Nov 12, 2019
Jugger – exotischer Sport mit Spaß und Power
Die Mischung aus Rugby und Fechten kommt auch bei TUD-Studenten gut an
Claudia Trache
»3-2-1-Jugger« heißt es zweimal pro Woche für Helene Zeisig, Swantje Michael, Valentin Pahlke und Nils Krüger. Gemeinsam mit knapp 50 weiteren Mitgliedern der Abteilung Jugger des TSV Rotation 1990 e.V. frönen sie einer hierzulande noch etwas exotisch anmutenden Sportart. Jugger ist ein Mannschaftssport, der sowohl im Freien als auch in der Halle gespielt wird. Es ist eine Mischung aus Rugby und Fechten. Gespielt wird fünf gegen fünf auf einem 40 mal 20 Meter großen Spielfeld. Ziel ist es, den Ball (»Jugg«) in das gegnerische Tor zu befördern, was nur durch den Läufer per Hand möglich ist. Mit den gepolsterten Spielgeräten (»Pompfen«), die ganz unterschiedlich lang, breit und groß sind, versuchen die anderen Mitspieler die Gegner am Punkten zu hindern. Ein gegnerischer Spieler, der von einer Pompfe berührt wurde, wird für eine bestimmte Zeit zum inaktiven Spieler und muss sich hinhocken. Als Zeiteinheiten gelten beim Jugger Trommelschläge. Es gibt verschiedene Spielarten: entweder nach Zeit (Spielende nach zweimal 100 Trommelschlägen) oder nach Sätzen (fünf Punkte pro Satz und zwei Gewinnsätze).
Tolle Jugger-Community
Im April 2016 gründeten Studenten das Team »Die Goldenen Reiter« und wurden im November des gleichen Jahres als Abteilung Jugger beim TSV Rotation 1990 e.V. aufgenommen. Einer der Gründungsmitglieder ist Nils Krüger. »Der Sport macht Spaß. Er ist sehr abwechslungsreich«, so der 26-Jährige, der im vergangenen Jahr sein Master in Chemie an der TU Dresden erlangt hat. Er war es auch, der vor rund zweieinhalb Jahren Valentin Pahlke dazu überredete beim Training vorbeizukommen und Jugger auszuprobieren. »Ich kannte Nils aus der Studentenclubszene. Als er mir damals im Studentenclub ›Traumtänzer‹ von Jugger erzählte, war mir noch nicht klar, dass ich soeben mit dem halben Dresdner Jugger-Team an einem Tisch saß«, erinnert sich der 23-jährige Maschinenbaustudent. Das änderte sich, als er beim Training vorbeikam. »Es hat mir sofort Spaß gemacht und ich bin dabeigeblieben. Der Teamgeist, aber auch die Jugger-Community im Allgemeinen finde ich sehr angenehm. Jugger ist ein taktischer Sport, was ich sehr mag. Er fordert aber auch den gesamten Körper durch den ständigen Wechsel von Laufen und Ausfechten von Duellen.« Swantje Michael, Promotionsstudentin der Psychologie an der TU Dresden, spielt seit Juni 2018 in Dresden Jugger. »Ich hatte den Sport bereits über Freunde in Berlin kennengelernt. Ich wollte sportlich einfach mal etwas Neues ausprobieren und hab mich sofort wohl gefühlt«, erzählt die 28-Jährige. »Auf dem Spielfeld ist an verschiedenen Stellen gleichzeitig viel los. Da ist man nicht nur körperlich gefordert, sondern auch die Konzentration ist wichtig. Dennoch steht der Spaß im Vordergrund.«
Jugger in der Wissenschaft
Helene Zeisig ist seit zweieinhalb Jahren in Dresden, kannte Jugger aber bereits aus Coswig bei Dresden, wo sie im Team »Jugguars« spielte. »Bis dahin konnte mich Sport nie lange fesseln. Jugger hat mir aber sofort gefallen. Es gibt viele Möglichkeiten, sich ins Team einzubringen. Vor allem ist der Sport ungefährlich, da die Pompfen gepolstert sind«, erzählt die 21-jährige Studentin der Sozialpädagogik, sozialen Arbeit und Wohlfahrtswissenschaften. Wer den Film »Jugger – Kampf der Besten« aus dem Jahr 1989 kennt, soll sich also nicht abschrecken lassen. Im Film geht es brutal zu, nicht aber bei der Sportspielvariante.
Seit Mai dieses Jahres hat Helene Zeisig als Abteilungsleiterin die Fäden in der Hand und leitet zudem das Kindertraining. Jugger spielt aber nicht nur in ihrer Freizeit eine Rolle. Auch in ihrem Studium beschäftigte sie sich mit dem Sport und schrieb eine Seminararbeit mit dem Titel »Möglichkeiten und Grenzen von Jugger als Gewaltpräventionsmaßnahme«. »In Deutschland gibt es einige Abschlussarbeiten, die sich mit Jugger beschäftigen, vor allem in der Sozialpädagogik«, sagt sie.
Die Dresdner Jugger nehmen regelmäßig an Turnieren teil. Die Erwachsenen spielen als Team »Die Goldenen Reiter« und die Kinder (ab etwa zwölf Jahre) als Team »Die Blauen Wunder«. Mitte Juni organisierten die Dresdner Jugger das 2. Königlich-Sächsische Hofturnier zu Dresden. Für die kommende Hallensaison ist ein Hallenturnier für Kinder geplant. Weitere Mitstreiter sind immer willkommen!
Interessenten für ein Schnuppertraining können sich bei Helene Zeisig melden. In der Wintersaison wird donnerstags, freitags und sonnabends trainiert. Die genauen Trainingszeiten und -orte stehen unter http://www.tsv-rotation.de/jugger.
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 18/2019 vom 12. November 2019 erschienen. Die komplette Ausgabe ist hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei doreen.liesch@tu-dresden.de bestellt werden. Mehr Informationen unter universitaetsjournal.de.