28.09.2013
Kinoklassiker im Fokus der Kunsthistoriker
„Verlorne Heimat“ – Zur Krise der Moderne zwischen den
Weltkriegen: Wissenschaftliche Tagung der
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der TU Dresden
vom 10.10. – 12.10.2013 sowie Otto-Dix-Ausstellung in der
Staatlichen Gemäldegalerie „Neue Meister Dresden“ im April
2014
Nach dem Ersten Weltkrieg befand sich ganz Europa im Umbruch.
Es ging nicht nur das alte Europa zugrunde, auch die Kultur der
Moderne wurde durch die dramatischen Veränderungen und
Erlebnisse während der Kriegsjahre in neue Bahnen geleitet,
denn auf den Schlachtfeldern zwischen 1914 und 1918 kam es zur
körperlichen und seelischen Beschädigung einer ganzen
Generation. Träumte man noch vor dem Ersten Weltkrieg vom
wissenschaftlichen Fortschritt im Dienste der Menschheit, so
ließ das Kriegstrauma die aufklärerisch-optimistischen
Zukunftsentwürfe des 19. Jahrhunderts mehr als unpassend
erscheinen. Damals hatte sich besonders ein Philosoph einen
Namen gemacht – Friedrich Nietzsche, der in seiner „Geburt der
Tragödie“ (1872) der Kunst eine bedeutende Aufgabe zuweist,
aber gleichzeitig in seiner Kritik auch den kulturellen
Untergang konstatiert.
Ausgehend von Nietzsches Kritik beleuchtet die Tagung
fächerübergreifend die Erfahrung einer Krise der Klassischen
Moderne, die sich gesellschaftlich, politisch und künstlerisch
manifestierte und auf vielfache Weise reflektiert wurde. Dabei
sollen gerade auch die konservativ-reaktionären,
antidemokratischen und modernitätsskeptischen bis -kritischen
Konzepte in den Blick genommen werden, mit denen man auf die
Erfahrung einer umfassenden Modernitätskrise zu reagieren
versuchte. Nietzsches Wort von der „verlornen Heimat“ kann
dabei die dialektische Spannung von Verlust und
Wiedergewinnung, von Kritik an und Gründung auf die Moderne
fassen.
Als Auftakt zur Tagung erklärt und interpretiert Prof. Jürgen
Müller am 10. Oktober, 16 Uhr im Programmkino Ost Fritz Langs
Kinoklassiker „Metropolis“ (D 1927). „Dieses Meisterwerk wird
vom Interpreten als Kampf um eine deutsche Moderne
interpretiert, die sich gleichermaßen gegen Amerika, die
Sowjetunion und das republikanische Frankreich behaupten soll.
'Metropolis' war als nationales Kunstwerk gedacht, das die
Deutschen wachrütteln sollte vor den Gefahren einer falschen
Moderne“, so Prof. Jürgen Müller vom Institut für Kunst- und
Musikwissenschaft der TU Dresden.
Als Ergebnis der Tagung „Verlorne Heimat“ wird im April 2014
die von Birgit Dalbajewa und Prof. Olaf Peters (MLU Halle)
kuratierte Ausstellung „Otto Dix: Das Triptychon 'Der Krieg'
(1929 – 1932)“ in den Staatlichen Gemäldesammlungen „Neue
Meister Dresden“ anlässlich der Erinnerung an den Beginn des
Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren eröffnet.
Öffentlicher Vortrag und Filmvorführung „Metropolis“
Donnerstag, 10.10.2013
Programmkino Ost, Schandauer Str. 73
- 16 Uhr:
Vortrag Prof. Dr. Jürgen Müller (Dresden)
Babelsberg/Babylon – Fritz Langs Metropolis in neuer Deutung - 18 Uhr:
Filmvorführung: Metropolis (D 1927, Regie: Fritz Lang)
Tagungsprogramm: http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/philosophische_fakultaet/ikm/kuge/index_html
Informationen für Journalisten:
Prof. Jürgen Müller,
TU Dresden, Institut für Kunst- und Musikwissenschaft
Tel.: 0351 463-35706