20.05.2022
Wichtiger Erfolg bei der Nachzucht der Flussperlmuschel in Sachsen
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben einen wichtigen Erfolg für den Erhalt der vom Aussterben bedrohten Flussperlmuschel erzielt: Erstmals konnten sie Larven der Nachzucht auf den Kiemen von heimischen Bachforellen nachweisen. Die Flussperlmuschel wird seit vielen Jahren in Sachsen nachgezüchtet und seit wenigen Jahren auch ausgewildert.
Die Flussperlmuschel ist vom Aussterben bedroht und kommt in Sachsen nur noch in wenigen Gewässern im mittleren und oberen Vogtland vor. Doch auch dort ist ihr Lebensraum schon länger nicht mehr für den besonders sensiblen Nachwuchs geeignet. Die Art wäre mittlerweile in Sachsen nahezu ausgestorben, wenn nicht seit zwei Jahrzehnten ein von verschiedenen Akteuren unterstütztes Nachzuchtprogramm die genetische Vielfalt gesichert hätte.
Kürzlich wurden alle vier aktuell mit nachgezüchteten Flussperlmuscheln besiedelten Gewässer im oberen Vogtland untersucht – und die dort heimischen Bachforellen kontrolliert, die für die Fortpflanzung der Muschel zwingend notwendig sind. In allen Gewässern wurden Fische gefunden, die die Larven der Muscheln auf ihren Kiemen tragen. Dass die nachgezüchteten und ausgewilderten Muscheln nun endlich gesunde Larven entwickeln, ist in vielerlei Hinsicht ein wichtiger Erfolg: Einmal ist die Gewässerqualität mittlerweile so gut, dass die Muscheln darin leben können und ausreichend Energie haben, um Larven zu bilden. Weiterhin zeigt es, dass sich die Larven der Nachzucht an die lokal vorhandenen Forellenrassen anheften können.
Damit stehen die Chancen gut, dass neben der "Saale-Linie" auch die genetische Linie aus dem Einzugsgebiet der Weißen Elster langfristig erhalten werden kann, aus der mittlerweile nur noch nachgezüchtete Tiere am Leben sind. Die genetische Vielfalt erhöht zusätzlich die Chancen der Flussperlmuschel, sich wieder stärker in ihrem natürlichen Lebensraum auszubreiten und auf Umweltveränderungen reagieren zu können.
Die Wissenschaftler:innen des Projektes "Margaritifera Restoration Alliance" (MARA), an dem auch Forscher:innen des Instituts für Hydrobiologie der TU Dresden beteiligt sind, wollen nun in einem nächsten Schritt Strategien entwickeln, um den Eintrag von Sedimente, Wasser und Nährstoffen aus angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen reduzieren. Dies soll helfen, den Lebensraum der Flussperlmuscheln weiter zu verbessern. Damit hätten auch die jungen Muscheln ohne menschliche Hilfe eine Chance zu überleben. Hierfür arbeitet das Projektteam eng mit Landwirtschaftsbetrieben im Einzugsgebiet der Flussperlmuschelgewässer zusammen.
Tag der offenen Tür in der Flussperlmuschel-Zuchtstation
Wer mehr über die Flussperlmuschel und ihren Schutz wissen möchte, ist herzlich eingeladen, am Samstag, 11. Juni 2022, zum Tag der offenen Tür in der Flussperlmuschel-Zuchtstation vorbeizuschauen!
Hintergrund
Das Verbundprojekt MARA wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) gefördert. Das Team engagiert sich deutschlandweit für den Erhalt der vom Aussterben bedrohten Flussperlmuschel. Die Entwicklungen des Projektes MARA können hier verfolgt werden: www.flussmuscheln.de
Kontakt
Andrea Gößl
Pressesprecherin
Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt