Mar 27, 2014
Der Freiberger Dom als begehbares Bild
Zum 1. April 2014 starten an der TU Dresden drei innovative
Lehr-Lern-Projekte, die die Qualität der Lehre und das
studentische Lernen an den sächsischen Hochschulen verbessern
sollen. Das Hochschuldidaktische Zentrum Sachsen (HDS) fördert
sie im Rahmen des Verbundprojekts „Lehrpraxis im Transfer“.
Ziele sind der Austausch zwischen den Lehrenden und der
Transfer erprobter und innovativer Lehrkonzepte.
Der Dom St. Marien in Freiberg steht im Mittelpunkt eines
Projektseminars, das das Institut für Kunst- und
Musikwissenschaft der TU Dresden gemeinsam mit dem
Medienzentrum der TU Dresden und dem Institut für Germanistik
und Kommunikation der TU Chemnitz durchführt. Unter dem Titel
„Der Freiberger Dom – Architektur als Sprache“ erstellen
Studenten und Lehrende am Beispiel eines interaktiven
Domführers einen Leitfaden für interdisziplinäre
Praxislernprojekte. Dazu sind im Sommersemester 2014 mindestens
vier gemeinsame Workshops und Exkursionen geplant. Die
Studenten kommen aus den Studiengängen Kunstgeschichte und
Germanistik sowie dem Lehrgang „Digitale Bildtechniken als
Forschungswerkzeuge“ des Medienzentrums der TU Dresden. Die
erste Exkursion zum Freiberger Dom soll am
11. April 2014 stattfinden.
„Wir verstehen das Projektseminar als Laboratorium, in dem wir
zunächst Potenziale und Perspektiven erarbeiten“, sagt
Projektleiter Prof. Stefan Bürger von der Professur für
Christliche Kunst der Spätantike und des Mittelalters der TU
Dresden. Das hochschul- und fächerübergreifende
Zusammenwirken erfordere völlig neue didaktische Ansätze. „So
können Lehrende und Lernende ihren eigenen Horizont erweitern.“
Wie genau am Ende der Domführer gestaltet werde, ist daher noch
offen. Fest steht aber: Es wird kein Touristenführer im
herkömmlichen Sinne werden, der über Fakten und Hintergründe zu
Architektur und Kunstschätzen informiert. „Wir wollen den
Freiberger Dom nicht aus kunsthistorischer Sicht betrachten,
sondern als Bild, in das man hineingehen kann“, erklärt Stefan
Bürger. „Das Bauwerk selbst wird zur Quelle. Je nach Standort
und Perspektive können wir in den Architekturen und Räumen ganz
unterschiedliche Beziehungen entdecken. Diese sprachlichen
Verbindungen der Formen wollen wir gemeinsam mit
Literaturwissenschaftlern der TU Chemnitz aufdecken und
erzählerisch in kleinen Geschichten umsetzen.“ Dafür ist der
Freiberger Dom besonders gut geeignet, weil der Domkomplex und
ein Großteil der Ausstattung um und nach 1500 in
vergleichsweise kurzer Zeit entstanden sind und durch den
Bedeutungs- und Medienwandel der Reformationszeit mit Formen
und Inhalten angefüllt wurden. Die hohe Qualität der Werke, die
dynastische Bedeutung als wettinische Grablege und großes
denkmalpflegerisches Engagement haben zum Erhalt des Ensembles
beigetragen. Ausgewählte Positionen im Dom sollen
dreidimensional visualisiert werden und vor Ort mit Smartphones
voraussichtlich über QR-Codes abrufbar sein.
Kooperationspartner im Projekt „Der Freiberger Dom –
Architektur als Sprache“:
Prof. Dr. Stefan Bürger, Institut für Kunst- und
Musikwissenschaft, TU Dresden (Projektleitung)
PD Dr. Gesine Schochow-Mierke, Institut für Germanistik und
Kommunikation, TU Chemnitz
Prof. Dr. Thomas Köhler, Medienzentrum, TU Dresden
Domgemeinde St. Marien Freiberg
Weitere Lehr-Lern-Projekte an der TU Dresden: „eTUaction“ und „SPAts“
Das Projekt „eTUaction“ strebt eine Verbesserung der Lehre
in Massenveranstaltungen unter Verwendung Neuer Medien an.
„Mammutvorlesungen ab 500 Personen sind undankbar. Die
Studenten haben oft unterschiedliche fachliche Hintergründe,
unterscheiden sich im Zugang zu den Inhalten und werden schon
durch die Veranstaltungsgröße schnell unaufmerksam“, so Prof.
Martin Schmauder von der Fakultät Maschinenwesen der TU
Dresden, der das Projekt gemeinsam mit den
Arbeitswissenschaftlern der TU Chemnitz bearbeitet. Ziel ist es
daher, in den kommenden zwei Semestern vier Module zur
Optimierung großer Lehrveranstaltungen zu erproben und als App
für mobile Endgeräte anzubieten: Im Modul „Test Your Knowledge“
werden Lernfortschritt und Verständnis mit Hilfe einer
Echtzeit-Umfrage noch in der Vorlesung und über einen
anschließenden Selbsttest kontrolliert. Auf diese Weise sollen
die Beteiligung und das selbstorganisierte Lernen der Studenten
innerhalb wie außerhalb des Hörsaals verbessert werden. Im
„Fragengenerator“ können sie die Lernplattform selbst mit
Fragen speisen und so auch potenzielle Prüfungsfragen
entwickeln („Co-Create Your Exam“). Die Evaluierungsfunktion
ermöglicht es, jede Vorlesung zu bewerten („Evaluate Your
Teacher“), offene Fragen können in einer regelmäßigen
Skype-Sprechstunde bearbeitet werden („Meet Your Teacher“). Das
Instrumentarium wird ab April 2014 an der TU Chemnitz pilothaft
erprobt, um dann im Wintersemester 2014/15 in den Vorlesungen
„Arbeitswissenschaft“ an der TU Dresden und der TU Chemnitz
eingesetzt zu werden.
Das Projekt „SPAts“ (Online Self-/PeerAssessments) am
Internationalen Hochschulinstitut (IHI) Zittau der TU Dresden
widmet sich der Entwicklung eines Prozesses, bei dem die
Studenten die Ergebnisse ihres eigenen Lernprozesses
gegenseitig evaluieren. Zunächst liegt der Fokus auf
mathematisch orientierten Fragestellungen der Bereiche
Thermodynamik und Supply Chain Management
(Wertschöpfungslehre). Darüber hinaus versteht sich „SPAts“
auch als Pilotprojekt für andere Fächer und Hochschulen. Die
Studenten sollen durch Online-Lehr-/Lern-Szenarios und
Übungsaufgaben auf der Lernplattform „Opal“ die Möglichkeit zur
selbstgesteuerten und kooperativen Prüfungsvorbereitung
erhalten. „Die Besonderheit des Projekts besteht in der
interdisziplinären Arbeit“, erläutert Projektleiter Prof.
Thorsten Claus vom IHI Zittau. „Die am IHI Zittau beheimateten
wirtschaftswissenschaftlichen Fragestellungen des Supply Chain
Managements werden mit den ingenieurtechnischen Lerninhalten
unseres Projektpartners am Hauptcampus in Dresden, der
Professur für Technische Thermodynamik von Prof. Cornelia
Breitkopf verbunden.“
Hintergrund
Zum dritten Mal fördert das Hochschuldidaktische Zentrum
Sachsen (HDS) innerhalb des Verbundprojekts Lehrpraxis im
Transfer (LiT) im Rahmen des Qualitätspakts Lehre des
Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) innovative
Lehr-Lern-Projekte. Diese fokussieren fachspezifische
Herausforderungen der Lehre und des Lernens sowie den Einsatz
Neuer Medien in der Hochschullehre.
www.lehrpraxis-im-transfer.de
Informationen für Journalisten:
„Der Freiberger Dom – Architektur als Sprache“
Prof. Stefan Bürger, Tel. 0351 463-35790,
„eTUaction“
Prof. Martin Schmauder, Tel. 0351 463-33327,
„SPAts“
Prof. Thorsten Claus, Tel. 03583 5549911,