May 12, 2020
Gründen im Studium - muss kein Entweder-oder sein
»Die Fähigkeiten eines Gründers können mir auch als Wissenschaftler helfen.«
Dass er Forschergeist in sich trägt, hat Fritz Henke, 19 Jahre, bereits bewiesen. Während seiner Abiturzeit hat er einen neuen Ansatz zur Reinigung von Textilabwässern entwickelt. Im Rahmen von »Jugend forscht« erhielt er dafür unter anderem im Bundeswettbewerb den dritten Platz in der Kategorie Chemie. Seit dem Wintersemester 2019 studiert er nun an der TU Dresden Chemie. Viele seiner Kommilitonen wären damit erst einmal ausgelastet. Doch kaum, dass er die ersten Vorlesungen hinter sich gebracht hatte, stürzte sich Fritz in ein neues Projekt. Er entwickelt neben seinem Studium eine App zum Chemie- Lernen.
Anstatt einfach loszulegen, informierte er sich rund ums Thema Gründen und landete im »Startup Bootcamp« von dresden|exists. In vier Workshops können Gründerinnen und Gründer mit digitalen Geschäftsideen hier an ihrer Idee feilen. Am Ende soll dann ein erstes Geschäftsmodell stehen. Was er hier mitnehmen konnte und was ihn antreibt, erzählt Fritz Henke im Interview.
dresden|exists: Fritz, was ist deine Idee und wie bist du darauf gekommen?
Fritz Henke: Ich entwickle eine App, die Schülern und Studenten beim Selbststudium für das Fach Chemie helfen soll. Das Tool soll chemische Reaktionsgleichungen mit einer innovativen Handschrifterkennung scannen, lösen und Schritt-für-Schritt erklären – einfach, individuell und mobil. Die Idee kam mir, als ich mit der App »Photomath « für Mathe geübt habe. Diese App besitzt ähnliche Funktionen, aber eben nur für das Fach Mathematik.
Du stehst noch ganz am Anfang deines Studiums. Wie bist du darauf gekommen, dich jetzt mit dem Thema Gründung zu beschäftigen?
Ich möchte mich neben meinem Chemiestudium auch mit anderen Themen beschäftigen und verschiedene Sachen ausprobieren, um neue Erfahrungen zu sammeln. Dabei finde ich das Thema Gründung und Start-up extrem spannend, da man sich selbst verwirklichen kann und einen Mehrwert für andere Menschen schaffen kann. Mein Studium hat natürlich auch Priorität, was mich besonders im ersten Semester schon ganz gut auslastet.
Was motiviert dich, deine eigenen Ideen voranzutreiben?
Es ist einfach total cool, eigene Projekte zu betreiben, die einem Freude bereiten, und so seine eigenen Ziele zu verfolgen. Man lernt extrem viel dazu. Gerade auch, weil es viele Herausforderungen und Rückschläge gibt.
Im Bootcamp hast du an deiner Chemie- App gearbeitet. Was hat dir hier besonders geholfen?
Mir hat besonders gut gefallen, dass ich das vermittelte Wissen im Bootcamp sofort umsetzen konnte und ich so auch schon das erste Feedback zu meiner Idee bekommen konnte. Die wichtigste Erkenntnis für mich war, dass man das Produkt zusammen mit den Nutzern entwickeln sollte, um den größtmöglichen Nutzen bieten zu können.
Wo stehst du gerade und was ist nun der nächste Schritt für dein Projekt?
Im Moment arbeite ich an dem Prototypen für die App. Damit möchte ich mir Nutzerfeedback einholen, bevor ich mit der Programmierung beginnen werde. Zudem bin ich auf der Suche nach einem Developer, der mit mir gemeinsam die App entwickeln möchte. Falls du programmieren kannst und Lust hast, mit mir das Lernen im Fach Chemie zu revolutionieren, dann melde dich doch einfach mal ganz unverbindlich bei mir.
Siehst du ein eigenes Unternehmen als Karriereweg für dich oder könnte es vielleicht auch die Wissenschaft werden?
Primär sehe ich die Wissenschaft als Karriereweg für mich, da es mir sehr viel Spaß macht, als Forscher tätig zu sein. Ich denke, die Fähigkeiten eines Gründers können mir auch als Wissenschaftler helfen. Möglicherweise kann ich später beide Wege verknüpfen und durch meine Forschungsergebnisse ein Unternehmen gründen.
Die Fragen stellte Frauke Posselt.
Das nächste Startup Bootcamp startet im September 2020.
Mehr Informationen unter:
www.dresden-exists.de
Interessierte Entwickler können sich unter melden.
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 9/2020 vom 12. Mai 2020 erschienen. Die komplette Ausgabe ist hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden. Mehr Informationen unter universitaetsjournal.de.