05.11.2009
Unter Federführung der TU Dresden beginnen Sanierungstätigkeiten am heiligen See in Hanoi
Inmitten der Millionenmetropole befindet sich der etwa 13 ha große Hoan Kiem See, der von der vietnamesischen Bevölkerung als heilig verehrt wird. In ihm lebt eines der vier letzten lebenden Exemplare der vom Aussterben bedrohten Yangtze Riesenweichschildkröten. Der Legende nach soll sie dem Nationalhelden Le Loi im 15. Jahrhundert ein goldenes Schwert überreicht haben, mit dessen Hilfe es gelang, das vietnamesische Volk vom Joch der chinesischen Fremdherrschaft zu befreien. Der See ist infolge seiner urbanen Lage stark nährstoffübersättigt, d. h. hypertroph. Zudem wurde der See in den letzten Jahrzehnten durch Sedimenteintrag immer flacher und droht zu verlanden. Dieser Prozess soll durch Sedimententnahme aufgehalten werden. Die zentrale Lage, die kulturelle Bedeutung und die Schildkröte lassen jedoch die Anwendung konventioneller Techniken nicht zu. In der Vergangenheit hat es mehrere, auch internationale Projekte zur Entschlammung gegeben, die alle an den hohen Anforderungen scheiterten.
Das Institut für Abfallwirtschaft und Altlasten der TU Dresden koordiniert seit nun zwei Jahren ein vom BMBF gefördertes Forschungsvorhaben, in dem Strategien und Verfahren für eine nachhaltige Sanierung, Stabilisierung und Bewirtschaftung des Hoan Kiem Sees in Hanoi erarbeitet werden. Das Konsortium setzt sich zusammen aus den Firmen FUGRO HGN, die mit geoelektrischen Methoden den Untergrund des Sees untersucht haben, den Firmen Herbst Umwelttechnik GmbH und GSan Ökologische Gewässersanierung GmbH aus Berlin, die die geeigneten technischen Geräte entwickelt haben und dem Ingenieurbüro Dr. Panning aus Hoppegarten. Das Institut für Abfallwirtschaft und Altlasten der TU Dresden führt in Zusammenarbeit mit dem Institut für Hydrobiologie die wissenschaftliche Begleitung des Vorhabens durch. Hierbei bekommen die Mitarbeiter Unterstützung von der Vietnamesischen Akademie der Wissenschaften, von der Hanoi University of Science und der Hanoi University of Mining and Geology.
Schon im Juni dieses Jahres wurden die technischen Anlagen am Fischteich der Ho Chi Minh Gedenkstätte unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit vorgeführt. Die zuständigen Behörden zeigten sich sehr interessiert und waren vom Ergebnis der Entschlammung und vom Anlagendesign überzeugt. Vom 17. bis 26. November wird nun ein Vorlauf zur Entschlammung des Hoan Kiem Sees erfolgen.
Geplant ist die Entschlammung von etwa 1000 m2 im nördlichen Seebereich. Hierzu wird der von der Firma GSan entworfene und gebaute Unterwassersaugbagger "Sediturtle" eingesetzt. Der Saugbagger wird langsam über das Sediment fahren und die obersten Schichten des Sedimentes absaugen, welches aus lockerem Schlamm besteht. Das entnommene Sediment wird am Seeufer mit einem Flockungsmittel versetzt und über eine Siebbandpresse geleitet, das den Wassergehalt reduziert. Anschließend wird das Sediment abtransportiert. Teil des Vorhabens ist die Prüfung des Sedimentes hinsichtlich einer landwirtschaftlichen Verwertung als Bodenverbesserer. Es ist zu erwarten, dass die Entschlammung unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit durchgeführt wird.
Ziel ist es, im Anschluss große Flächen des Hoan Kiem Sees zu entschlammen, um so einer Verlandung entgegenzuwirken, um das Wasservolumen des Sees und damit die Lebensbedingungen für die Schildkröte zu verbessern.
Informationen für Journalisten:
Prof. Dr. Peter Werner
Celia Hahn, Tel.: 030 40520751