in Dresden und Sachsen vorgenommenen Maßnahmen gegriffen haben und die Patientenversorgung immer sichergestellt war. Und sie hoffen, dass die Aufmerksamkeit, die das Gesundheitswesen gerade erfährt, auch nach der Corona-Krise aufrechterhalten bleibt. Wertschätzung, auch für das Personal, das in den Kliniken zum Beispiel für Reinigung oder Verköstigung zuständig ist oder eben als Student das Praktische Jahr absolviert.
Konrad Kästner
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 8/2020 vom 28. April 2020 erschienen. Die komplette Ausgabe ist hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei doreen.liesch@tu-dresden.de bestellt werden. Mehr Informationen unter universitaetsjournal.de.