03.08.2021
6G-life – BMBF fördert 6G-Forschungs-Hub in Dresden und München mit 70 Millionen Euro
An den Technischen Universitäten Dresden und München entsteht ein neues Zentrum der 6G-Forschung. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das gemeinsame Großprojekt „6G-life“ in den kommenden vier Jahren mit 70 Millionen Euro.
Die digitale Transformation ist eine der großen Umwälzungen in der Menschheitsgeschichte. Der künftige Mobilfunkstandard 6G wird dabei eine zentrale Rolle spielen. Dafür gilt es nicht nur die digitale Infrastruktur mit hochleistungsfähigen Kommunikationsnetzen zu schaffen. Der Wandel betrifft alle Lebensbereiche und wirft grundsätzliche politische und gesellschaftliche Fragen auf, die erforscht und verhandelt werden müssen. „6G-life“ nimmt das Thema umfassend in den Blick. Rund 40 Professuren von Technischer Universität Dresden und Technischer Universität München (TUM) sind beteiligt. 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen an beiden Standorten eingestellt werden. Die Koordination des neuen Forschungs-Hubs liegt bei Prof. Frank Fitzek, Deutsche Telekom Professur für Kommunikationsnetze an der TU Dresden.
Kommunikationsnetze mit dem Fokus Mensch-Maschine-Kollaboration
Bei 6G steht der Mensch mit seiner Kommunikation und Interaktion mit Maschinen und virtuellen Welten im Mittelpunkt. Dafür werden in einem ganzheitlichen Ansatz innovative Konzepte in den Bereichen skalierbare Kommunikation, neuartige Methoden, flexible Softwarekonzepte und adaptive Hardware erforscht. Wichtige Anwendungsfelder sind u.a. Industrie 4.0 und das Gesundheitswesen. Vier Schlüsselfragen werden dabei immer mitgedacht: Latenz (Verzögerung – wie wird die Kommunikation noch schneller?), Resilienz (Wie lässt sich die Ausfallsicherheit maximieren?), Sicherheit (Wie lassen sich Privatsphäre schützen und Angriffe abwehren?) und Nachhaltigkeit (Wie lässt sich der extreme Energieverbrauch der digitalen Kommunikation entscheidend reduzieren?).Die Anforderungen für 6G bringen technische Herausforderungen mit sich, die nur durch neue theoretische Ansätze zu bewältigen sind. Daher ist die Grundlagenforschung ein wichtiger Baustein des Projekts.
Digitale Souveränität
In Deutschland und Europa wächst die Sorge, im Bereich der digitalen Technologien zu stark von ausländischen Unternehmen abhängig zu sein. Aus politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Sicht ist es daher notwendig, den schnelllebigen digitalen Wandel nicht nur mitzugehen, sondern aktiv zu gestalten. „6G-life“ wird mit der Entwicklung von Schlüsseltechnologien und zahlreichen Industriekooperationen die digitale Souveränität Deutschlands nachhaltig stärken.
Den Wandel in der Gesellschaft begleiten
Für die Gesellschaft bietet der Wandel durch die digitale Transformation vollkommen neue Möglichkeiten, wirft aber auch Fragen auf: Wie werden unsere Kinder in Zukunft lernen? Wie gestalten wir unsere Arbeit? Wie werden wir im hohen Alter medizinisch versorgt und in Würde betreut? Auch wenn die Digitalisierung viel Potenzial bietet und der Bedarf an neuen Technologien offensichtlich ist, ist es wichtig, die Gesellschaft auf diesem Weg zu begleiten. 6G-life bezieht auch die Geistes- und Sozialwissenschaften in die Forschung ein, um ethische Fragen zu adressieren und Bedenken – etwa wegen möglicher Strahlungsbelastungen – angemessen begegnen zu können. Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit werden daher eine wichtige Rolle spielen.
10 Millionen Euro für Start-ups
6G-life setzt gezielt auf die Innovationskraft von Start-ups: 10 Millionen Euro sind für die Unterstützung von jungen Unternehmen vorgesehen. Mindestens zehn Unternehmen sollen damit in den nächsten vier Jahren neu gegründet werden, zahlreiche bestehende Start-ups in dem Bereich gefördert werden. Aufbauend auf den Forschungsergebnissen wird sich 6G-life in Folgeprojekten gemeinsam mit Technologieunternehmen und Netzbetreibern in die weltweite Standardisierung von 6G einbringen. https://6g-life.de
Projektpartner
Die Technische Universität Dresden (TU Dresden) ist eine der Spitzenuniversitäten Europas und gehört seit 2012 zu den elf deutschen Exzellenzuniversitäten. Mit dem Exzellenzcluster CeTI – Centre for Tactile Internet with Human-in-the-Loop, dem 5G Lab Germany und zahlreichen weiteren Leuchtturmprojekten ist die TU Dresden Vorreiterin im Bereich der Mobilfunkforschung. Mit dem neuen Hub 6G-life wird der Standort Dresden seine Führungsposition bei der Erforschung und Entwicklung des Mobilfunks der Zukunft weiter ausbauen.
Die TU Dresden ist mit rund 32.000 Studierenden und 8.000 Beschäftigten – davon 600 Professor:innen – die größte Universität Sachsens. Sie ist stark in der Forschung, erstklassig in der Vielfalt und der Qualität der Studienangebote sowie eng vernetzt mit Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft. Mit ihren fünf Bereichen in 17 Fakultäten bietet sie ein breit gefächertes wissenschaftliches Spektrum wie nur wenige Hochschulen in Deutschland.
Die Technische Universität München (TUM) ist mit mehr als 600 Professorinnen und Professoren, 45.000 Studierenden sowie 11.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine der forschungsstärksten Technischen Universitäten Europas. 2006, 2012 und 2019 wurde sie als Exzellenzuniversität ausgezeichnet. Die Herausforderungen der sechsten Mobilfunkgeneration werden an der TUM unter anderem im 6G Lab Bavaria erforscht. Mit der Munich School of Robotics and Machine Intelligence (MSRM) ist an der TUM eines der führenden Institute zu den Themen Mensch-Maschinen-Interaktion und verkörperte künstliche Intelligenz angesiedelt. Jedes Jahr werden an der TUM rund 80 technologieorientierte Unternehmen gegründet. TUM und UnternehmerTUM, das Zentrum für Innovation und Gründung, unterstützen Start-ups mit Programmen, die exakt auf die einzelnen Phasen der Gründung zugeschnitten sind – von der Konzeption eines Geschäftsmodells bis zum Management-Training, vom Markteintritt bis zum möglichen Börsengang. Seit 2020 gibt es mit den TUM Venture Labs eine europaweit einmalige Initiative für Unternehmensgründungen aus der Forschung.
Förderprogramm
Die Fördermaßnahme „6G-Forschungs-Hubs; Plattform für zukünftige Kommunikationstechnologien und 6G“ des BMBF ist Teil der Umsetzung des Zukunfts- und Konjunkturpaketes der Bundesregierung und wird mit rund 200 Millionen Euro aus dem Zukunftspaket gefördert. Mit der Forschung zu 6G setzt sich Deutschland das Ziel, in der Weltspitze als Technologieanbieter eine führende Rolle einzunehmen und frühzeitig den technologischen Wandel mitzugestalten. Damit wird auch ein Beitrag zur Umsetzung der Hightech-Strategie 2025 der Bundesregierung geleistet.
Weitere Informationen des BMBF: https://www.bmbf.de/de/karliczek-6g-wird-unsere-kommunikation-revolutionieren-rund-700-millionen-euro-fuer-die-14195.html
Informationen für Journalisten:
Prof. Frank Fitzek
TU Dresden / Deutsche Telekom Professur für Kommunikationsnetze
Tel.: +49 351 463-33942
Prof. Holger Boche
TUM / Lehrstuhl für Theoretische Informationstechnik
Tel.: +49 89 289-23241