Apr 08, 2010
Startschuss des neuen Sonderforschungsbereichs "Transzendenz und Gemeinsinn" an der TU Dresden
Mit einer prominent besetzten Auftaktveranstaltung stellt sich der Sonderforschungsbereich "Transzendenz und Gemeinsinn" (SFB 804) der Technischen Universität Dresden der Öffentlichkeit vor. Diese findet am Mittwoch, 14. April 2010, ab 18 Uhr, in der Dresdner Dreikönigskirche, Hauptstraße 23, statt.
Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière wird die Veranstaltung mit einer Rede zum Thema "Was hält die demokratische Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland zusammen?" eröffnen. Im Anschluss diskutieren die Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Gesine Schwan, der Historiker Prof. Dr. Paul Nolte und der Theologe Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Graf diese Frage aus wissenschaftlicher Sicht.
Das Thema der Auftaktveranstaltung zielt zugleich auf das Forschungsprogramm des geistes-, sozial- und kulturwissenschaftlichen Sonderforschungsbereiches ab. Hier sollen in den nächsten Jahren die Voraussetzungen und Bedingungen der Bildung und Stabilität sozialer und politischer Ordnungen untersucht werden. Diese Fragestellung ist gesellschaftlich hochaktuell und relevant: "Gesellschaftliche Veränderungen durch Migration oder die demographische Entwicklung werfen Fragen nach der gemeinsamen Grundlage, nach dem sozialen Zusammenhalt in einem Staat auf", erklärt Prof. Dr. Hans Vorländer, der den Sonderforschungsbereich leitet. "Und auch bio-technologische Errungenschaften, wie die Gentechnik konfrontieren uns mit tradierten Werten, moralischen Grundfragen und Notwendigkeiten politischer Regulierung."
Im Sonderforschungsbereich 804 sollen deshalb über die Grenzen
der wissenschaftlichen Disziplinen hinweg sogenannte
Ordnungsformationen - wie Stadt, Nation, bürgerliche
Gesellschaft, religiöse und nicht-religiöse Gemeinschaften -
miteinander verglichen werden. "Hierbei geht es um die Analyse
des spannungsvollen Zusammenspiels von Transzendenzformen und
Gemeinsinnsvorstellungen bei Entstehung, Stabilisierung und
auch Scheitern von sozialen und politischen Ordnungen", sagt
Hans Vorländer.
Transzendenz und Gemeinsinn sind in der Arbeit des Sonderforschungsbereichs zentrale Begriffe. "Gemeinsinn meint dabei sowohl den individuellen Sinn für das Gemeinsame, als auch den gemeinsamen Sinn der Individuen", erklärt Hans Vorländer. "Transzendenz hingegen beschreibt das Paradoxon politischer Ordnungen: Sie leben von Voraussetzungen und Ressourcen, wie Religion, Tugend oder Legenden, über die sie nicht wirklich verfügen können oder wollen - obwohl sie doch von den Ordnungen selbst erzeugt werden."
Der SFB 804 wurde im Mai 2009 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft bewilligt und besteht seit dem 1. Juli 2009 an der TU Dresden. Die interdisziplinäre und international vernetzte Forschung umfasst 19 Teilprojekte aus drei Fakultäten und neun Instituten der Technischen Universität sowie Partnern der italienischen Universitäten Turin und Matera und der Universität Zürich in der Schweiz. Zudem besitzt der Sonderforschungsbereich ein eigenes, integriertes Graduiertenkolleg zur Ausbildung von Doktoranden und internationalen Stipendiaten. "Als einer der größten geistes-, sozial- und kulturwissenschaftlichen Sonderforschungsbereiche in Deutschland will der SFB 804 die erfolgreiche Grundlagenforschung fortsetzen, die in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre in Dresden mit dem Sonderforschungsbereich 537 ‚Institutionalität und Geschichtlichkeit' und einem Internationalen Graduiertenkolleg begonnen hat." Mit dem neuen Sonderforschungsbereich wurden 50 Stellen für Wissenschaftliche Mitarbeiter geschaffen. "Damit behaupten die Dresdner Geisteswissenschaften ihren Platz in der sächsischen und internationalen Forschungslandschaft", ist sich Hans Vorländer sicher.
Weitere Informationen für Journalisten:
Katja Schröder M.A., Wissenschaftliche Koordinatorin
Tel.: +49 351 463-42467, Fax: -37774,
Nick Wagner M.A., Öffentlichkeitsarbeit,
Tel.: +49 351 463-33914, Fax: -37774,
Bei Teilnahmewunsch bitten die Organisatoren um Anmeldung per E-Mail ().