03.01.2011
Hochmittelalterliche Klöster und Orden als Innovationslabore
Klöster und christliche Orden hier und heute? Ja – sehr viele der Modelle und Strukturen des heutigen gesellschaftlichen Miteinanders in West- und Mitteleuropa entstanden in den Klöstern und Orden des Hochmittelalters der lateinisch-christlichen Tradition und wirken bis in die moderne heutige Zeit, ohne dass wir uns dessen immer bewusst sind.
Das auf fünfzehn Jahre angelegte Langzeit-Projekt „Klöster im Hochmittelalter: Innovationslabore europäischer Lebensentwürfe und Ordnungsmodelle“ der Sächsischen Akademie der Wissenschaften – das erste Projekt dieser Akademie an der TU Dresden überhaupt – will die Entstehung und die historische Wirkung solcher Modelle und Strukturen erforschen. Dabei sollen von der Forschung bislang zu wenig berücksichtigte Quellen – Mahnschriften, didaktische Traktate, Kommentierungen von Kloster- oder Ordensregeln sowie Statuten und deren Kommentare – zunächst erschlossen, analysiert und in Editionen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht sowie in kulturwissenschaftlicher Perspektive bewertet werden. Eine interakademische Verbindung besteht mit einer weiteren Arbeitsstelle des Projekts, die unter der Leitung von Prof. Bernd Schneidmüller und Prof. Stefan Weinfurter von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften getragen wird und an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg beheimatet ist.
Die Forschungen der seit Anfang 2011 an der TU Dresden angesiedelten Arbeitsstelle des Sächsischen Akademieprojektes konzentrieren sich auf die normativen Strukturen des klösterlichen Lebens während des 11. bis 13. Jahrhunderts, um zu einer Neubewertung des Verhältnisses von Einzelnem und Gemeinschaft zu gelangen und dadurch die in die Zukunft weisenden Formen gesellschaftlicher Verfasstheit angemessen beurteilen zu können.
Das Projekt, das schon aufgrund seiner Thematik besonderen Wert auf internationale Zusammenarbeit legt, wird von Professor Gert Melville, Seniorprofessor an der Professur für mittelalterliche Geschichte der TU Dresden und Direktor der Forschungsstelle für Vergleichende Ordensgeschichte (FOVOG), geleitet. Am Projekt arbeiten zwei Wissenschaftler sowie zeitweilig Gastwissenschaftler mit.
Es ist eines von mehreren Projekten, die unter dem Dach der FOVOG – eine Forschungsplattform und wissenschaftliche Rahmenorganisation für mehrere, auf einander abgestimmte Forschungsprojekte zu Klöstern und Orden im Mittelalter – an der TU Dresden zusammengefasst sind. An der FOVOG existiert ferner ein eigenes Graduiertenkolleg. Der wissenschaftliche Austausch wird zudem durch Humboldt-Stipendiaten gefördert. Für die an der FOVOG angesiedelten Projekte stehen derzeit mehr als eine halbe Million Euro eingeworbener Drittmittel jährlich zur Verfügung.
Informationen für Journalisten:
Dr. Lars-Arne Dannenberg,
TU Dresden, FOVOG,
Tel.: 0351 47934182
Besucheradresse:
TU Dresden, FOVOG,
01217 Dresden, Zellescher Weg 21, 2. Etage