01.03.2012
Jugendliche auf Teilchenjagd an der Urknallmaschine
In den kommenden Tagen öffnen Forschungseinrichtungen rund
um den Globus ihre Türen und laden mehr als 9.000 Schülerinnen
und Schüler ein, sich einen Tag lang als Teilchenphysiker zu
versuchen. Im Rahmen der International Masterclasses
analysieren die Jugendliche Daten, die vom weltgrößten
Teilchenbeschleuniger am CERN in Genf – dem Large Hadron
Collider (LHC) – stammen. International Masterclasses finden
unter breiter deutscher Beteiligung vom 28.2. bis zum 24.3.2012
in 31 Ländern weltweit statt. Das Programm wird geleitet von
Prof. Michael Kobel von der TU Dresden.
Mit der Inbetriebnahme des weltweit größten
Teilchenbeschleunigers, des LHC, ist für die Forschung eine
neue Ära angebrochen. Die Teilchenphysiker suchen am LHC nach
Antworten auf grundlegende Fragen zum Ursprung des Universums
und dem Aufbau der Materie. Die Ergebnisse dieses Experiments
werden nicht nur von der Fachwelt, sondern auch von der breiten
Öffentlichkeit mit Spannung verfolgt. Bei den International
Masterclasses können Jugendliche in Dresden und an 150 weiteren
Universitäten und Forschungsinstitute diese Forschung hautnah
miterleben. Die Teilnehmer arbeiten einen Tag lang wie echte
Teilchenphysiker. „Diese Schülerforschungstage sind eine
einzigartige Gelegenheit, Seite an Seite mit Wissenschaftlern
Originaldaten auszuwerten und einen authentischen Eindruck von
der modernen Forschung zu erhalten“, so Professor Michael
Kobel, Leiter der International Masterclasses. Sogar eine
Videokonferenz mit dem CERN steht für die Schüler auf dem
Programm. So erleben die Jugendlichen auch den Aspekt der
internationalen Zusammenarbeit, wie sie in der Teilchenphysik
üblich ist.
Einführende Vorträge vermitteln den Jugendlichen die nötigen
Vorkenntnisse. Danach führen die Schüler Messungen mit Daten
durch, die von Teilchen stammen, die in den kilometerlangen
unterirdischen Röhren des LHC mit nahezu Lichtgeschwindigkeit
zusammenstoßen. „Die Jugendlichen können mit echten Daten vom
LHC arbeiten, die erst vor wenigen Monaten aufgezeichnet
wurden“, betont Michael Kobel. Drei Experimente am
Teilchenbeschleuniger LHC – ATLAS, CMS und ALICE – haben Daten
für das internationale Schülerforschungsprogramm zur Verfügung
gestellt. Die Schülerinnen und Schüler können beispielsweise
das Z-Boson vermessen, die Struktur des Protons ergründen oder
Teilchen mit so genannter „Strangeness“ aufspüren. Auch das
Higgs-Teilchen, nach dem die Forschungswelt noch fahndet,
beschäftigt die Jugendlichen.
An den International Masterclasses nehmen 31 Länder teil. 20
Termine gibt es in Deutschland, zu denen sich mehr als 1000
Jugendliche angemeldet haben. Zum Schülerforschungstag an der
TU Dresden am 19.3. werden 90 Teilnehmer erwartet, eine
Lehrerfortbildung zur Teilchenphysik findet am 17.3. statt. Die
weltweite Beteiligung spiegelt die unter Teilchenphysiker
übliche internationale Zusammenarbeit wider. Praktisch erleben
können die teilnehmenden Jugendlichen diese Facette der
Teilchenphysik in einer Videokonferenz, die ihren Forschungstag
abschließt. Dort präsentieren die Nachwuchs-Wissenschaftler
ihre Messergebnisse in einer Konferenzschaltung mit
Schülergruppen aus anderen Ländern und dem CERN.
Alle Veranstaltungen in Deutschland finden statt in
Zusammenarbeit mit Netzwerk Teilchenwelt, dem bundesweiten
Netzwerk zur Vermittlung von Teilchenphysik an Jugendliche und
Lehrkräfte. Wer sich über die Teilnahme an den
Schülerforschungstagen hinaus in der Teilchenphysik engagieren
möchte – und seit neuem auch in der Astroteilchenphysik –,
findet im Netzwerk Teilchenwelt verschiedene Möglichkeiten, von
der Teilnahme an Workshops am CERN bis hin zur eigenen
Forschungsarbeit.
Die International Masterclasses werden koordiniert von Dr. Uta
Bilow, TU Dresden, in Zusammenarbeit mit IPPOG, der
International Particle Physics Outreach Group (IPPOG). IPPOG
ist ein eigenständiges Komitee aus Vertretern der am CERN
forschenden Länder sowie von CERN und DESY. Ziel der Gruppe ist
es, die Teilchenphysik einer breiteren Öffentlichkeit
zugänglich zu machen. Unterstützt wird das Programm von der
Helmholtz-Allianz "Physik an der Teraskala" und dem
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Alle
Teilnehmer erhalten eine DVD mit interaktivem Lern- und
Arbeitsmaterial, deren Produktion u.a. von der High Energy and
Particle Physics Division der Europäischen Physikalischen
Gesellschaft (EPS-HEPP) gefördert wird.
Weitere Informationen:
www.physicsmasterclasses.org
Termine der Videokonferenzen: www.physicsmasterclasses.org/index.php?cat=schedule
Video: Ein englischsprachiges Video über International
Masterclasses finden Sie hier: http://www.youtube.com/watch?v=Lm3irM8f5OI
Kontakt:
Programmleitung International Masterclasses:
Prof. Dr. Michael Kobel,
Tel.: 0351 463-39880,
Programmkoordination International Masterclasses:
Dr. Uta Bilow,
Tel.: 0351 463-32956,
Termine für die in Deutschland beteiligten Institute
Veranstaltungen für Schüler:
06.03.2012: Deutsches Elektronen-Synchrotron
DESY in Hamburg
06.03.2012: Gesellschaft für
Schwerionenforschung Darmstadt
06.03.2012: Ruprecht-Karls-Universität
Heidelberg
06.03.2012: Goethe Universität Frankfurt am
Main
07.03.2012: Ruprecht-Karls-Universität
Heidelberg
07.03.2012: Eberhard Karls-Universität
Tübingen
07.03.2012: HU Berlin und DESY in
Zeuthen
12.03.2012: Ruprecht-Karls-Universität
Heidelberg
13.03.2012: Johannes-Gutenberg-Universität
Mainz
15.03.2012: Universität Bonn
15.03.2012: Julius-Maximilians-Universität
Würzburg
16.03.2012: Georg-August-Universität
Göttingen
16.03.2012: Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg
19.03.2012: Bergische Universität
Wuppertal
19.03.2012: Technische Universität
Dortmund
19.03.2012: Technische Universität
Dresden
20.03.2012: Albert-Ludwigs-Universität
Freiburg
20.03.2012: MPI für Physik München, LMU
München und EC Universe der TUM
20.03.2012: Bergische Universität
Wuppertal
20.03.2012: Universität Siegen
Veranstaltungen für Lehrkräfte:
06.03.2011: Technische Universität
Dresden
17.03.2011: HUB und DESY in
Zeuthen