29.01.2018
Neues Telemedizinprojekt: Überwachung und Behandlung von Epilepsiepatienten
Die Technische Universität Dresden und die SIGMA Medizin-Technik GmbH werden ein mobiles System entwickeln, das eine telemedizinische Überwachung und Behandlung von Epilepsiepatienten sowie eine sichere Vorhersage von epileptischen Anfällen ermöglicht. Dafür wurde das Forschungsprojekt „NeuroESP – Assistenzsystem zur Warnung vor epileptischen Anfällen“ gestartet. Das Projekt wird mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert. Sachsens Gesundheitsministerin Barbara Klepsch übergab dafür heute die Fördermittelbescheide über insgesamt 1,4 Millionen Euro an die Projektpartner.
„Ziel der Staatsregierung ist es, Digitalisierung und Telemedizin zu fördern, um die medizinische Versorgung in Sachsen zukunftsfest zu gestalten“, sagt Frau Staatsministerin Barbara Klepsch anlässlich der Übergabe der Zuwendungsbescheide. „Der Freistaat Sachsen unterstützt innovative Forschungsvorhaben für eine Verbesserung der Patientenversorgung. Das geplante Assistenzsystem wird einen entscheidenden Beitrag zur besseren Behandlung von Epileptikern leisten und den Betroffenen ein Stück Lebensqualität zurückgeben.“
Epilepsie ist eine der häufigsten Krankheiten des zentralen Nervensystems. In Deutschland leiden etwa 600.000 bis 800.000 Patienten daran; 40.000 erkranken jedes Jahr neu. Bei vielen Patienten lassen sich die Anfälle nicht ausreichend durch Medikamente kontrollieren oder schränken die Lebensqualität stark ein. „Deswegen müssen wir dringend neue diagnostische Verfahren erforschen, die Anfälle kontinuierlich erfassen oder möglichst vorhersagen können“, so Prof. Matthias Kirsch, Klinik für Neurochirurgie an der Medizinischen Fakultät der TU Dresden. „Aus diesem Grund wollen wir langfristig betrachtet ein Implantat entwickeln, um die Hirnströme vor Ort kontinuierlich messen und analysieren zu können. Dieses Implantat soll nicht nur epileptische Anfälle aufzeichnen, um dem Arzt die Hirnstromanalyse zu ermöglichen, sondern sogar drohende Anfälle vorhersagen. Damit wird die Entwicklung völlig neuartiger Therapieformen ermöglicht“, ergänzt der Projektleiter Prof. Ronald Tetzlaff von der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik.
Bei drohenden Anfällen könnte der Patient ausreichend lang vorher mittels eines externen mobilen Gerätes (z. B. eines Smartphones) informiert werden, einen sicheren Ort aufsuchen und ggf. Medikamente einnehmen. Des Weiteren sollen die Daten, die das Implantat dann ermitteln wird, an den behandelnden Arzt gesendet werden, so dass dieser den Patienten trotz räumlicher Entfernung in der akuten Situation betreuen kann, zum Beispiel bei der Einnahme von Medikamenten.
Aktuell existieren weltweit weder ein Verfahren noch ein System, die eine zufriedenstellende und rechtzeitige Anfallsvorhersage gewährleisten. Für Patienten mit wiederkehrenden epileptischen Anfällen würde eine zuverlässige Anfallswarnung – verbunden mit einer telemedizinischen Versorgung durch den behandelnden Arzt – zu einer deutlichen Verbesserung der Sicherheit und Lebensqualität führen.
Ein implantierbarer Chip ist das langfristige Ziel; das Projekt NeuroESP wird dafür den Weg bereiten: Um das mobile System für die telemedizinische Überwachung und Behandlung sowie die sichere Vorhersage von epileptischen Anfällen realisieren zu können, müssen neue leistungsfähige Methoden entwickelt, auf einer geeigneten Signalverarbeitungsplattform implementiert und schließlich im klinischen Umfeld validiert werden. Durch eine erfolgreiche klinische Validierung wird der Grundstein für die zukünftige Entwicklung eines Implantates zum Einsatz im Heim-Bereich gelegt.
Das Projekt NeuroESP wurde im Oktober 2017 gestartet und läuft über drei Jahre.
Weitere Informationen für Journalisten:
Prof. Dr. Ronald Tetzlaff
Professur für Grundlagen der Elektrotechnik
Tel.: +49 (0) 351 463-33326