12.02.2019
Wie kommt die Kunst ins Uni-Büro?
Leihgaben aus dem Kunstbesitz der TUD-Kustodie sind in den Räumen der Architektur-Professoren Ansgar und Benedikt Schulz zu sehen
Gwendolin Kremer
Seit 65 Jahren ist es an der TU Dresden Usus, dass nicht nur Skulpturen auf den Grünflächen des Campus oder Wandbilder und Bronzebüsten in den Instituten auf ihre Gründungsprofessoren hinweisen, naturwissenschaftliche Phänomene mit den Mitteln der Kunst in Reliefs und abstrakte Werke übersetzt werden, sondern auch Originale in den Büros und Sitzungszimmern der Professuren und Mitarbeiter zu sehen sind.
Mit der Etablierung des universitären Kunstbesitzes in den 1950er-Jahren und der Ausstattung der Gebäude war der Wunsch verbunden, Studenten und Mitarbeitern einen Zugang und eine Teilhabe am aktuellen Kunstgeschehen über die Ausleihe von Gemälden und Papierarbeiten zu ermöglichen. Aktuell ist ein gutes Drittel des rund 4000 Werke umfassenden Bestandes ausgeliehen.
Auch Ansgar und Benedikt Schulz, die seit dem Wintersemester gemeinsam die Professur für Entwerfen und Konstruieren I an der Fakultät der Architektur innehaben, waren begeistert von der Möglichkeit, ihre Arbeitsraume, die sie als »Open Lab« installiert haben, mit künstlerischen Werken auszustatten. Über eine Sichtung im Kunstbesitz der Kustodie wurde vor den Originalen eine Auswahl getroffen, die einen Bezug zu den Inhalten der Professur aufweisen.
Mit Papierarbeiten des Dresdner Konstruktivisten Friedrich Kracht (geboren 1925 in Bochum, gestorben 2007 in Dresden) gelang es, zentrale Fragen der Gestaltungslehre wie Farbe, Form und Raum aufzugreifen. Kracht, dessen künstlerische Wurzeln im Konstruktivismus zu verorten sind, entwickelte ab den 1960er-Jahren ein umfangreiches Oeuvre, das über ungegenständliche baugebundene Arbeiten in der DDR eine eigenständige Formensprache der Abstraktion aufweist. In seinen seriell angelegten Werken untersucht er dabei das Verhältnis von Flache und Farbe. Gemeinsam mit dem Künstler Karl- Heinz Adler forschte er zu patentierten Verfahren von Oberflächengestaltung. In den 1950er-Jahren war Kracht u. a. an der Ausgestaltung der Supraporten im Studentenwerk auf der Fritz-Löffler-Straße beteiligt.
Friedrich Krachts zehn Laserdrucke und Siebdrucke aus den 1970er- bis 1990er-Jahren werden flankiert von einer Neuwerbung von 2018. Seit 2017 stehen wieder Gelder für die Qualifizierung und den Ausbau der universitären Kunstsammlung zur Verfügung.
Mit dem großformatigen Gemälde der jungen Künstlerin Nina Hank-Weise (geboren 1991 in Dachau, lebt und arbeitet in Dresden) konnte direkt aus der Diplomausstellung der Hochschule für Bildende Künste Dresden eine Arbeit angekauft werden, die im Kontext des Kunstbesitzes den Anschluss an gegenwärtige Positionen Dresdner Kunstschaffender herstellt. Ihr nahezu quadratisches Gemälde zeigt als Generationen-Tableau junge Menschen, die in einem offen konzipierten Bildraum verschiedenen Tätigkeiten oder auch Nicht-Tätigkeiten nachgehen. Die Interaktionen der Bildprotagonisten transportieren neben einem spezifischen Zeitgeist auch Hoffnungen und Sehnsüchte. Ihre komplexe Bildwelt, zusammengesetzt aus einer Vielzahl an Figuren und Dingen, verbindet zeitliche und räumliche Dimensionen, die sie in eins setzt.
Die Präsentation der künstlerischen Werke ist 2019 im BZW (B415) zu sehen. Es wird jedoch um Anmeldung unter gebeten.
Informationen zur Ausleihe von Kunstwerken stehen unter folgender URL:
https://tu-dresden.de/kustodie/sammlungen-kunstbesitz/kunstbesitz.
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 03/2019 vom 12. Februar 2019 erschienen. Die komplette Ausgabe ist hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei doreen.liesch@tu-dresden.de bestellt werden. Mehr Informationen unter universitaetsjournal.de.