18.11.2011
Forschung auf den Spuren des Urknalls
Was geschah beim Urknall, woraus besteht die mysteriöse Dunkle Materie im Kosmos, warum haben Elementarteilchen überhaupt eine Masse? Diese und andere Fragen soll die „Weltmaschine“ – der Teilchenbeschleuniger Large Hadron Collider LHC am CERN in Genf – beantworten. Am 23. November 2011 laden Dresdner Teilchenphysiker die Öffentlichkeit zum „Tag der Weltmaschine“ ein. Die Besucher erwartet in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) ein Erlebnisabend rund um die faszinierende Welt der Teilchenphysik mit Live-Schaltung ans CERN und Vorträgen und mehr. Außerdem kann man die Ausstellung „Weltmaschine“ und einen Workshop besuchen. Anlässe für den Tag gibt es gleich zwei: Zwei Jahre Betrieb des größten Teilchenbeschleunigers der Welt und das TUD-Projekt „Netzwerk Teilchenwelt“ zur Vermittlung von Teilchenphysik an Jugendliche und Lehrkräfte ist Preisträger im Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“.
Mit den ersten Teilchenkollisionen am Large Hadron Collider LHC hat vor zwei Jahren eine Entdeckungsreise in weitgehend unkartierte Regionen der Natur begonnen. Die „Weltmaschine“ soll einige der größten Rätsel der Physik über Aufbau und Entstehung des Universums lösen. Auf der Suche nach Antworten schießt der Teilchenbeschleuniger LHC Atomkerne von Wasserstoff (Protonen) und von Blei mit bislang unerreichter Energie aufeinander. So können die Forscher neue Teilchen erzeugen und die Bedingungen kurz nach dem Urknall reproduzieren. Seit am 23. November 2009 die ersten Protonen im LHC aufeinanderprallten, haben die hausgroßen Nachweisgeräte bislang fast eine Million Milliarden (1 000 000 000 000 000) solcher Kollisionen registriert. Der weltgrößte Teilchenbeschleuniger übertrifft damit alle Erwartungen.
Zum zweiten Jahrestag der ersten Kollisionen im LHC, am 23. November 2011, feiern Institute in ganz Deutschland den Tag der Weltmaschine, so auch das Institut für Kern- und Teilchenphysik in Dresden. Außerdem erhält das TUD-Projekt „Netzwerk Teilchenwelt“ – ein bundesweites Netzwerk unter Leitung von Prof. Michael Kobel zur Vermittlung von Teilchenphysik an Jugendliche und Lehrkräfte – an dem Tag die Auszeichnung als „Ausgewählter Ort 2011“ im bundesweit ausgetragenen Innovationswettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“. Das Programm rund um den 23. November findet in der Sächsischen Staatsbibliothek – Landes und Universitätsbibliothek (SLUB), Zellescher Weg 18 in Dresden, statt.
TEILCHENPHYSIK-ERLEBNISABEND „DEM URKNALL AUF DER SPUR"
Beim Teilchenphysik-Erlebnisabend (Beginn: 18.30 Uhr) unter dem Motto „Dem Urknall auf der Spur“ erlebt man die faszinierende Forschung der Teilchenphysik in allen Facetten. Mit von Jugendlichen produzierten Teilchenphysik-Videos, einer Live-Schaltung ans CERN zum Interview mit CERN-Generaldirektor Prof. Dr. Rolf Heuer, einem Vortrag von Prof. Christian Stegmann (Leiter Deutsches Elektronen Synchrotron in Zeuthen) zum Thema „Vom Großen und Kleinen – Elementarteilchen, Kräfte und das Universum“ und Abendführungen von Wissenschaftlern durch die Ausstellung „Weltmaschine“ wird ein vielfältiges Programm geboten. Zum Interview mit CERN-Generaldirektor Prof. Rolf Heuer kann man vorab Fragen online einschicken, die an diesem Abend beantwortet werden.
WEITERE ANGEBOTE: WORKSHOP, AUSSTELLUNG, FÜHRUNGEN MIT WISSENSCHAFTLERN DER TUD
Am Vormittag wird für alle Interessierten ab 15 Jahren eine so genannte „Teilchenwelt-Masterclass“ angeboten. Bei diesem Workshop können die Teilnehmer echte Daten von Teilchenkollisionen am CERN auswerten und in einer nationalen Videokonferenz diskutieren. In der mobilen Ausstellung „Weltmaschine", die vom 21. bis 26. November im SLUB-Foyer zu sehen ist, kann man den Large Hadron Collider mit großformatigen Bildern, Exponaten zum Ausprobieren und informativen Tafeln erkunden. Täglich finden Führungen mit Wissenschaftlern durch die Ausstellung um 11 und 17 Uhr statt.
Bei allen Veranstaltungen ist der Eintritt frei. Alle Termine, Anmeldeinformationen und das Webformular für Fragen an CERN-Chef Rolf Heuer sind zusammengefasst unter www.weltmaschine.de/tagderweltmaschine.
Ihr Ansprechpartnerin vor Ort:
Anne Glück (Projektkoordinatorin und PR-Verantwortliche
„Netzwerk Teilchenwelt“)
Tel.: 0351 – 463-33769
www.teilchenwelt.de
Hinweis für die Redaktionen:
„Tag der Weltmaschine“ 23. November 2011
- 10 – 16 Uhr: Teilchenwelt-Masterclass
- 18.30 Uhr: Beginn des Programms zum „Tag der Weltmaschine” mit Vorträgen, Live-Schaltung zum CERN, Diskussionen und Führungen durch die Ausstellung „Weltmaschine”
- 20 Uhr: Preisverleihung „Ausgewählter Ort 2011“ mit Presse- und Fototermin, Vortrag Prof. Christian Stegmann „Vom Kleinen zum Großen – Elementarteilchen, Kräfte und das Universum“
- 21.30 Uhr: Ausklang und Möglichkeit für weitere Pressefotos, Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB), Vortragssaal, Zellescher Weg 18, 01069 Dresden
Um Anmeldung unter wird gebeten.
Hintergrundinformationen
Auszeichnung „Netzwerk Teilchenwelt“ im Wettbewerb „365
Orte im Land der Ideen“
Das Institut für Kern- und Teilchenphysik der Technischen Universität Dresden (TUD) ist mit „Netzwerk Teilchenwelt – Teilchenphysik zum Anfassen“ Preisträger im bundesweit ausgetragenen Innovationswettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“. Neben der TUD haben sich 21 deutsche Forschungsinstitute und das europäische Forschungszentrum für Teilchenphysik CERN dem Netzwerk angeschlossen. Ziel des Gemeinschaftsprojekts ist es, Jugendliche für die naturwissenschaftliche Grundlagenforschung zu begeistern. Bei Workshops in Schulen oder Schülerlaboren erhalten die jungen Leute einen Einblick in die Welt von Elementarteilchen & Co. Auch Fragen wie beispielsweise nach der Entstehung des Universums werden thematisiert. Das Netzwerk trägt so zur authentischen Vermittlung naturwissenschaftlicher Forschung bei. Netzwerk Teilchenwelt wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, Schirmherrin ist die Deutsche Physikalische Gesellschaft DPG.
Das „Netzwerk Teilchenwelt“ ist einer von 365 Preisträgern, die jedes Jahr von der Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“ gemeinsam mit der Deutschen Bank unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten Christian Wulff prämiert werden. Hans-Helmut Kloevekorn von der Deutschen Bank in Dresden zeichnet das Gemeinschaftsprojekt für die Forscher von morgen als „Ausgewählten Ort“ aus und betont anlässlich der Preisverleihung: „Netzwerk Teilchenwelt verbindet fast alle Institute eines Forschungsgebietes in Deutschland und ermöglicht eine authentische Vermittlung ihrer Forschung. Das herausragende Projekt gibt Jugendlichen so einen interessanten Einblick in die Wissenschaft.“
Prof. Michael Kobel, Projektleiter von Netzwerk Teilchenwelt und Professor für Teilchenphysik an der TU Dresden kommentiert die Auszeichnung: „Wir sind sehr stolz, ein ‚Ausgewählter Ort‘ im Land der Ideen zu sein. Der Preis macht deutlich, dass die Vermittlung von Grundlagenforschung an Jugendliche ein erfolgreiches Konzept für die ‚Bildungsrepublik Deutschland‘ darstellt.“
Teilchenphysik am Large Hadron Collider LHC am CERN in Genf
Der Large Hadron Collider LHC ist die größte Maschine, die je für die Forschung gebaut worden ist. Der ringförmige Teilchenbeschleuniger hat einen Umfang von fast 27 Kilometern und verläuft in einem unterirdischen Tunnel 50 bis 175 Meter tief unter der französisch-schweizer Grenze nahe der Stadt Genf. Im LHC werden Protonen oder Blei-Ionen beschleunigt und bei nahezu Lichtgeschwindigkeit frontal zusammengeschossen. Mit diesen Kollisionen wollen Physiker dem Urknall näher kommen als je zuvor: Kurzzeitig wird es bei den Teilchencrashs – auf winzigem Raum – rund 100.000 Mal heißer als im Zentrum der Sonne, der LHC bietet damit den heißesten Ort der Galaxis. Aus der geballten Energie der Kollisionen entsteht ein Regen neuer Teilchen. In diesem Partikelhagel spähen Forscher nach bislang unentdeckten Teilchen und Phänomenen. Hausgroße Detektoren in riesigen unterirdischen Hallen zeichnen die Zusammenstöße auf. Am LHC und seinen Experimenten arbeiten etwa 10 000 Wissenschaftler aus aller Welt, unter ihnen mehr als 1000 deutsche von 34 Universitäten und Forschungseinrichtungen. Auch die TU Dresden ist mit Wissenschaftlern des Instituts für Kern- und Teilchenphysik an der Forschung beteiligt.
Die Europäische Organisation für Kernforschung CERN ist das größte Teilchenforschungslabor der Welt. Heute sind 20 europäische Länder am CERN beteiligt. Der Jahresetat 2011 beträgt knapp 900 Millionen Euro. Deutschland ist der größte Geldgeber, rund jeder fünfte Euro kommt aus Deutschland. Seit 2009 ist der Deutsche Rolf-Dieter Heuer Generaldirektor des CERN.