Jun 18, 2014
Zehn aus 1.300
Vor zwei Jahren wurde die TU Dresden als eine der elf Exzellenz-Universitäten in Deutschland ausgezeichnet. Die mit Abstand umfangreichste Maßnahme ihres Zukunftskonzeptes sind die Open Topic Tenure Track Professuren, ein völlig neuartiges Programm zur Gewinnung der weltweit „Besten Köpfe“ für Forschung und Lehre. Diese überdurchschnittlich gut ausgestatteten Professuren wurden thematisch völlig frei ausgeschrieben und münden nach fünf Jahren bei entsprechender Leistung in eine dauerhafte Anstellung.
Das weltweite Interesse an diesem neuartigen Programm war
immens. Insgesamt gingen mehr als 1.300 Bewerbungen ein, davon
über 500 aus dem Ausland. Inzwischen ist der Auswahlprozess
abgeschlossen und die ersten sieben der insgesamt zehn
Professorinnen und Professoren haben zwischenzeitlich ihren Ruf
an die TU Dresden angenommen. Vier davon haben in den
vergangenen Wochen mit ihrer Arbeit in Dresden bereits
begonnen:
Seit 1. Mai hat Prof. Lars Koch die Open Topic-Professur für
Medienwissenschaft und Neuere deutsche Literatur an der TU
Dresden inne. Am 19. Mai startete Prof. Daniel Balzani als Open
Topic-Professor für Mechanik, gefolgt von Prof. Sabine
Müller-Mall, die seit 1. Juni Open Topic-Professorin für
Rechts- und Verfassungstheorie an der TU Dresden ist. Der
vierte Open-Topic-Professor ist Andrés Fabián Lasagni, der
seine Professur für Laserbasierte Methoden der großflächigen
Oberflächenstrukturierung am 15. Juni angetreten hat.
„Mit der Besetzung der Open Topic Tenure Track Professuren ist
ein großer Meilenstein bei der Umsetzung unseres
Zukunftskonzeptes erreicht“, sagt der Rektor der TU Dresden,
Prof. Hans Müller-Steinhagen. „Die Fülle und Qualität der
Bewerbungen hat gezeigt, dass die TU Dresden sowohl national
als auch international als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen
wird. Wir haben uns für die Bewerber viel Zeit genommen und
konnten schließlich zehn herausragende Kolleginnen und Kollegen
für diese besonderen Professuren gewinnen. Der Zugewinn an
Innovationskraft und interdisziplinärem Forscherdrang für die
TU Dresden ist enorm und für mich Bestätigung, dass unser
Konzept für die Open Topic Tenure Track Professuren
aufgeht.“
Auch Prof. Matthias Klinghardt, Sprecher des Bereiches Geistes-
und Sozialwissenschaften der TU Dresden, freut sich auf die
neuen Kolleginnen und Kollegen: „Wie alle Bereiche der TU
Dresden profitieren auch die Geistes- und Sozialwissenschaften
durch innovative und außergewöhnliche neue Lehrmethoden und
Forschungsfelder der Open Topic-Professoren. Beispielhaft
möchte ich hier das Gebiet der Systematischen Musikwissenschaft
mit Schwerpunkt Musikkognition nennen. Die neuen Professoren
werden die gesamte Universität nachhaltig bereichern und
stärken.“
Mit den Kandidatinnen und Kandidaten für die verbleibenden drei
Open Topic Professuren steht die Universitätsleitung der TU
Dresden in abschließenden Verhandlungen. Bis zum Wintersemester
2014/15 sollen alle zehn Open Topic-Professoren der TU Dresden
ihre Arbeit aufgenommen haben.
Informationen für Journalisten:
Kim-Astrid Magister, Tel. 0351 463-32398
Nähere Angaben und Fotodownload
PROF. LARS KOCH
Professur für Medienwissenschaft und Neuere deutsche
Literatur
Institut für Germanistik/Fakultät Sprach-, Literatur- und
Kulturwissenschaften
Seit 1. Mai 2014 hat Lars Koch die Open Topic-Professur für
Medienwissenschaft und Neuere deutsche Literatur an der TU
Dresden inne.
Werdegang
Lars Koch, geboren 1973, promovierte 2004 an der
Rijksuniversiteit Groningen mit der Arbeit „Der Erste Weltkrieg
als Medium der Gegenmoderne“.
Nach Lehraufträgen an der Humboldt-Universität zu Berlin
folgten eine Forschungsdozentur im Exzellenzcluster „Kulturelle
Grundlagen der Integration“ an der Universität Konstanz sowie
Lehrstuhlvertretungen an den Universitäten Konstanz und
Hagen.
Von 2006 bis 2009 war er als persönlicher Referent von Dr.
Konrad Schily im Bundestag tätig. 2009 bis 2012 war er
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Prof. Dr. Niels
Werber an der Universität Siegen.
Forschungsfeld
Lars Kochs Forschungsinteressen kreisen um die Kultur- und
Medientheorie der Störung, die Literatur- und Mediengeschichte
der Angst sowie um TV-Serie und Spielfilm als Medien
gesellschaftlicher Selbstbeschreibung.
Seit Januar 2013 ist Prof. Koch Principal Investigator der
interdisziplinären ERC Starting Grant-Forschergruppe „The
Principle of Disruption“.
Die Gruppe analysiert gesellschaftliche Selbstbeschreibungen
anhand von „Störungen“ des Alltags wie Terroranschlägen,
Amokläufen, Unfällen oder neuartigen Krankheitsbildern. Dabei
wird das Potenzial von Literatur und Musik, Film und TV-Serie
sowie theoretischer Figuren der Wissenschaftsgeschichte für die
Wahrnehmung und Verarbeitung von Störungen bestimmt. Das
Forscherteam agiert interdisziplinär zwischen Literatur- und
Medienwissenschaft, Wissensgeschichte und
(Kultur-)Soziologie.
Geplante Projekte und Veranstaltungen
Am 24. Juni 2014 plant Prof. Koch eine Veranstaltung im Rahmen
der Vortragsreihe "Figuren der Störung". Zu Gast an der TUD
sind die renommierten Kulturwissenschaftler Prof. Niels Werber
(Siegen) und Prof. Hartmut Böhme (Berlin). In Form von
Kurzvorträgen und eines gemeinsamen Gesprächs soll über das
Selbstverständnis des modernen Menschen in seiner Beziehung zu
Technik und Natur diskutiert werden.
Neben einem Workshop zum Verhältnis von Fiktion und Politik,
der Ende 2014 stattfinden wird, ist zudem für den Frühsommer
2015 eine internationale Tagung zu „Imaginationen der Störung“
in Planung, die Prof. Koch gemeinsam mit der international
bekannten Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Prof.
Elisabeth Bronfen (Zürich) durchführen wird. Ziel dieser
Dresdner Tagung wird es sein, zu untersuchen, welchen Beitrag
die massenmedialen Erzählungen des Kinos und der TV-Serie zur
Wahrnehmung und Reflexion gesellschaftlicher
Bedrohungsszenarien leisten.
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Professur für Mechanik
Institut für Mechanik und Flächentragwerke/Fakultät
Bauingenieurwesen
Seit 19. Mai 2014 arbeitet Daniel Balzani als Open
Topic-Professor für Mechanik an der TU Dresden.
Werdegang
Daniel Balzani (Jahrgang 1976) absolvierte bis März 2003 ein
Bauingenieurstudium mit Vertiefung in der höheren und
computergestützten Mechanik an der Universität
Duisburg-Essen.
Im Anschluss erhielt er ein Promotionsstipendium an der
Technischen Universität Darmstadt, wo er im April 2006
promovierte. Als Post-Doktorand kehrte er an die Universität
Duisburg-Essen zurück und war dort bis März 2009 als
Wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. Es folgte die einjährige
Vertretung der Professur für Baumechanik mit Schwerpunkt
Materialtheorie an der Leibniz Universität Hannover.
2010 erhielt er ein 7-monatiges DFG-Forschungsstipendium am
California Institute of Technology in Pasadena, USA. Im selben
Jahr wurde er mit dem Heinz Maier-Leibnitz-Preis der Deutschen
Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet. Seit 2010 bis zu seiner
Berufung an die TUD war Prof. Balzani Akademischer Rat auf Zeit
an der Universität Duisburg-Essen, wo er seine Habilitation im
Dezember 2012 abschließen konnte.
Forschung und Lehre
Forschungsschwerpunkte von Daniel Balzani sind die Biomechanik,
Mehrskalensimulationen sowie die Modellierung mikroheterogener
Materialien wie biologische Weichgewebe oder
Mehrphasenstahl.
Bisherige Lehrtätigkeiten umfassen Vorlesungs- und
Übungsveranstaltungen in den Gebieten „Technische Mechanik“,
„Materialmodellierung“, „Mikromechanik“, „Numerische Methoden
in der Mechanik“ und „Nichtlineare Finite-Elemente Methoden“.
An der TUD plant Prof. Balzani Vorlesungen aus dem Bereich der
Mechanik im Pflicht- bzw. Wahlbereich sowie die Etablierung
vertiefender Vorlesungsreihen aus dem interdisziplinären
Arbeitsfeld der Biomechanik.
Geplante Projekte
Prof. Balzanis Arbeitsgruppe wird dem Institut für Mechanik und
Flächentragwerke in der Fakultät Bauingenieurwesen zugeordnet.
Gemeinsame Forschungsaktivitäten innerhalb der Fakultät sind
insbesondere in der Mechanik mit Prof. Kaliske und Prof.
Zastrau sowie mit Prof. Curbach aus dem Massivbau zu erwarten,
aber auch mit Professoren des Maschinenbaus.
Im Bereich der Biomechanik schätzt Balzani gemeinsame Arbeiten
mit Prof. Guck vom Biotech sowie außeruniversitären
Einrichtungen wie z.B. dem Leibniz-lPF, dem Leibniz-lFW und dem
MPI-CBG als besonders fruchtbar ein.
Internationale Projekte mit Partnern des Caltech, der UCLA, dem
EPF Lausanne und der TU Graz sollen fortgesetzt und weitere
Kooperationen aufgebaut werden.
Prof. Balzani möchte folgende Projekte an der TU Dresden
verfolgen:
- Modellierung von Schädigung in Arterienwänden
- Simulation von Zellen
- Mehrskalenmodellierung von „Microtruss“-Materialien
- Numerische Berechnung von faserverstärkten Schalenkonstruktionen
- Modellierung von Mehrphasenstahl
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Professur für Rechts- und Verfassungstheorie
Institut für Politikwissenschaft/Philosophische Fakultät
Seit 1. Juni 2014 ist Sabine Müller-Mall Open Topic-Professorin
für Rechts- und Verfassungstheorie an der TU Dresden.
Werdegang
Sabine Müller-Mall (geb. 1979) studierte Rechts- und
Politikwissenschaften in Freiburg im Breisgau, Aix-en-Provence
und Leipzig und promovierte 2010 zum Thema „Performative
Rechtserzeugung“ an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Von 2006 bis 2014 war sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei
Prof. Dr. Christoph Möllers an der Georg-August-Universität
Göttingen, der Humboldt-Universität zu Berlin und am
Sonderforschungsbereich 626 „Ästhetische Erfahrung im Zeichen
der Entgrenzung der Künste“ (Teilprojekt „Ästhetik juridischen
Urteilens/Juridik ästhetischen Urteilens“).
2012 veröffentlichte sie die Monographie „Performative
Rechtserzeugung. Eine theoretische Annäherung“ (Velbrück
Wissenschaft) und 2013 „Legal Spaces. Towards a Topological
Thinking of Law“ (Springer).
Forschungsschwerpunkte
Prof. Müller-Mall betreibt Grundlagenforschung im Bereich der
Rechts- und Verfassungstheorie. Konkrete Schwerpunkte
sind:
- Begriff und Funktionsweise von Rechtsnormativität
- Urteilsbildung, Beschreibung normativer Ordnungsmuster
- Transnationalisierung des Rechts
- Comparative Constitutionalism
- Recht unter den Bedingungen der Digitalisierung und Vernetzung
- Sprachliche Bedingungen des Rechts
- Recht und Ästhetik
- Wissenschaftstheorie der Rechtswissenschaft
Geplante Aktivitäten
Fragestellungen, an denen Prof. Müller-Mall an der TUD arbeiten
möchte, sind u.a.: Welche Begriffe und Beschreibungen
ermöglichen es, die Transnationalisierung des Rechts
wissenschaftlich fassbar zu machen?
Und: Wie kann man der Normativität des Rechts in seiner
transnationalisierten Form näher kommen?
Langfristig plant sie, an der TUD einen wissenschaftlichen Ort
für die Verknüpfung von Rechts- und Verfassungstheorie
aufzubauen und der Grundlagenforschung am Recht einen großen
Stellenwert einzuräumen.
Da ihr Forschungsgebiet nicht nur innerhalb einer Disziplin zu
bearbeiten ist, sieht sie hierfür im Rahmen ihrer
interdisziplinär angelegten Professur ideale Bedingungen: „An
der TU Dresden gibt es seit langer Zeit umfassende und sehr
produktive Verbundforschungsprojekte im Bereich Geistes- und
Sozialwissenschaften; dort sehe ich viele Anknüpfungspunkte für
meine Arbeit.“ Ihre Lehrtätigkeit an der TUD möchte sie
dementsprechend interdisziplinär, forschungsnah und
experimentell gestalten.
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Professur für Laserbasierte Methoden der großflächigen
Oberflächenstrukturierung
Institut für Fertigungstechnik/Fakultät Maschinenwesen
Seit 15. Juni 2014 hat Andrés Fabián Lasagni die Open
Topic-Professur für Laserbasierte Methoden der großflächigen
Oberflächenstrukturierung inne.
Werdegang
Prof. Lasagni stammt aus Argentinien, wo er von 1997 bis 2002
Chemieingenieurwesen an der Universidad Nacional del Comahue
studierte. 2003 bis 2006 folgte das Doktoratsstudium der
Materialwissenschaften an der Universität des Saarlandes zum
Thema „Advanced Design of Periodical Structures by Laser
Interference Metallurgy in the Micro/Nano Scale on Macroscopic
Areas“.
Von 2002 bis 2007 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei
Prof. Dr. Frank Mücklich am Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe
der Universität des Saarlandes und dabei zwei Jahre als
Gruppenleiter der Laser Processing Group tätig. 2007 erhielt er
ein Alexander von Humboldt-Stipendium für Forschungsaufenthalte
am Georgia Institute of Technology und der University of
Michigan (USA).
Seit September 2008 leitete Prof. Lasagni die Forschungsgruppe
Oberflächenfunktionalisierung am Fraunhofer-Institut für
Werkstoff- und Strahltechnik Dresden (IWS). Seit Juli 2012
hatte er die Professur für Laserstrukturieren in der
Fertigungstechnik am Institut für Fertigungstechnik der TU
Dresden inne.
Prof. Lasagni erhielt zahlreiche Ehrungen, u.a. die
Auszeichnung zum German High Tech Champion in der Photovoltaik
2011 und den Masing-Gedächtnispreis der Deutschen Gesellschaft
für Materialkunde 2012 für seine Erfolge bei der Anwendung der
Lasertechnik in der Werkstoffwissenschaft.
Forschung und Lehre
Prof. Lasagnis Forschungsthemen liegen in den Bereichen der
Oberflächen- und Lasertechnik, der Werkstoffwissenschaft und
dem Maschinenwesen.
Seine bisherigen Schwerpunkte werden sich im Rahmen der Open
Topic-Professur erweitern auf Themen wie die großflächige
Herstellung nanostrukturierter Oberflächen mittels
Laserverfahren, um neue Oberflächenfunktionen zu
generieren. Hinzu kommen die Entwicklung optischer Komponenten
für die Laserbearbeitung sowie die Entwicklung von Strategien
und Verfahren für eine Oberflächenstrukturierung mit hoher
Geschwindigkeit, um effizienter und effektiver produzieren zu
können.
Als Open Topic-Professor möchte er gleichzeitig seine
Lehrtätigkeit verstärken und dabei praxisorientiert gestalten:
„Mein Ziel ist es, die Wünsche und Erwartungen aus der
Industrie an die Studierenden weiterzugeben. Ich möchte nicht
nur die theoretischen Grundlagen vermitteln. Mir ist wichtig,
dass das, was ich lehre, auch in der Praxis nutzbar ist.“
Projekte
Prof. Lasagni ist an einer Reihe von Projekten beteiligt, die
bereits laufen, z.B. der Herstellung antibakterieller
Oberflächen zusammen mit Prof. Carsten Werner vom
Leibniz-Institut für Polymerforschung Dresden e.V. (IPF) oder
einem Projekt mit Prof. Beckmann zum Thema
„Wärmetauschen“.
Anfang des Jahres startete ein DFG-Projekt mit Prof. Brosius
zum Thema „Makro- und Mikrostrukturierung von
Tiefziehwerkzeugen zur Trockenumformung“ im Rahmen des
DFG-Schwerpunktprogramms 1676, an dem Prof. Lasagni ebenfalls
beteiligt ist.
Darüber hinaus wird Prof. Lasagni auch zukünftig eng mit dem
IWS verbunden bleiben, um vorhandene Synergien weiterhin zu
nutzen und den Kontakt zu Industriepartnern
aufrechtzuerhalten.
In der Verbindung der TU Dresden zu vielen außeruniversitären
Einrichtungen im Rahmen von DRESDEN-concept sieht Prof. Lasagni
ideale Voraussetzungen für seine Arbeit. „Diese Vielfalt an
Austausch- und Kooperationsmöglichkeiten findet man in
Deutschland kein zweites Mal! Damit bietet mir die TU Dresden
hervorragende Möglichkeiten, meiner Forschung zielgerichtet,
interdisziplinär und langfristig nachzugehen.“
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