16.04.2013
Die Vermessung der Singularität
Prof. Jifeng Chu, Mathematik-Professor aus China, forscht seit Anfang April als Gastwissenschaftler an der TU Dresden. Mit einem Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung wird er sich ein Jahr lang dem Verhalten von Systemen in der Nähe von Singularitäten widmen.
Dass sich Urknall und schwarze Löcher schwer fassen lassen, liegt nicht nur daran, dass die mathematischen Modelle, die diese astronomischen Objekte beschreiben, kompliziert sind. Der Beginn der Zeit und die ungeheure Masse eines schwarzen Lochs erzeugen in den Modellen sogenannte Singularitäten, also Punkte, in denen nichts mehr stimmt, das Modell sich verändert oder Größen „explodieren“. Mathematiker suchen in der Nähe dieser Singularitäten nach einem Element der Ordnung. Sogenannte periodische Lösungen können auch in der Nähe von Singularitäten dafür sorgen, dass das Verhalten des Modells eine gewisse Regelmäßigkeit aufweist und – trotz Singularität in der Nähe – im richtigen Rhythmus schwingt.
Jifeng Chu, Professor für Reine Mathematik an der Hohai University in Nanjing, erforscht im Rahmen seines Humboldt-Stipendiums an der TU Dresden periodisches Verhalten von singulären Modellen, z.B. für elektrostatische Kräfte oder die Schwerkraft. Gastgeber und Kooperationspartner bei diesem Projekt ist Professor Stefan Siegmund von der Fachrichtung Mathematik. „Jifeng Chu wird hier untersuchen, was passiert, wenn die Schwingungen nicht stabil sind“, erklärt er. „Dazu müssen neue Methoden entwickelt werden, die auf Arbeiten aufbauen, die wir an der TU Dresden bereits durchgeführt haben.“
Prof. Jifeng Chu ist der zweite Humboldt-Stipendiat, der am interdisziplinären Center for Dynamics an der Fachrichtung Mathematik forscht. „Wir sind stolz auf unsere internationalen Gäste“ betont Prof. Siegmund. Bereits im kommenden Jahr werde er mit Joseph Páez Chávez aus Ecuador einen weiteren jungen Forscher an der TU Dresden begrüßen können, der im Rahmen des Georg Forster-Stipendiums für hervorragende Wissenschaftler aus Entwicklungsländern ebenfalls von der Alexander von Humboldt-Stiftung gefördert werden soll.
Informationen für Journalisten:
Prof. Stefan Siegmund
Tel.: 0351 463–34633