Oct 26, 2011
So klein wie ein Kugelschreiber
Ein besonderer Reaktor für die Chemieindustrie wird derzeit
in den Laboren der TU Dresden entwickelt. Er ist nicht
wesentlich größer als ein herkömmlicher Kugelschreiber. Im
Vergleich zu den derzeit gebräuchlichen Rührkesseln, in denen
in der Industrie Chemikalien produziert werden, ein
beachtlicher Größenunterschied. „Die Vorteile liegen aber nicht
nur in der geringen Größe“, sagt Jochen Fiedler, Mitarbeiter an
der Professur für Chemische Verfahrens- und Anlagentechnik der
TU Dresden. Er arbeitet im Team „µRT.Lab“. Dort wird derzeit
die Markteinführung der neuen Reaktoren vorbereitet. Ende 2012
soll eine erste Produktionsstätte aufgebaut werden. Dann wollen
die TU-Forscher die im Mini-Reaktor produzierten
Feinchemikalien vermarkten.
Die haben im Vergleich zu Chemikalien aus herkömmlichen
Produktionsprozessen eine höhere Qualität und können mit bis zu
40 Prozent geringeren Kosten produziert werden. In den kleinen
Röhren werden chemische Flüssigkeiten und Gase unter einem
Druck von bis zu 200 bar reagieren. An einem festen Katalysator
entstehen dann neue Stoffe und Stoffgemische. „Die
Drei-Phasen-Reaktion ist äußerst komplex“, sagt Jochen Fiedler.
Im neuen Reaktor kommt sie zum Einsatz. Zunächst sollen auf dem
Markt gängige Stoffe produziert werden. So zum Beispiel
Linalool, ein Duftstoff, der in der Parfüm- und
Kosmetikindustrie zum Einsatz kommt. Mehrere 1000 Tonnen pro
Jahr werden weltweit auf dem Markt verkauft. Später wollen die
TUD-Wissenschaftler auch vollkommen neue Stoffe im Reaktor
produzieren.
Die Idee für den Reaktor ist im Rahmen des BMBF-Projektes
„ForMaT – Forschung für den Markt im Team“ entstanden. Dafür
fließen in den nächsten zwei Jahren 1,7 Millionen Euro in die
Entwicklung von Reaktor und Sensoren sowie neuen chemischen
Stoffen. Zehn Mitarbeiter an der Professur für chemische
Verfahrens- und Anlagentechnik sind in diesem Projekt
beschäftigt.
Mit dem Reaktor und der Vermarktung der chemischen Stoffe nimmt
das Team zudem an einem Businessplanwettbewerb teil. In der
Endrunde sind die Dresdner eins von wenigen Teams. Die
endgültige Entscheidung wird im November fallen. Es winken
Preisgelder von insgesamt 10 000 Euro.
Foto:
Das Entwicklerteam (v.l.n.r.) - Jochen Fiedler, Anne Müller,
Dr. Tobias Bauer, Martina Ludwig.
Informationen für Journalisten:
Jochen Fiedler, Professur für Chemische Verfahrens- und
Anlagentechnik
Tel. +49 351 463-34778
Kim-Astrid Magister
26.10.2011