Apr 18, 2010
Bauma-Innovationspreis geht erneut nach Dresden
Dresden steht nicht nur für Tradition, sondern genauso für Innovation. Dies untermauert der bauma-Forschungs-Innovationspreis, der am 18. April 2010 an die Forscher rund um Dipl.-Ing. Erik Anders verliehen wurde. Sie arbeiten am Institut für Verarbeitungsmaschinen und mobile Arbeitsmaschinen der Fakultät Maschinenwesen an der TU Dresden und haben einen wichtigen Innovationsschritt für Bohrverfahren für die Tiefengeothermie entwickelt. Geothermie - Energie aus dem Erdinneren - gewinnt zunehmend an Bedeutung als Beitrag zur klimafreundlichen Energiegewinnung. Damit geht der Innovationspreis in der Kategorie Forschung bereits zum zweiten Mal an das Dresdener Institut, das bereits bei der letzten bauma vor drei Jahren ausgezeichnet worden war.
Der Innovationspreis wird anlässlich der bauma verliehen, der führenden internationalen Fachmesse für Bau-, Baustoff- und Bergbaumaschinen, Baufahrzeuge und Baugeräte. Sie findet vom 19. bis 25. April 2010 in München statt. In diesem Jahr gab es mehr als 200 Anträge für den Preis.
Die Wissenschaftler der TU Dresden arbeiten an einem neuen Bohr-Verfahren, das Geothermie einfacher und günstiger machen kann. Das Elektroimpulsverfahren (EIV) kann die Bohrkosten in einem Geothermie-Projekt um bis zu 30 Prozent senken und gleichzeitig die Bohrgeschwindigkeit erhöhen.
In der Erdkruste ist ein nahezu unerschöpflicher Vorrat an Wärme-Energie gespeichert, aus der Strom gewonnen werden kann. Um diese Wärme zu erschließen, sind tiefe Bohrungen nötig, die bislang sehr teuer sind. Erst ab einer Tiefe von mehr als 3000 Metern ist das Gestein mit 130 Grad Celsius so warm, dass mit dieser Wärme ein Kraftwerk wirtschaftlich betrieben werden kann. Mindestens zwei tiefe Bohrlöcher sind die Voraussetzung für ein Erdwärme-Kraftwerk. Eine Bohrung dient dabei als Injektionsbohrung, die andere als Förderbohrung für das Wärmeträgermittel. Das Gestein gibt seine Wärme an diese Trägerflüssigkeit ab und arbeitet wie ein Wärmetauscher. Oberirdisch wird die geförderte Wärme einem Dampfkreislauf zugeführt, mit dem eine Turbine betrieben werden kann.
Diese Technologie bietet die Möglichkeit, unabhängig von Wind und Sonne Grundlastkraftwerke für die CO2-freie Stromproduktion zu bauen. Doch die hohen Bohrkosten haben schon so manches Geothermie-Projekt scheitern lassen. Zwischen acht und 13 Millionen Euro kostet eine einzige Bohrung bis in eine Tiefe von 5000 Metern. Denn herkömmliche Bohrwerkzeuge sind für Sedimentgesteine von Öl- und Gaslagerstätten geeignet. Bei Gesteinen wie Granit bohren sie nur sehr langsam (1 - 2 m/h) und verschleißen schnell. Nach zwei bis drei Tagen im Dauerbetrieb muss der Bohrkopf getauscht werden. Dabei ist der gesamte Bohrstrang aus- und wieder einzubauen; in dieser Zeit steht die Anlage.
Und hier setzen die Dresdner Forscher um Dipl.-Ing. Erik Anders an. Sie haben eine neue Bohrtechnik entwickelt: Wegsprengen statt Wegraspeln lautet das Motto, und zwar durch Elektroimpulse. Das Elektroimpulsverfahren (EIV) nutzt die zerstörende Wirkung energiereicher, elektrischer Entladungen, die im Inneren des zu lösenden Materials erzeugt werden. 300000 Volt entladen sich in dem neuen Werkzeug innerhalb von einer zehnmillionstel Sekunde. Dadurch steigen Druck und Temperatur schlagartig an, das Gestein zerplatzt gleichsam. Die Elektroden, zwischen denen der Durchschlag erzeugt wird, liegen dabei nur lose auf dem Gestein auf.
Im Rahmen eines durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit geförderten Projektes haben die Forscher ein Maschinenkonzept für das EIV entwickelt, aus dem jetzt ein Prototyp entstehen soll.
Kontakt für Journalisten:
Dipl.-Ing. Erik Anders,
TU Dresden, Institut für Verarbeitungsmaschinen und mobile
Arbeitsmaschinen,
Professur für Baumaschinen- und Fördertechnik,
Tel.: 0351 463-32544; Fax: -37731,
Marlene Odenbach,
Pressesprecherin Fakultät Maschinenwesen,
Tel.: 0351 463-34520,