24.09.2024
Klimawandel-Aktionstag am 28. September im Großen Garten: Multitalent Boden – Unser Helfer im Klimawandel
Der Klimawandel beeinträchtigt zunehmend die Funktion unserer Ökosysteme. Das gilt auch für den Großen Garten als „Grüne Lunge“ Dresdens. Denn extreme Hitze verbunden mit Dürre, sintflutartige Regenfälle und heftige Stürme werden häufiger und treten im kurzfristigen Wechsel auf. Das setzt besonders dem alten Baumbestand zu, was den Wert des Großen Gartens als Erholungsstätte und Kulturdenkmal zunehmend gefährdet.
Vor diesem Hintergrund widmet sich – mit der TU Dresden als Partnerin – ein Aktionstag am Sonnabend, 28. September 2024, dem Thema Boden – und das nicht ohne Grund: Denn gesunde Böden erbringen eine Vielzahl von Leistungen für Mensch und Natur, etwa als Lebensraum oder Speicher und Regler im Wasserhaushalt. Bäume und andere Pflanzen wären ohne die Möglichkeit, durch ihre Wurzeln dort Wasser und Nährstoffe im Boden aufzunehmen, nicht überlebensfähig. Durch Abgabe von Verdunstungswasser über die Blätter entsteht Kühlung, die in heißen Sommern gerade in der Stadt so willkommen ist.
Im Zusammenhang mit dem Klimawandel sind Böden aber auch wichtige Kohlenstoffspeicher, denn im Humus wird das klimarelevante CO2-Gas der Atmosphäre entzogen und langfristig im Boden festgelegt. Und das sind sogar meist deutlich größere Mengen, als sie der oberirdische Pflanzenbestand speichert. Da gesunder Boden von einer großen Zahl ganz unterschiedlicher Organismen bewohnt ist, trägt er wesentlich zur Biodiversität bei. Andererseits sind die Bodenorganismen unerlässlich für die Erfüllung der zahlreichen Ökosystemleistungen. Der Boden in seiner Vielfalt ist also ein wahres Multitalent und unverzichtbarer Helfer im Klimawandel.
Mitarbeitende der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen (SBG) und des Bodenkunde-Instituts der TU Dresden geben am Aktionstag „vertiefende“ Einblicke in die verborgene, dabei aber äußerst faszinierende Welt des Bodens. Beide Einrichtungen arbeiten seit drei Jahren in einem aus Bundesmitteln geförderten Projekt eng zusammen. Beim aktuellen und an die breite Öffentlichkeit gerichteten Aktionstag werden sie unterstützt durch weitere Akteure wie die Stadtentwässerung, das Umweltamt Dresden, das Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz oder den Stadtverband der Gartenfreunde.
Von 10 bis 12 Uhr gibt es im Palais im Großen Garten kurze Vorträge mit Diskussion. Zwischen 13 und 16 Uhr kann man sich an drei Stationen im Park sowie im benachbarten Botanischen Garten zum Thema Boden breit informieren und an verschiedenen Mitmach-Aktionen und Führungen beteiligen. So ermöglicht beispielsweise ein Blick durchs Mikroskop Erkenntnisse dazu, welche ganz unterschiedlichen Organismen sich in einer Bodenprobe tummeln. Gerade Kleinstlebewesen nehmen wir selten wahr, obwohl sie allgegenwärtig sind und erstaunliche Fähigkeiten haben. "Bakteriopolis – die verborgene Welt der Mikroben", eine Wanderausstellung der Fakultät Biologie der TU Dresden, lädt mit anschaulichen Beispielen ein, sich bewusst mit ihnen zu befassen.
Hobby-Gärtner können fachsimpeln und Fragen zum Boden daheim stellen. Oder man kann bei Versickerungstests auf der Eichwiese selbst ausprobieren, wieviel Wasser der Boden dort aufnehmen kann und so seinen Beitrag zur „Schwammstadt“ Dresden leistet. Außerdem gibt es spannende Antworten auf die Frage, wie man es schafft, tief in den Untergrund hineinzusehen, ohne ihn durch intensives Bohren und Graben zu (zer-)stören. Nicht nur Technik-Freaks können dabei miterleben, wie man hierfür ganz ausgeklügelte Verfahren wie Georadar oder Geomagnetik einsetzt. Mit solcher High-Tech werden große Wurzeln, Steine, zugeschüttete Wege, Rohrleitungen oder verfüllte Bombenkrater aus der Kriegszeit sichtbar. Wer will, kann beim Einbau der Sensoren selbst Hand anlegen und bei den Messungen mitwirken. Am Bildschirm des mobilen Computers gewinnt man auf diese Weise ganz neue, unerwartete Einblicke.
Beim Aktionstag werden alle Sinne angesprochen: Es geht um Sehen und Erkennen, Fühlen, Riechen und sogar um Hören … Interessierte Bürgerinnen und Bürger – jung und alt – lernen auf diese Weise viel über das, was sonst unentdeckt unter den Füßen bleibt: unterschiedlich gefärbte Bodenhorizonte, das Gemisch von Humus und Mineralkörnern, Steine, die verschlungenen Wege des Wassers durch das Wurzelgeflecht oder den Porenraum mit seinen Bodenbewohnern wie etwa die Regenwürmer oder Pilze. Man kann also ganz hautnah erleben, was unseren Boden für den Naturhaushalt und die Menschen so wertvoll macht. Auch gewinnt man einen Eindruck, wie die Bodenwissenschaften dazu beitragen, den Großen Garten als Dresdens "Grüne Lunge“ fit für den Klimawandel zu machen. Denn die Ergebnisse der laufenden Untersuchungen tragen dazu bei, das Parkmanagement an die Herausforderungen des Klimawandels künftig besser anzupassen. Das umfasst Bodenlockerung, Bewässerung, Nährstoff-Recycling etwa durch nachhaltigen Einsatz von Kompost oder selbst hergestellter Pflanzenkohle.
Weitere Informationen:
https://tu-dresden.de/tu-dresden/veranstaltungskalender/veranstaltungskalender/klimawandel-aktionstag-im-grossen-garten
https://wissen.schloesserland-sachsen.de/forschung-sammlung/klimawandel-in-historischen-gaerten/
Ansprechpartner für Presseanfragen:
Prof. Dr. Karl-Heinz Feger
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