Jul 05, 2013
Sprache im Wahlkampf: Linguisten der TU Dresden starten Blog auf www.polittrend.de
Unter www.polittrend.de präsentieren Sprachwissenschaftler um Prof. Joachim Scharloth und Dr. Noah Bubenhofer aktuelle Erkenntnisse zur Rhetorik der Parteien im Vorfeld der Wahl am 22. September. Die Nutzer können auch ihr eigenes politisches und sprachliches Wissen testen: Anhand von Kollokationsgraphen, die typische Wortverbindungen sichtbar machen, müssen die zugehörigen Parteien erraten werden. „Politik realisiert sich im Medium der Sprache“, sagt Prof. Scharloth. „Die Wortwahl verrät uns viel über die Strategien der Parteien.“ Ob man beispielsweise vom „Betreuungsgeld“ oder von der „Herdprämie“ spreche, mache nicht nur rhetorisch einen großen Unterschied. Die Wörter sind politisches Programm: Mit ihnen wird die familienpolitische Maßnahme bewertet.
Die ersten Erkenntnisse der Sprachforscher sind bereits im Blog nachzulesen. Nach der Analyse der Wahlprogramme stellten sie fest: Der Wahlkampf wird kuschelig und wenig kontrovers. „Typisch für das Wahlprogramm der CDU sind Verben wie ‚ermuntern‘ und ‚ermutigen‘, die die Partei in der Rolle des wohlmeinenden Ratgebers, ja engen Freundes der ‚Menschen im Land‘ zeigen“, erklärt Joachim Scharloth. „Wörter wie ‚vertrauen‘ und ‚fühlen‘ sollen eine geradezu persönliche Verbindung zwischen Wählern und Partei herstellen.“ SPD, FDP und Piratenpartei wirken demnach rhetorisch blass, während die Grünen und die Linke erwartungsgemäß auf Kampfvokabular und negative Adjektive bei der Beschreibung des politischen Ist-Zustandes setzen.
Die Linguisten analysieren maschinell Texte wie Pressemitteilungen, Reden oder Wahlprogramme hinsichtlich Vokabulars, typischen Phrasen, Begriffsnetzen und Satzbau. Ein ähnliches Projekt hatte es bereits zur Bundestagswahl 2009 gegeben: http://www.semtracks.org/web/politicaltracker/bundestagswahl/. Darüber hinaus gibt es im Internet ein Monitoring des Sprachgebrauchs im Sächsischen Landtag: http://linguistik.zih.tu-dresden.de/parlament/.
Informationen für Journalisten
Prof. Joachim Scharloth
Tel. 0351 463 36403
E-Mail:
Dresden, 04. Juli 2013