15.04.2016
Nach 300 Millionen Jahren reanimiert
Wissenschaftler des Instituts für Leichtbau und Kunststofftechnik (ILK) der Technischen Universität Dresden untersuchten das 300 Millionen Jahre alte Skelett einer Urechse in einem der größten Röntgen-Computertomographen Deutschlands. Die Untersuchungen erfolgten im Rahmen der Forschungsarbeiten des Evolutionsbiologen Prof. John Nyakatura von der Humboldt-Universität zu Berlin.
Das Skelett der Urechse Orobates pabsti wurde im Jahr 1998 im Tambach-Dietharz (Landkreis Gotha) gefunden. Die aufwendige und komplexe Computertomografie des Fossils brachte Aufschlüsse über die Bewegungsabläufe der Urechse zu ihren Lebzeiten. Diese Ursaurierart, so vermutet der Evolutionsbiologe Prof. Nyakatura vom Institut für Biologie der Humboldt-Universität zu Berlin, gehört zu den frühesten Wirbeltieren, die vollständig an das Leben an Land angepasst waren. „Wir erforschen in einem einzigartigen Projekt, welche Konsequenzen die Abnabelung vom Wasser für das Bewegungssystem der Tiere gehabt hat.“
3D-Modell des Orobates Pabsti in Bewegung
Urechse trifft Hochtechnologie
Der am ILK vorhandene Computertomograph macht die schonende, zerstörungsfreie Materialprüfung von Proben mit über 1 Meter Durchmesser und einer Masse von bis zu 200 kg möglich. Normalerweise durchleuten die ILK-Wissenschaftler in diesem Gerät Bauteile aus der Automobil- oder Luftfahrindustrie und prüfen diese auf eventuelle Defekte. Mit über 1000 Röntgenprojektionsaufnahmen gelang es, ein 3D-Modell des Skelettes am Computer zu rekonstruieren. „Die Herausforderung bestand vor allem darin, das umgebende Gestein von den Knochen zu unterscheiden, die wegen der gleichen Dichte nur einen geringen Kontrast im Röntgenbild aufweisen“ erklärt Prof. Hans-Jürgen Ullrich, wissenschaftlicher Leiter der CT-Untersuchungen am ILK.
„Das CT-Gerät am ILK ist das einzige in ganz Deutschland, in dem diese Aufnahmen, aufgrund der Größe und des Gewichtes des fossilen Fundes möglich sind“ erklärt Prof. Nyakatura. Aus den CT-Daten und aus zusätzlich rekonstruierten Bewegungsabläufen entstanden am Ende des Projektes animierte bewegte Studien der Urechse.
Ausstellung in Jena „Orobates. Nach 300 Millionen Jahren reanimiert”
Die Ergebnisse sind seit Freitag (15.04.2016) in der Ausstellung „Orobates. Nach 300 Millionen Jahren reanimiert” im Phyletischen Museum in Jena zu sehen. Thema der Ausstellung ist die Erforschung der Bewegung der Urechse Orobates pabsti, die vor 300 Millionen Jahren gelebt hat. „Orobates” rückt die Arbeitsprozesse und Methoden des Forschungsteams in den Mittelpunkt.
Eröffnung der Ausstellung „Orobates. Nach 300 Millionen Jahren reanimiert”
15. April 2016, 18 Uhr
Ausstellungsort: Phyletisches Museum, Vor dem Neutor 1, 07743 Jena
Ausstellungszeitraum: 16. April 2016 – 21. August 2016
Weitere Information unter: https://www.phyletisches-museum.uni-jena.de
Information für Journalisten:
Maike Orlikowski
Tel.: +49 176 64758699
Technische Universität Dresden
Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik (ILK)
Tanja Kirsten (Öffentlichkeitsarbeit)
Tel.: +49 (0) 351 463-39471
Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik (ILK)
Das Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik (ILK) ist eine Forschungseinrichtung der Fakultät Maschinenwesen und der Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“ der Technischen Universität Dresden. Das Forschungsspektrum reicht von der Grundlagenforschung über die anwendungsorientierte Forschung bis hin zur konkreten Innovationsentwicklung für Industriepartner. Je nach Anforderung beziehen die ILK-Wissenschaftler alle Werkstoffklassen vom Stahl über Aluminium, Magnesium und Titan sowie Kunststoff bis hin zur Keramik ebenso ein wie Composites mit Kurzfaser-, Endlosfaser- oder Textilverstärkung. Geleitet wird das ILK von einem vierköpfigen Vorstand: Prof. Dr.-Ing. habil. Maik Gude (Professur für Leichtbaudesign und Strukturbewertung), Prof. Dr. rer. nat. Hubert Jäger (Professur für Systemleichtbau und Mischbauweisen), Prof. Dr.-Ing Niels Modler (Professur für Funktionsintegrativen Leichtbau) sowie Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E.h. Dr. h.c. Werner Hufenbach (Seniorprofessur).