Bisherige Pflanzen der Woche - Der Rauschopf
Der Rauschopf (Dasylirion longissimum Lem.)
Während viele Pflanzen unter sommerlicher Hitze und Trockenheit leiden, scheint der Rauschopf solches Wetter zu genießen. Die 45 Jahre alte kurzstämmige Rosettenpflanze auf der Sukkulenten-Freianlage blüht zurzeit zum ersten Mal. Im Winter beugt ein beheizbares Folienhaus möglichen Frostschäden vor.
In der Heimat des Rauschopfs, Ost-Mexiko, ist Trockenheit Normalzustand. Um trotzdem überleben zu können, deckt er einen Teil seines Wasserbedarfs über Nebel. Die bis zu 1,20 Meter langen, schmalen, vierkantigen Blätter spielen dabei eine Schlüsselrolle: An ihrer rauen Oberfläche kondensiert die Luftfeuchtigkeit zu kleinen Wassertropfen – der Nebel wird aus der Luft „ausgekämmt“. Die Tropfen laufen an den Blättern herab zum Zentrum der Blattrosette und rinnen von dort bis auf den Boden, wo die Wurzeln das Wasser aufnehmen.
Trockengebiete mit regelmäßiger Nebelbildung sind nicht auf Mexiko beschränkt. Auch in der südafrikanischen Namib-Wüste, der südamerikanische Atacama und in den höheren Lagen der Kanarischen Inseln herrschen ähnliche Bedingungen. In all diesen Regionen haben Pflanzen aus ganz verschiedenen Verwandtschaftskreisen Anpassungen entwickelt, die ihnen das Auskämmen von Nebel ermöglichen. Einige Agaven besitzen ähnliche Rosetten wie der Rauschopf, manche Kakteen sammeln Nebelfeuchte mit ihren Dornen, und bei der Kanaren-Kiefer übernehmen die Nadeln diese Aufgabe. (KW 34/2015)