30.11.2021
Popularmusik: Seit 60 Jahren Impulse aus der Hochschule für Musik
In den »Dresdner Schriften zur Musik« widmet sich der Band 12 der Abteilung Jazz/Rock/Pop der Dresdner Musikhochschule
Mathias Bäumel
Führend seit sage und schreibe 1962! In jenem Jahr nämlich wurde an der Dresdner Musikhochschule die Abteilung für Tanz- und Unterhaltungsmusik etabliert. Dieser Abteilung, später unter dem Namen Jazz, Rock, Pop aktiv, verdankt die Popularmusik-Landschaft zunächst der DDR, danach Deutschlands und darüber hinaus, entscheidende Impulse und wichtige Musikerpersönlichkeiten. Sechzig Jahre und kein bisschen leiser – dieser Slogan beschreibt eindrucksvoll einen Aspekt der erfolgreichen Arbeit der Abteilung, die im Laufe dieser fast 60 Jahre Künstler wie Günter Baby Sommer (einer der ersten Studenten dort), Katrin Weber, Jäcki Reznicek, Veronika Fischer, Bernd Aust, Conny Bauer, später Demian Kappenstein, Jan F. Kurth, Christian Lillinger und viele, viele weitere hervorgebracht hat.
Das vorliegende Buch »Jazz/Rock/Pop – Das Dresdner Modell« (Herausgegeben von Ralf Beutler und Frank-Harald Greß) will dem Grußwort Günter Baby Sommers zufolge die »wechselvolle Geschichte dieser Abteilung nachzeichnen«. Das gelingt auf besondere Weise: Die Herausgeber haben sich entschlossen, all die geschichtlichen Aspekte abbilden zu lassen – vor allem durch Erlebnisberichte und Erinnerungen der zahlreichen »Macher« dieser 60 Jahre, die Bemühungen, Erfolge, auch Zweifel und Freude über das Erreichte aus persönlicher Sicht darstellen. Dadurch wohnt den einzelnen Texten jeweils ein hohes Maß an Authentizität inne – angesichts der vielen Facetten des Themas ein zum Lesen des Buches einladender Weg. Dokumentarisches wird dennoch angeboten – so mit der Auflistung aller von 1962 bis heute tätigen Lehrkräfte. Eine systematische Darstellung studentischer Aspekte (als Pendant) mag man vermissen; Studenten- bzw. Absolventenzahlen und -namen muss man suchen. Dass es der Abteilung gelang, zur weiteren Verbesserung der Praxisrelevanz dieses Studiums am 18. Juni 2003 einen Kooperationsvertrag mit dem Jazzclub Tonne abzuschließen (ein solcher Vertrag war damals einzigartig in Deutschland), kann durchaus als Plus dieser Abteilung gelten, bleibt jedoch trotz der damit zusammenhängenden Erfolge im Buch ungesagt.
Insgesamt spiegelt das Buch das Engagement der Macher und Lehrkräfte dieser Abteilung während all der Jahre wider, ist somit historisch wertvoll für all jene Musikfreunde, die nicht nur Pop, Rock und Jazz gerne hören, sondern sich auch für Hintergründe, Auseinandersetzungen und Erfolge interessieren – es gab eben Zeiten, in denen diese Musik erkämpft werden musste! Der Fall, dass eine Hochschule (und nicht nur Fans) an diesem Bemühen teilnahm, ist bemerkenswert.
Ralf Beutler und Frank-Harald Greß (Hrsg.): »Jazz/Rock/Pop – Das Dresdner Modell«, Tectum Verlag Baden-Baden 2021, ISBN 978-3-8288-4441-4
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 19/2021 vom 30. November 2021 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.