Jun 11, 2012
Internationale Männlichkeitsforschung in all ihren Facetten
Ziel der vom 13. bis 15. Juni 2012 stattfindenden
internationalen Fachkonferenz „Bodies – Systems – Structures:
Masculinities in the UK and the US, 1945 to the Present“ ist
es, in der vergleichenden Kultur- und Literaturwissenschaft
neue Impulse zur Thematik Männlichkeitsforschung zu setzen und
die oftmals rigiden Grenzen nationaler Forschungskulturen und
Fachdisziplinen zu überwinden. Sie wird von Prof. Stefan
Horlacher (TU Dresden) und Prof. Kevin Floyd (Kent State
University) organisiert.
„Angesichts des andauernden Krisendiskurses über Männlichkeit
besteht die zwingende Notwendigkeit, die gesellschaftlichen
Mechanismen, die bei der Konstruktion von männlicher Identität
wie auch Männlichkeitsbildern am Werk sind, kritisch in den
Blick zu nehmen“, sagt Prof. Stefan Horlacher, von der
TUD-Fakultät für Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften.
„Nicht ohne Grund wird Männlichkeit im Zusammenhang mit
gewalttätigen Zwischenfällen an Schulen sowie in der
Bildungsdebatte immer wieder zum Problemfall ausgerufen, stehen
archaische bzw. überholte Männerbilder zwar auf dem Prüfstand,
erweisen sich jedoch als erstaunlich hartnäckig.“ Auch zeigen
aktuelle Statistiken der Weltgesundheitsorganisation eine
deutlich höhere Anfälligkeit von Männern für Alkoholismus,
Persönlichkeitsstörungen und Suizid.
Indem internationale Experten aus den USA, Kanada, England und
Deutschland sich Konzeptionen von Männlichkeit in
Großbritannien und den USA zwischen 1945 und 2012 widmen,
treten übergreifende, systemrelevante Probleme in den
Vordergrund, wie etwa die Frage nach der Beziehung zwischen
abstrakt-konzeptionellen, künstlerisch-metaphorischen und
konkret-körperlichen Manifestationen von Männlichkeit. Wie
verhält sich Männlichkeit zu Körperlichkeit, und wie ist
Männlichkeit auf nationaler und transnationaler Ebene von
verschleierten Machtmechanismen und Fragen der Globalisierung
und geprägt? Und welche Auswirkungen haben Entwicklungen wie
Postkolonialismus und Migration auf die Ausdifferenzierung von
Männlichkeit(en)?
Die Tagung wird sowohl theoretische Fragen der „Masculinity
Studies“ wie auch tagespolitische Probleme und mediale
Diskussionen aus den USA und Großbritannien aufgreifen. Als
Sprecher werden führende Experten der internationalen
Männlichkeitsforschung in Dresden erwartet: So wird
beispielsweise Michael Kimmel (Stony Brook), der nicht nur zu
den Gründervätern des Fachs zählt, sondern mit „Manhood in
America“ (1996) und „Guyland“ (2009) Standardwerke und
Sachbuch-Bestseller geschaffen hat, als Hauptredner sprechen
und dabei die Geschlechterrhetorik des Rechtsextremismus
untersuchen. Walter Erhart (Bielefeld) wird anhand des Western
„True Grit“ die Rolle von Gewalt für das männliche
Selbstverständnis analysieren, und Björn Krondorfer (Maryland)
wird sich dem Verhältnis zwischen Religion und Homosexualität
widmen. Weitere Schwerpunkte der insgesamt 25 Vorträge bilden
Themen wie soldatische Männlichkeit, internationales
Söldnertum, Rassismus, Sporttraditionen in England und Irland,
sowie zeitgenössische britische und amerikanische TV-Serien und
Filme.
Die Tagung bildet den Abschluss eines seit 2009 laufenden
transatlantischen Kooperationsprojekts zwischen der TU Dresden
und der Kent State University (Ohio), das durch Unterstützung
der Alexander von Humboldt-Stiftung ermöglicht wurde.
Der Besuch der Konferenz, die im Vortragssaal der SLUB Dresden
(Zellescher Weg 18) stattfinden wird, ist kostenfrei und steht
allen interessierten Besuchern offen. Um formlose Anmeldung
wird gebeten. Konferenzsprache ist Englisch.
Weitere Informationen zu Programm und Anmeldung unter http://tu-dresden.de/slk/bodies-systems-structures.
Informationen für Journalisten:
Prof. Stefan Horlacher, TU Dresden, Professur für Englische
Literaturwissenschaft,
Tel. 0351 463-33848, Fax: -35135,
Kim-Astrid Magister, Pressesprecherin der TU Dresden,
Tel. 0351 463-32398, Fax: -37165,