10.11.2021
COVID19-Pandemie: Forscher rekonstruieren die Struktur von Kontaktnetzwerken
Die Pandemie hält die Welt seit nun fast zwei Jahren in Atem. Von Anfang an spielten bei politischen Entscheidungen über geeignete Anticorona-Maßnahmen (engl. non-pharmaceutical interventions, NPIs) mathematische Modelle eine wichtige Rolle. Mathematisch betrachtet bilden Menschen ein Kontaktnetzwerk, das sich dynamisch verändert. Je besser man dieses Netzwerk versteht, umso zielgerichteter kann man effiziente Maßnahmen einleiten. Einer Forschergruppe unter Leitung von Andreas Deutsch (ZIH, TU Dresden) ist es nun gelungen, die Struktur des Infektionsnetzwerks während der ersten Welle in Deutschland zu entschlüsseln. Dies wurde möglich durch Kombination von mathematischer Modellierung und innovativer Datenanalyse.
Im Gegensatz zu anderen Forschungsarbeiten, die grob aufgelöste Netzwerkstrukturen aus anonymisierten Daten, z.B. Handydaten, verwenden, betrachtet die neue Arbeit die Kontakte einzelner Individuen explizit. Die Forscher konnten mit ihrer Arbeit zeigen, dass die NPIs in der ersten Welle dazu führten, dass die Menschen ihre Kontakte auf eine einzelne Gruppe konzentrierten. Dadurch gab es kaum noch Kontakte außerhalb dieser sogenannten Cliquen. Zudem konnten sie zeigen, dass es in so einer Situation dazu kommen kann, dass die täglichen Neuinfektionen nicht mehr exponentiell anwachsen, sondern konstant bleiben. Die entwickelten Methoden können auch eingesetzt werden, um die Kontaktnetzwerke in der gerade beginnenden vierten Welle zu identifizieren.
Die internationale Zusammenarbeit wurde von Andreas Deutsch (ZIH, TU Dresden) koordiniert. Die Ergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht und sind frei verfügbar: www.nature.com/articles/s41598-021-01407-y
Ansprechpartner:
Prof. Andreas Deutsch
TU Dresden / Zentrum für Informationsdienste und Hochleistungsrechnen (ZIH)
Tel.: +49 351 463-31943