SEMAL bedeutet Alumniwoche auf Kuba
Unterstützt durch den DAAD veranstaltet die TU Dresden ihr erstes Alumnitreffen in Havanna
»Ich finde es wirklich prima, dass während der SEMAL ein Treffen der Ehemaligen mit der Absolventenreferentin unserer TU Dresden stattfindet«“, meint Arcadio Castillo López, der frühere Generaldirektor des Industrieministeriums. »Für mich ist das eine Anerkennung unserer Zeit in Dresden.«
»SEMAL« steht für »Semana Alumni« und heißt Alumniwoche. Sie wird von den Wirtschaftswissenschaftlern der Humboldt Universität seit Jahren in Kooperation mit der Universität Havanna – gefördert durch den DAAD – durchgeführt. Projektleiter Jan Hansen gab der TU Dresden Ende September 2019 dabei die Gelegenheit, ein fester und willkommener Bestandteil zu sein.
Die Vorstellung der TUD in ihrer Gesamtheit im Allgemeinen fand ebenso Aufmerksamkeit wie die der Alumniarbeit im Besonderen. BWL-Professor Rainer Lasch hingegen war geladen, in den Fachveranstaltungen Vorlesungen zur Logistik zu halten. »Für Kuba als Insel spielt Logistik eine überaus große Rolle« erklärt Prof. Manuel Torres. Er ist Logistik-Alumnus und Regionalbotschafter der TUD. Als solcher sorgt er bei Bedarf dafür, dass interessierte TUD-Studierende in Kuba ein Auslandssemester oder -praktikum absolvieren können.
Seinem Engagement ist es auch zu verdanken, dass Prof. Lasch auf DAAD- Einladung dabeisein konnte. »Ich habe hier den großen Wunsch nach einer Fortbildung auf dem Gebiet der Logistik wahrgenommen. Nun gilt es zu überlegen, ob z. B. im Rahmen eines Dozentenaustausches eine Weiterbildung oder ein Studiengang mit Schwerpunkt Logistik seitens der TUD aufgebaut werden könnte«, erläutert Lasch.
Erinnerungen kubanischer Alumni
Das erstmalige TUD-Alumnitreffen auf Kuba hat Torres ebenso mit organisiert. Zu den Ehemaligen gehört der frühere Physik-Dekan der Universität in Havanna genauso wie der Berater des Hochschulministers. »Wie sie haben viele kubanische Hochschullehrer in der DDR studiert und heute oftmals einflussreiche Positionen in der kubanischen Hochschul- und Wissenschaftslandschaft inne«, so Ulrike Dorfmüller, DAAD-Lektorin in Havanna. »Sie wurden nach der deutschen Wiedervereinigung in die Alumni-Arbeit des DAAD aufgenommen.« Dazu zählt auch die Unterstützung dieses Treffens.
Schnell bereicherten persönliche Anekdoten die Kurzvorstellung eines Jeden. »Der Medizinerfasching war besser als der Kunstfasching«, widersprach ein Teilnehmer mit einem breiten Lächeln seinem Vorredner. Bis heute trifft sich – in der Tradition des Faschings – ein Dresdner Studienjahrgang am 11. November um 11.11 Uhr am Malecon, der bekannten Uferstraße Havannas.
Jenseits solcher privaten Erinnerungen ist allen eines gemein: Das Studium an der TUD war die prägendste Zeit - privat und beruflich. »Die Stadt ist meine zweite Heimat«, so Lopez weiter. »Ich heiratete dort – während der lateinamerikanischen Woche der Freundschaft. Meine beiden Töchter sind in Dresden geboren, und deutsche Freunde unterstützten mich dabei, dass die beiden gut aufwachsen. Heute sind beide sehr erfolgreich – die eine als Ärztin, die andere als Computerspezialistin«.
Wie für ihn fand das TUD-Alumninetzwerk großes Interesse, und am Ende des Abends hatte sich jeder dort eingeschrieben. Höhepunkt der Veranstaltung war die Übergabe des »Goldenen Diploms« an Jorge Barrera Ortega. Der Verkehrsökonom nahm sichtlich gerührt die Urkunde in Empfang.
Ulrike Dorfmüller zeigt sich hocherfreut über die TUD-Präsenz. »Uns als DAAD ist es wichtig, dass weiterhin die Universitäten mit vielen kubanischen Alumni an der SEMAL teilnehmen. In den Vorjahren war z. B. die Universität Leipzig dabei, für das nächste Jahr hat sich die Rostocker Universität zum Thema ›Biodiversität‹ angemeldet. Und ich bin begeistert, wenn die TUD das Thema ›Logistik‹ hier dauerhaft einbringen könnte. Wir möchten perspektivisch ein deutsch-kubanisches Alumni-Hochschulnetzwerk etablieren, an dem sich alle interessierten deutschen und kubanischen Hochschulen beteiligen.« Details dazu standen im Mittelpunkt eines weiteren Programmpunktes während der SEMAL.
Begegnung am Trefftz-Ort
Im Verlauf der Woche trafen sich Dozenten und Initiatoren der SEMAL im »Trefftz-Ort« zum Austausch. »Hier biete ich gern die Gelegenheit, dass unterschiedliche Menschen intensive Diskussionen miteinander pflegen,« erklärt Gastgeber Erich Trefftz. »Heute freue ich mich besonders über den Besuch aus Dresden, denn ich bin dieser Stadt eng verbunden.« Der in München geborene BWLer ist Enkel von Erich Trefftz, dem im TUD-Campus ein Bau gewidmet ist, und Sohn von Eleonore Trefftz, der Namensgeberin des Gastprofessorinnenprogramms der Universität. Sein Onkel war acht Jahre lang deutscher Botschafter in Kuba. »Hier habe ich ab 1999 studiert, und dann zum Thema ›Wohnungs- und Bodenpolitik‹ promoviert. Ich dachte mir – irgendwann ist dieses Thema in Kuba aktuell.«
Fazit
Die Begeisterung der Alumni für ihre TUD ist ein Fundus. Mehr als 500 haben hier studiert, weitere waren Forscher oder Promovenden. Sie sind Imageträger und Netzwerker, die es zu nutzen gilt. »Im Februar 2020 findet wieder der Internationale Hochschulkongress ›Universidad‹ statt, den das kubanische Hochschulministerium organisiert. Der DAAD wird im Verbund mit der HRK und weiteren deutschen Wissenschaftsinstitutionen ein bilaterales Netzwerk-Event daran andocken«, so Dorfmüller.
»Ebenfalls im nächsten Jahr werden 20 kubanische TUD-Alumni ›Goldene Diplomanden‹ sein. Sie freuen sich schon jetzt auf ihre Jubiläumsurkunde. Falls ein TUD-Vertreter zu dieser Tagung fährt, wäre eine feierliche Übergabe für uns ein wichtiges Symbol«, betont Manuel Torres.
Eine zufällige Bekanntschaft beim Rückflug
Spätestens beim Rückflug wird klar, dass auch andere deutsche Universitäten Kuba für sich als Potenzial entdeckt haben. Prof. Mona Hess vom Bamberger Lehrstuhl für Digitale Denkmaltechnologien erzählt: »Bei der Sommerschule war Ulrike Dorfmüller eine große Unterstützung. Für unser Fach bietet sich die Architektur Havannas geradezu an, relevante Technologien den hiesigen Studenten bekannt zu machen. Ein nächstes Mal gibt es mit Sicherheit.«
Susann Mayer
Weitere Informationen unter: tu-dresden.de/regionalbotschafter