31.08.2020
Lernen ohne Noten – 360 Schüler starten an der Universitätsschule Dresden ins Schuljahr
Mit 360 Kindern in den Klassenstufen 1 bis 6 ist die Universitätsschule Dresden ins neue Schuljahr gestartet. Am 29. August gab es für 63 Erstklässlerinnen und Erstklässler mit ihren Eltern eine feierliche Schuleinführung im Audimax der TU Dresden. Weitere 80 Schülerinnen und Schüler lernen seit Montag in der Klassenstufe fünf.
Bis Klasse 9 ohne Noten
Mit einer Ausnahmeregelung des Sächsischen Kulturministeriums (SMK) lernen die Kinder im gemeinsamen Schulversuch von TU Dresden und Stadt Dresden bis zur Klasse 9 ohne Noten. Im Juli wurden bereits die ersten Zeugnisse als Lern- und Entwicklungsbericht ohne Ziffernnoten übergeben, die sich vor allem an die Schülerinnen und Schüler richten. Grundschulleiterin Maxi Heß erklärt dazu: „Wir wollen den Kindern eine Rückmeldung dazu geben, was sie schon können und gelernt haben. Die deutliche Beschreibung von Kompetenzen in einer einfachen Sprache ist da viel leichter zu verstehen als eine Zahl. Was bedeutet denn eine 2 in Mathe? Was sagt mir eine Zahl darüber, was ich kann?“
Die im sächsischen Rahmenlehrplan vorgegebenen Lernziele werden in individuelle Lernpfade überführt. Den Lernbegleitern kommt dadurch die Aufgabe zu, die Kinder beim Lernen in Projekten so anzuleiten, dass die Lernziele auf dem Weg zum Ergebnis umgesetzt werden. „Die Kinder können aber nicht einfach machen, was sie wollen. Sie entwickeln gemeinsam mit den Lernbegleiterinnen einen Weg für die Kompetenzentwicklung, die immer gemeinsam mit anderen Schülern stattfindet. Das Lernen funktioniert zwar in Begleitung, aber immer selbstständig und kooperativ, fächerverbindend und jahrgangsübergreifend.“
„Eigentlich braucht es an der Universitätsschule keine Zeugnisse,“ ergänzt Patricia Schwarz, die Leiterin der Oberschule. „Denn der Lernfortschritt jedes einzelnen Kindes wird kontinuierlich in der Schulsoftware abgebildet und gemessen. Nicht nur die Schüler, auch die Eltern können jederzeit sehen, wo ihr Kind im Kompetenzerwerb steht. Und die Schüler lernen in ihrem Tempo, nicht nach dem Rhythmus von Tests und Klassenarbeiten, aber immer mit einem Ziel.“
Die Anschlussfähigkeit an die Anforderung von Ausbildungsbetrieben oder im Moment eines Schulwechsels ist dabei stets gegeben. Denn aus dem Lern- und Fortschrittsbericht lässt sich jederzeit ein Ziffernzeugnis erstellen. Die Zeugnisse zum Schuljahresende enthalten entsprechend der Anforderungen des SMK einen Versetzungsvermerk.
Die Notenbefreiung wurde von Lehrkräften, Eltern und Kindern an der Universitätsschule mit Erleichterung aufgenommen: „Jetzt können sich alle auf das Lernen selbst konzentrieren und müssen sich nicht um Überraschungen auf dem Halbjahreszeugnis sorgen. Das befreit sehr!“. Wer in einer anderen Schule an Ziffernzeugnisse gewohnt war, muss sich an diese neue Form jedoch zum Teil noch gewöhnen. Dafür bietet die Schule den Eltern jährlich mindestens ein Gespräch mit „Übersetzungshilfe“ an, erklärt Maxi Heß und ergänzt: „Die Kinder an der Universitätsschule übernehmen sehr viel Verantwortung für die eigene Kompetenzentwicklung. So erleben sie durch ihre Lernerfolge mehr Autonomie und Selbstwirksamkeit als in einem System, das viele Ziele vorgibt. Für uns der richtige Weg, denn was braucht ein junger Erwachsener im 21. Jahrhundert? Kreativität, Teamfähigkeit und ein hohes Maß an Selbstreflexion!“
Die Universitätsschule Dresden ist ein gemeinsames Projekt der Landeshauptstadt Dresden und der Technischen Universität. Sie ist eine öffentliche und kostenfreie Grund- und Oberschule in städtischer Trägerschaft, an der unter wissenschaftlicher Begleitung innovative Formen des Lehrens und Lernens erprobt werden. Darüber hinaus wird sie Aus- und Weiterbildungsschule der TU Dresden für zukünftige und derzeitige Lehrkräfte sein.
Informationen zum Forschungsprojekt an der TU Dresden: https://tu-dresden.de/gsw/unischule
Informationen zur Universitätsschule Dresden: http://universitaetsschule.org
Informationen für Journalisten
Maria Völzer
0351 463-39917