Das Formenspektrum der Herabsetzung

In Shitstorms, populistischen Twitter-Nachrichten und Internet-Kommentaren wird oft nach Kräften beleidigt, beschimpft und bloßgestellt. Diese Art der Beleidigung scheint allgegenwärtig und ein Phänomen unserer Zeit zu sein. Doch Schmähung und Herabwürdigung sind natürlich keine modernen Erscheinungen, sondern finden sich in allen Epochen und Kulturen.

Das Spektrum der verschiedenen Formen ist dabei äußerst komplex: Herabsetzung kann direkt geäußert oder indirekt beschrieben und berichtet werden. Sie kann aber auch inszeniert werden wie in Theater oder Film. Sie kann plump und plakativ daherkommen oder subtil zwischen den Zeilen stehen. Sie manifestiert sich in unterschiedlichen Medien und in verschiedenen Formaten wie der politischen Rede, der Schmähschrift, dem Zeitungskommentar, dem Roman, der Fernsehserie oder der Karikatur. Differenziert sind auch die Funktionen von Herabsetzungen: Sie können kränken, erniedrigen, verletzen, zugleich aber auch erheitern und belustigen. Sie können ausschließen und einschließen, sie können ernst gemeint sein oder auch spielerisch-ironisch.

Den Formen und Medien der Herabsetzung widmen sich an der TU Dresden nun die Tagung „Invektive Gattungen“ und die Ausstellung Schmähung – Provokation – Stigma. Medien und Formen der Herabsetzung“.  Beide Veranstaltungen werden vom Teilprojekt E des Sonderforschungsbereichs 1285 „Invektivität. Konstellationen und Dynamiken der Herabsetzung“ unter der Leitung von Prof. Marina Münkler durchgeführt.

Die Tagung findet vom 19. bis 21. Februar 2020 statt und versammelt interdisziplinäre Beiträge zum Thema „Invektive Gattungen“ vom antiken Rom über die frühe Neuzeit bis in die Gegenwart. Neben theoretischen Betrachtungen über Kommunikationsformen, Strategien und Medien von Herabsetzungen stehen historische Formen, Medien und Genres wie Streitpredigten, Schmähgedichte, Twitter-Nachrichten, Bildparodien und ‚Wutreden‘ im Zentrum.

Im Rahmen der Tagung wird am 19. Februar 2020 um 18:00 Uhr die Ausstellung „Schmähung – Provokation – Stigma. Medien und Formen der Herabsetzung“ eröffnet, die bis zum 23. April im Buchmuseum der SLUB zu sehen ist. Ausgestellt werden dort u.a. antike Schmähreden, Flugschriften der Reformationszeit, Wahlplakate der Weimarer Republik, aktuelle Satiren und einiges mehr.

Text: SFB 1285

Informationen und Kontakt:

Prof. Dr. Marina Münkler,
SFB 1285: Invektivität. Konstellationen und Dynamiken der Herabsetzung
www.invectivity.com

Tagung: „Invektive Gattungen. Formen und Medien der Herabsetzung“. 19. bis 21. Februar 2020, Klemperer-Saal, SLUB Dresden.

Öffentlicher Abendvortrag von Prof. Jürgen Müller: „Die Anfänge parodistischer Bild-Verfahren in der deutschen und flämischen Kunst des 16. Jahrhunderts“. 20. Februar 2020, 17:15 Uhr, Klemperer-Saal, SLUB Dresden.

Ausstellung: „Schmähung – Provokation – Stigma. Medien und Formen der Herabsetzung“. Buchmuseum der SLUB, 20. Februar bis 23. April 2020. Die Ausstellungseröffnung findet am 19. Februar 2020 um 18:00 Uhr statt.