20.05.2009
Willkommen im Heiligtum der Forschung
"Willkommen im Heiligthume der Kunst" lautet bekanntlich die Inschrift im Zentralraum der Dresdner Gemäldegalerie Alte Meister. Wie die Kunst eigentlich einen so herausgehobenen, eben "sakralen" Status zugewiesen bekam, ist eines der Themen des heute von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) bewilligten Sonderforschungsbereiches "Transzendenz und Gemeinsinn", der an der Technischen Universität Dresden beheimatet sein wird.
"Gemeinsam mit Schweizer und italienischen Kollegen wollen wir untersuchen, was soziale und politische Ordnungen ausmacht und erhält", fasst Hans Vorländer, Inhaber der hiesigen Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte und Sprecher der Initiative, die grundsätzliche Ausrichtung der Forschung in dem neuen SFB zusammen. "Inwiefern berufen sich Gesellschaften auf Transzendenz, auf bestimmte Leitideen, um Gemeinsinn zu schaffen? Für eine Stadt wie Dresden und damit für ihre Bürger haben zum Beispiel die Kunst und die Kultur eine ganz besondere Bedeutung. Aber auch Architektur oder der Fortschritt in der Forschung können ähnliche gesellschaftliche Leitideen darstellen. Wir vergleichen soziale und politische Ordnungen von der Antike bis zur Gegenwart. Wie haben sich etwa religiöse Gemeinschaften in Israel oder im frühen Christentum herausgebildet? Welche Rolle spielt dabei Vernunft, Tradition und Gott? Dazu gehören auch mögliche Konflikte zwischen der Idee der Menschenwürde und moderner Biotechnologie. Aber auch die Frage nach der 'Heiligung' von Verfassungen stellt sich, ganz aktuell übrigens zum 60-jährigen Verfassungsjubiläum der Bundesrepublik am 23. Mai."
Der neue Sonderforschungsbereich umfasst 19 Teilprojekte und wird mit einem Finanzvolumen von über 12 Millionen Euro allein für die ersten vier Jahre "einer der größten Sonderforschungsbereiche der DFG in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften" sein, wie Prof. Vorländer mitteilt. 42 wissenschaftliche Mitarbeiter und weitere 39 studentische Hilfskräfte sollen ab Juli 2009 eingestellt werden; dazu stellt die Deutsche Forschungsgemeinschaft weitere Gelder für Gleichstellungsmaßnahmen und für die Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zur Verfügung. Ein integriertes Graduiertenkolleg mit thematisch zugeschnittenen Veranstaltungen und Betreuungsmöglichkeiten rundet den neuen geisteswissenschaftlichen SFB ab. "Willkommen im Heiligthume der Forschung", wird Prof. Vorländer seine Studierenden also in den nächsten Monaten begrüßen ...
Autor: Martin Morgenstern
Weitere Information:
Prof. Dr. phil. habil. Hans Vorländer
Tel. 0351 463-35812