Feb 07, 2020
TU Dresden und Hochschulmedizin Dresden trauern um ihren Ehrensenator und einen der bedeutendsten Partner und Förderer
"Mir ist es ein Bedürfnis, etwas zurückzugeben, an die Menschen, die meinen Weg begleitet haben und jeden Tag Patienten mit verschiedenen Schicksalen helfen." Diesen Satz hat Heinz-Jürgen Preiss-Daimler noch vor wenigen Monaten anlässlich einer Zuwendung an die Hochschulmedizin Dresden gesagt. „Die Förderung des öffentlichen Gesundheitswesens liegt mir besonders am Herzen. Jährlich erkranken in Deutschland rund eine halbe Million Menschen neu an Krebs. Wir brauchen in diesem Bereich Spitzenforschung auf allerhöchstem Niveau.“
Am Dienstag, dem 4. Februar 2020 – dem Weltkrebstag – ist ein Freund und zeitgleich einer der größten Unterstützer der Technischen Universität Dresden und der Dresdner Hochschulmedizin mit Universitätsklinikum Dresden und Medizinischer Fakultät Dresden, der Unternehmer und Ehrensenator der TU Dresden Heinz-Jürgen Preiss-Daimler nach schwerer Krankheit, im Alter von 80 Jahren verstorben. Sein Lebenswerk – der Aufbau einer weltweit tätigen Unternehmensgruppe mit mehr als 4.000 Beschäftigten und die Gründung der gemeinnützigen Preiss-Daimler-Stiftung für Medical Research and Equipment – hat jedoch über seinen Tod hinaus Bestand.
Heinz-Jürgen Preiss-Daimler war nicht nur ein erfolgreicher Geschäftsmann, und ein Förderer der Hochschulmedizin Dresden, er war vor allem ein Mensch, der trotz aller Erfolge nicht müde wurde, über die Krankheit Krebs zu sprechen und fest daran zu glauben, dass sie eines Tages besiegbar sein würde. Seit mehr als zehn Jahren unterstützte der Unternehmer die TU Dresden, das Universitätsklinikum Dresden und die Medizinische Fakultät regelmäßig durch finanzielle Mittel. Er ermöglichte damit die Anschaffung medizinischer Geräte und leistete zahlreiche Sachspenden. Zu Beginn dieses Jahres schenkte er den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Universitätsklinikums, die über die Weihnachtsfeiertage im Transport tätig waren, 1.000 Flaschen Wein aus eigner Herstellung. Nach seinen Beweggründen für dieses einzigartige Engagement gefragt, wurde der Unternehmer nachdenklich. „Ich selbst erkrankte vor über zehn Jahren an Krebs und bin seither in unzähligen Therapien und Behandlungen“, erklärte er. Nun wolle er etwas zurückgeben, an jene Menschen, die diesen Weg begleitet hätten. Seinen Kampf gegen den Krebs hatte er im vergangenen Jahr in einem Buch aufgearbeitet – eines seiner wichtigsten, wie er selbst sagt. Zu seinem 80. Geburtstag erschien das Werk „Über(s)leben“*. „Ich möchte Menschen, die genau wie ich mit der Diagnose Krebs konfrontiert sind, mit diesem Buch Mut machen“, erklärt Jürgen-Preiss Daimler. „Denn die Heilung fängt im Kopf an. Man muss sich belesen, über die Krankheit reden und sich auseinandersetzen – denn aufgeben sollte nie eine Option sein.“
2018 ehrte die TU Dresden Jürgen Preiss-Daimler mit der Ernennung zum Ehrensenator. „Als ich von der Ehrung erfuhr, hatte ich Tränen in den Augen. So sehr habe ich mich über diese Nachricht gefreut“, verriet Heinz-Jürgen Preiss-Daimler während seiner Festrede, kurz nach der feierlichen Verleihung der Würde eines Ehrensenators der Technischen Universität Dresden durch Rektor Prof. Hans Müller-Steinhagen. „Mit dieser höchsten Auszeichnung der TU Dresden haben wir seine Verdienste um Wissenschaft und Krankenversorgung in der Universitätsstadt Dresden, insbesondere seine stete Förderung der Medizin und des Maschinenwesens der TU Dresden gewürdigt“, so Prof. Müller-Steinhagen. Diese Förderung hatte neben der Unterstützung der Hochschulmedizin auch den technologischen Austausch in den Bereichen Leichtbau, Kunststofftechnik, Textilmaschinen und Textile Hochleistungswerkstofftechnik im Blick.
Insgesamt 3,5 Mio. Euro hat Jürgen Preiss-Daimler in die Dresdner Hochschulmedizin investiert. Er finanzierte Stipendien, ermöglichte den Kauf von Diagnose-Geräten und beteiligt sich maßgeblich am Bau des neuen Forschungsgebäudes für das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT). Sein einzigartiges Engagement hat seinen Namen auch untrennbar mit der Dresdner Hochschulmedizin verknüpft. „Wir sind Jürgen Preiss-Daimler für sein Engagement mehr als dankbar“, so der Medizinische Vorstand Prof. Michael Albrecht. „Mit seiner beispielhaften Haltung und seinem Mäzenatentum bleibt er ein Vorbild, dessen Vision einer Heilbarkeit von Krebs uns seit vielen Jahren eint.“ Heinz Reichmann, Dekan der Medizinischen Fakultät der TU Dresden, ergänzt: „Die jahrzehntelange Unterstützung Heinz-Jürgen Preiss-Daimlers war umfassend und visionär. Die Förderung junger Wissenschaftler in Form von Stipendien war eine vorausschauende Investition in die Zukunft der Medizin, auch dafür sind wir ihm mehr als dankbar.“
Ein Mäzenatentum wie jenes von Heinz-Jürgen Preiss-Daimler ist in Deutschland und besonders in Ostdeutschland mehr Ausnahme als Regel. Heinz-Jürgen Preiss-Daimler war sich in den vergangenen Jahren immer bewusst, dass der Kampf gegen den Krebs die Herausforderung seines Lebens ist. Seine Familie – Ehefrau Beatrix, die Kinder und Enkelkinder, aber auch seine Freunde, Mitarbeiter und Partner der TU Dresden und der Hochschulmedizin Dresden trauern um eine herausragende Persönlichkeit, um einen Mann, der mit seiner Ausstrahlung andere für sich, seine Ideen, seine Ziele und Visionen gewinnen und begeistern konnte.
*Jürgen Preiss-Daimler: „Über(s)leben. Krebs – Im Kopf fängt die Heilung an“ (Mitteldeutscher Verlag, 20 Euro)