07.10.2011
Ministerpräsidenten Sachsens und Tschechiens zu Gast am Zentrum für Energietechnik der TUD
Im Rahmen der ersten sächsisch-tschechischen Energiekonferenz besuchten am 7. Oktober 2011 der Sächsische Ministerpräsident, Stanislaw Tillich, und der Ministerpräsident der Tschechischen Republik, Petr Nečas, das Zentrum für Energietechnik (ZET) der TU Dresden, welches im Juli 2011 eröffnet wurde. Das ZET bietet Wissenschaftlern und Studierenden eine exzellente Infrastruktur für die Vernetzung von energietechnischer Forschung und Ausbildung. Im Mittelpunkt der Forschung stehen Effizienz, Betriebsflexibilität und Versorgungsstabilität energietechnischer Systeme. Der ZET-Neubau verfügt über insgesamt 40 Versuchsanlagen, die stark miteinander verknüpft sind. „Diese Forschungsinfrastruktur ist einzigartig in Deutschland“, so Prof. Uwe Gampe, Leiter des ZET. Herzstück ist ein Versuchskraftwerk mit einem innovativen Gasturbinenprozess. Der erzeugte Strom und die entstehende Wärme können innerhalb der Universität genutzt werden. Außerdem verfügt das Technikum über Anlagen zur Verbrennung konventioneller und alternativer Brennstoffe wie z.B. Biomasse, ein Turbomaschinenversuchsfeld, Versuchsanlagen zur Solarthermie, Photovoltaik, Wärmeversorgung und -speicherung.
Vor Ort konnten sich die Ministerpräsidenten von der
Forschungsstärke der TUD auf dem gesamten Gebiet der
Energietechnologien überzeugen und besuchten folgende
Versuchsfelder:
1. Laboranlage zur Tropfenkondensation
In der Verfahrens- und Energietechnik erfolgt die Kondensation
von Dämpfen bisher üblicherweise mit einer Filmbildung des
Kondensates. Wenn erreicht werden kann, im Nano- bis
Mikrometerbereich eine Tropfenbildung zu ermöglichen, wird die
Wärmeübertragung bis zu zehnmal effizienter. In der
Versuchsanlage werden plasmabeschichtete und laserbehandelte
Materialoberflächen getestet, die Tropfenkondensation
ermöglichen.
2. Laboranlage zum Zündverhalten
Der Zündofen erlaubt es, unterschiedliche Brennstoffe wie z. B.
Biogas oder Biomasse sehr schnell zu testen, um erste Aussagen
über Einsatz und Verwendung in Großanlagen treffen zu können.
Wichtig sind diese Tests, weil das Zündverhalten
brennstoffspezifisch ist und für die Auslegung und Optimierung
von industriellen Anlagen eine wesentliche Information
darstellt.
3. Zirkulierende Wirbelschicht
Die zirkulierende Wirbelschicht dient der Untersuchung von
Verbrennungsprozessen bei Kohle, Biomasse- oder
Ersatzbrennstoffen. Dabei kann die Anlage außer für die
Verbrennung mit Luft auch zur Untersuchung von
Oxyfuel-Prozessen benutzt werden. Ein Oxyfuel-Prozess ist die
Brennstoffumsetzung mit nahezu reinem Sauerstoff, wodurch sich
das bei Verbrennungen automatisch entstehende CO2 von den
übrigen Abgasen trennen und separat speichern oder weiter
nutzen lässt. Damit ermöglicht das Verfahren eine umwelt- und
klimaschonende Energieversorgung. Die zirkulierende
Wirbelschicht ist dabei im Forschungsverbund für die Nutzung
von Braunkohle in dieser Art einmalig in Deutschland.
Eine weitere Betriebsart ist die Vergasung von biogenen und
konventionellen Brennstoffen zur Erzeugung von Produktgas für
vielfältige und flexible Weiternutzungen, z. B. als
synthetisches Erdgas (SNG).
4. Brennkammerprüfstand 1 MW
Mit dieser Anlage, die eine Leistung von einem Megawatt bringt,
wird die schadstoffarme Verbrennung von gas- und pulverförmigen
Brennstoffen wie z. B. Biomasse oder Biomasse-Rückständen und
konventionellen Brennstoffen untersucht.
Die besichtigten Versuchsfelder dienen in erster Linie der
Erforschung von Hochtemperaturprozessen zur Energieumwandlung
und Stoffbehandlung. Dazu gehören Pyrolyse-, Vergasungs- und
Verbrennungsprozesse. „Energieintensive Prozesse der
Grundstoffindustrie besitzen ein hohes Potenzial zur
Effizienzsteigerung und tragen damit ganz erheblich zum Umwelt-
und Ressourcenschutz bei“, so Prof. Michael Beckmann, Inhaber
der Professur für Verbrennung, Wärme- und Stoffübertragung am
Institut für Energietechnik der Fakultät Maschinenwesen.
Neben der Forschung war auch die Lehre Thema des Besuchs. Mit
297 Erstsemestern startet zum Wintersemester 2011/2012 der neu
eingerichtete Studiengang „Regenerative Energiesysteme“ (RES)
an der TU Dresden. Er ist der deutschlandweit erste
interdisziplinäre Diplomstudiengang „Regenerative
Energiesysteme“ an einer Universität.
Neben einem profunden ingenieurwissenschaftlichen
Grundlagenwissen umfasst das Lehrangebot unter anderem
Themengebiete wie Solarthermie, Photovoltaik, Windenergie,
Geothermie, Energiebiotechnologie und Wasserkraft. Der
Studiengang RES wird gemeinsam von der Fakultät Maschinenwesen
und der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik
getragen. Die Fakultäten legen besonderen Wert auf eine enge
interdisziplinäre Zusammenarbeit, damit die Studierenden die
unterschiedlichen Methoden und Verfahren der verschiedenen
Fachdisziplinen kennen und beurteilen lernen. „Die hohe Anzahl
an Studienanfängern hat unsere Erwartungen weit übertroffen und
zeigt, dass wir den zukünftigen Herausforderungen an die
interdisziplinäre Ingenieurausbildung mit einem passenden
Angebot begegnen“, so Prof. Clemens Felsmann, Inhaber der
Professur für Gebäudeenergietechnik und Wärmeversorgung am
Institut für Energietechnik der Fakultät Maschinenwesen.
Eine weitere Besonderheit am ZET ist das Deutsch-tschechisches
Doppel-Diplom im Bereich Energietechnik. Seit 2005 bieten die
Fakultät Maschinenwesen der TU Dresden und die tschechische
VŠB-Technische Universität Ostrava Studierenden die
Möglichkeit, ein Doppel-Diplom im Bereich Energietechnik zu
erlangen. Nach einem Aufenthalt von mindestens drei Semestern
und dem Verfassen einer Diplomarbeit an der Partneruniversität
erhalten die Studierenden den zusätzlichen Abschluss. „Damit
sind sie dazu befähigt, einen großen Anteil an der europäischen
Wissenschafts- und im Speziellen bei der Energievernetzung in
der Zukunft zu leisten. Die erlangte interkulturelle Kompetenz
stellt in der Ausbildung einen signifikanten Vorteil dar und
wird auch zunehmend in der Praxis vorausgesetzt“, äußert sich
Dr. Andreas Hiller, Koordinator des Doppel-Diplomes.
Foto
(v.l.n.r.: Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich,
Tschechiens Ministerpräsident Petr Nečas,
Prof. Michael Beckmann; Foto: TUD/Eckold)
Informationen für Journalisten:
Ansprechpartner RES
Professor Dr.-Ing. Clemens Felsmann, Tel: +49(0)351 463
32145
Ansprechpartner ZET
Prof. Dr.-Ing. Uwe Gampe, Tel: +49(0)351 463 34491
Ansprechpartner Energieverfahrens- und Brennstofftechnik
Prof. Dr.-Ing. Michael Beckmann, Tel.:+49(0)351 463 34493
Ansprechpartner Doppel-Diplom
Dr.-Ing. Andreas Hiller, Tel.: +49(0)351 463 34304