Forschungsthemen
[BA] Design und Untersuchung der Digitalisierung von Live-Score-Systemen im stationären Klinikbetrieb
Ziel dieses Projekts ist eine Digitalisierung des Monitorings von pädiatrischen Patient:innen und insbesondere des neu eingeführten PEWS-Scores in der Kinderklinik des Universitätsklinikums Dresden. PEWS steht für Pediatric Early Warning System. Der Score ist eine Summe von Vitalzeichen als Zustandsbeurteilung und dient dem rechtzeitigen Erkennen klinischer Warnzeichen, insbesondere von Organdysfunktionen. Ziel dieses Systems ist das Erkennen von Kindern ’at risk’ durch eine regelmäßige und definierte Verlaufsbeurteilung in Abhängigkeit der erhobenen Parameter - je kränker ein Kind, desto engmaschiger sollte die weitere Überwachung sein. Dies erhöht die Patientensicherheit
und soll durch rechtzeitiges Erkennen klinischer Verschlechterung und damit Prävention ungünstiger Verläufe das Outcome (Morbidität, Mortalität) stationärer Patient:innen verbessern. Ein weiterer relevanter Vorteil von PEWS ist außerdem ein strukturiertes Vorgehen zur Beurteilung der Patient:innen. Durch die Möglichkeit der Digitalisierung wird außerdem ein verbessertes Ressourcenmanagement mit Entlastung der Pflege angestrebt. Der Score wird durch 6 obligat zu erhebende Parameter (Besorgnis, Atemfrequenz, Atemarbeit, Sauerstoffzufuhr/ Atemunterstützung, Herzfrequenz und Bewusstseinszustand) und 3 fakultative Parameter (periphere Sauerstoffs¨attigung (SpO2), Blutdruck, Kapillarfüllungszeit) zusammengestellt. Einige dieser können direkt von einem Gerät abgelesen werden, wohingegen andere subjektiver Natur sind. Im Speziellen sind die Werte Herzfrequenz, Atemfrequenz, periphere Sauerstoffsättigung und Blutdruck durch eine Maschine erfasst und weisen eine gewisse Sicherheit auf. Wohingegen Werte wie Besorgnis, Atemarbeit, Sauerstoffzufuhr, Kapillarfüllungszeit und Bewusstsein fehleranfälliger sind. Es erfolgt eine Kategorisierung der Patienten in 5 Alterskategorien mit altersspezifischen Richtwerten: 0-3 Monate, 4-11
Monate, 1-4 Jahre, 5-11 Jahre, > 12 Jahre. Je Parameter k¨onnen von 0 bis maximal 3 Punkte vergeben werden. Dies ist farbkodiert, was die Anschaulichkeit und die Verlaufsbeurteilung deutlich verbessert, in 3 Stufen, 0=weiß=Normbereich, 1=gelb=leichte Abweichung von der Norm, 2=blau und 3 Punkte=rot=deutlich pathologischer Wert. Alle einzelnen Punkte werden am Ende addiert und zu einem Gesamtscore verrechnet. Aus der H¨ohe des Scores folgt, wer sich das Kind wann klinisch anschaut und das Intervall, wann wieder ein Score erhoben werden soll. Beispielsweise soll bei einem Score ab 4 Punkten immer ein:e Arzt:Ärztin auch das Kind mit beurteilen. Ab 6 Punkten ist
niederschwellig eine Information an die Intensivstation (IST) empfohlen, bei 7 Punkten sollte immer Rücksprache mit der ITS gehalten werden und ggf. eine Verlegung auf die ITS erwogen werden. Für die ausführlichere Auswertung der einzelnen Parameter und der entsprechenden Empfehlungen verweisen wir auf die Schulungsunterlagen und die klinikinterne SOP anbei.
Der PEWS Score wird seit 05/2022 in der gesamten Kinderklinik des UKD verwendet. Der Score wird momentan durch die Pflege im ORBIS-Kurv ein-
getragen, wobei jeder einzelne Parameter von den Überwachungsmonitoren gesichtet und händisch separat für jede:n Patient:in einzeln eingetragen werden muss. Ziel des aktuellen Projektes ist eine Digitalisierung und Automatisierung der PEWS-Erfassung mit Hilfe von mobilen Geräten. Die automatisierten und relevanten Vitalparameter (Atemfrequenz, Herzfrequenz, SpO2, Blutdruck) sollen zu jedem beliebigen Zeitpunkt durch den Monitor an das mobile Gerät übertragen und durch Ergänzung der übrigen, nicht automatisch übertragbaren Daten (Sorge, Atemarbeit, O2-Zufuhr/Atemunterstützung, Bewusstseinszustand, Kapillarfüllungszeit) von der betreuenden Pflegekraft eingefügt werden können. Zusätzlich soll eine automatische Erhebung des Scores durch das Programm möglich sein. Gleichzeitig mit der Score-Erhebung sollen
die empfohlenen Maßnahmen und das Intervall für die Neuerfassung der Parameter im mobilen Gerät farbkodiert erscheinen, mit ggf. der Möglichkeit einer App-Notifikation. Die Daten für die Score-Erhebung werden auf einem Server gespeichert und für Abfragen verschiedener Endgeräte bereitgestellt. Der Server erhält die Daten von den Philips Monitoren über einen Zentralmonitor, der bereit auf den Stationen vorhanden ist. Der Zentralmonitor bietet die Funktion, alle ankommenden Daten über einen Stream im HL7 Format zu exportieren.
Betreuer: Karsten Wendt