18.11.2013
Schaufensterprojekt „Pilotlinie 64 – effiziente Elektromobilität in Dresden“ gestartet
Die TU Dresden und die Dresdner Verkehrsbetriebe haben am
15.11.13 das Projekt „Pilotlinie 64 – effiziente
Elektromobilität in Dresden“ gestartet. Mit neuen Ansätzen zur
Steigerung der Energieeffizienz in Hybridbussen wollen sie die
Elektromobilität im ÖPNV weiter voranbringen.
„Um die Elektromobilität dauerhaft erfolgreich und
alltagstauglich zu machen, müssen wir sowohl technologie- als
auch branchenübergreifend nach neuen Lösungen suchen.
Leichtbaustrukturen, energieeffiziente Lösungen in der
Fahrzeugtechnik und hocheffiziente Batterien ebnen den Weg zu
praxistauglichen Reichweiten. Das betrifft sowohl den privaten
PKW wie auch unsere Busse im Öffentlichen Personennahverkehr“,
betont der Sächsische Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und
Verkehr, Sven Morlok.
Im Mittelpunkt des Projektes steht dabei die Energieeffizienz
von Hybridbussen. Denn noch werden die Vorteile der
Elektromobilität durch eine vergleichsweise geringe Reichweite
getrübt, so dass größere Speicher eingesetzt oder
Zwischenladungen vorgesehen werden müssen. Beides erweist sich
im alltäglichen Verkehr als unpraktisch. Wissenschaftler der
Institute für Leichtbau und Kunststofftechnik (ILK) und
Automobiltechnik (IAD) der TU Dresden wollen gemeinsam mit dem
Praxispartner DVB Lösungen erarbeiten. Ihre Ziele sind zum
einen die Erhöhung der Energieeffizienz durch eine
intelligente, vorausschauende Steuerung sowie ein
hocheffizientes Beheizungs- und Klimatisierungskonzept. Zum
anderen sollen Wege gefunden werden, durch Leichtbau des
Fahrzeugs die Zusatzmasse der Batterien zu kompensieren und so
die Energieeffizienz zu erhöhen. Darüber hinaus soll eine
umfassende Studie zur Nachladung der Batterien im Fahrbetrieb
mittels Oberleitung durchgeführt werden.
Innovative Leichtbaulösungen für Hybridbusse
Das Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik (ILK) der
TU Dresden bringt seine umfassende Expertise auf dem Gebiet des
funktionsintegrativen Systemleichtbaus in das Vorhaben ein. Das
Energieeinsparpotenzial bei Hybridbussen durch innovative
Leichtbaulösungen wird hierbei ein wesentlicher Schwerpunkt der
Forschungsarbeiten sein. Im Rahmen des Projektes werden Busse
der Dresdner Verkehrsbetriebe mit neuartigen ultraleichten
CFK-Leichtbaurädern ausgestattet und die Beiträge zur
Energieeffizienz bestimmt. „Der Systemleichtbau ist bei der
Elektromobilität eine tragende Säule“, sagt Institutsdirektor
Prof. Dr. Werner Hufenbach. „Er ist eine multidisziplinäre
Ingenieurwissenschaft, die insbesondere interdisziplinäre
Kompetenz und Kreativität sowie ein hohes Maß an Teamfähigkeit
bei der praktischen Umsetzung der Ideen in wettbewerbsfähige
Produkte, Verfahren und Dienstleistungen erfordert. Am
Wissenschaftsstandort Dresden findet sich dafür ein optimales
Technologieumfeld und eine hohe Innovationskultur, die wir für
dieses Vorhaben nutzen werden.“
Mehr Energieeffizienz und intelligente Steuerung
Am Lehrstuhl Fahrzeugmechatronik des Instituts für
Automobiltechnik Dresden – IAD werden im Rahmen des Projekts
kombinierte mechatronische Maßnahmen zur Effizienzsteigerung
des Fahrzeugs und der Fahrzeugführung im ÖPNV umgesetzt. Ein
wesentlicher Schwerpunkt ist die Steigerung der
Energieeffizienz des Gesamtfahrzeugs durch die Nutzung
vorhandener Wärmequellen sowie die Erforschung innovativer
Klimatisierungs- und thermischer Isolationsmaßnahmen. Weiterhin
stehen die Antriebsstrang- und Nebenverbrauchersteuerung im
Fokus des Forschungsvorhabens. Neben den Verbesserungen am
Fahrzeug selbst soll der Fahrer sowohl optisch als auch
haptisch durch ein Fahrerassistenzsystem bei der
energieeffizienten Fahrzeugführung unterstützt werden. Die
gewonnenen Erkenntnisse aus diesem Förderprojekt bilden somit
eine wichtige Grundlage für die Weiterentwicklung rein
elektrisch betriebener Fahrzeuge im ÖPNV. „Die Elektromobilität
der Zukunft entscheidet sich an der Gesamtenergieeffizienz und
dem Kundennutzen verglichen zu anderen Energieformen der
Fortbewegung“ erklärt Institutsdirektor und Professurinhaber
Prof. Dr.-Ing. Bernard Bäker. „Gerade auf dem Gebiet
öffentlicher Verkehrssysteme liegen hier große
ingenieurtechnische Herausforderungen verborgen, die mit dem
gefundenen Projektkonsortium hervorragend angegangen werden
können und wichtige sächsische Kernkompetenzen
zusammenführen."
Praxistauglichkeit im Linieneinsatz
Schon seit Einführung der ersten Hybridbusse im Jahr 2005
arbeiten Verkehrsbetriebe und TU Dresden gemeinsam an der
Verbesserung der Elektromobilität. Das Verkehrsunternehmen
übernimmt dabei die Rolle des Praxispartners. Im Labor
gewonnene Erkenntnisse können dann im Fahrgastbetrieb auf den
DVB-Buslinien ihre Alltagstauglichkeit nachweisen. Gleich drei
Vorteile sind erkennbar. Die Wissenschaftler der TU Dresden
haben durch den praktischen Einsatz eine unmittelbare
Ergebniskontrolle. Die DVB übertragen die Modifikationen auf
ihre Hybridbusse und verbessern so deren Wirtschaftlichkeit.
Außerdem liefern die Studien Informationen für Bushersteller,
die technische Verbesserungen bei der Produktion von
Neufahrzeugen umsetzen können. Die aktuellen Projekte sollen
auf der Buslinie 64 zwischen Kaditz und Reick zum Einsatz
kommen. Diese Linie charakterisiert sich durch eine
topografisch anspruchsvolle Streckenführung und einen hohem
Anteil von Hybridbussen im Verhältnis zur Gesamtfahrzeugzahl.
Darüber hinaus sollen Schlussfolgerungen für die geplante
Umstellung der Linie 79 auf einen rein elektrischen Betrieb mit
intelligenter Nachladung am Endpunkt Verwendung gezogen
werden.
Hintergrundinformation
Die Bundesregierung hat im April 2012 vier Regionen in
Deutschland als „Schaufenster Elektromobilität“ ausgewählt und
fördert hier auf Beschluss des Deutschen Bundestags die
Forschung und Entwicklung von alternativen Antrieben. Insgesamt
stellt der Bund für das Schaufensterprogramm Fördermittel in
Höhe von 180 Mio. Euro bereit. In den groß angelegten
regionalen Demonstrations- und Pilotvorhaben wird
Elektromobilität an der Schnittstelle von Energiesystem,
Fahrzeug und Verkehrssystem erprobt.
Weitere Informationen unter www.schaufenster-elektromobilitaet.org.
Das Projekt „Pilotlinie 64 – effiziente Elektromobilität in
Dresden“ ist eines von rund 40 Projekten im Schaufenster
Bayern-Sachsen ELEKTROMOBILITÄT VERBINDET und wird mit
4.219.842 Euro vom Freistaat Sachsen gefördert.
Schaufenster Bayern-Sachsen ELEKTROMOBILITÄT VERBINDET
Am 3. April 2012 haben Bayern-Sachsen, Baden-Württemberg,
Berlin-Brandenburg und Niedersachsen den Zuschlag für die von
der Bundesregierung geförderten Schaufenster Elektromobilität
erhalten. Ihre Konzepte rund um die Verbindung von
Elektrofahrzeug, Energiesystem und Verkehrssystem werden in den
kommenden drei Jahren einen wichtigen Beitrag leisten, die
Ziele der Nationalen Plattform Elektromobilität umzusetzen und
sollen dazu beitragen, Deutschland als Leitmarkt und
Leitanbieter für Elektromobilität zu etablieren.
Im Schaufenster Bayern-Sachsen ELEKTROMOBILITÄT VERBINDET sind
Projekte mit einem Gesamtvolumen von rund 130 Millionen Euro
vorgesehen. Die Vorhaben lassen sich in fünf Themenkomplexe
unterteilen:
- Langstreckenmobilität - Schnellladung entlang der Achse A9 München-Leipzig
- Urbane Mobilität – Mobilitäts- und Ladekonzepte
- Ländliche Mobilität – Abdeckung der Mobilitätsbedürfnisse in ländlichen Regionen
- Internationale Verbindungen – Internationale Sichtbarkeit und Langstreckenmobilität in Zusammenarbeit mit Österreich und der Provinz Québec, Kanada
- Aus-/Weiterbildung – Dreigliedriger Ansatz schulisch, betrieblich und akademisch
Die Bayern Innovativ GmbH und die Sächsische Energieagentur
– SAENA GmbH übernehmen gemeinsam als Projektleitstelle die
Koordination des Schaufensters.
Mehr unter www.elektromobilitaet-verbindet.de.
Informationen für Journalisten:
Kim-Astrid Magister,
Pressestelle TU Dresden,
Tel.: 0351 463-32398,