Bisherige Pflanzen der Woche - Die Zwerg-Herbst-Funkie
Die Zwerg-Herbst-Funkie - Hosta tardiflora (W.Irving) Stearn
Um diese Jahreszeit erstrahlt der Garten an vielen Orten in leuchtenden Farben – das herbstliche „Feuerwerk“ reicht von roten und gelben bis hin zu violetten und rosafarbenen Tönen. In diesem Farbenrausch übersieht man zartere Akzente leicht, wie die der blauen Blüten der Zwerg-Herbst-Funkie (Hosta tardiflora) im Asien-Revier. Die Gattung der Funkien besiedelt ursprünglich die gemäßigten Breiten Chinas, Koreas und Japans. Neben den etwa 40 bekannten Hosta-Wildarten bereichern über 3000 Sorten dieser Schattenstauden heute Blumenbeete und Schmuckrabatten in vielen Teilen der Welt.
Die ersten Berichte über die Gattung brachte der Botaniker Engelbert Kaempfer 1712 mit nach Europa. Allerdings erhielt sie ihren heutigen Namen erst knapp 200 Jahre später. Zunächst war die Bezeichnung Aletris im Umlauf. Der Namensgeber, der schwedische Botaniker Thunberg, entschied sich jedoch um, und stellte die neue Pflanzengruppe wenig später zu den Taglilien (Hemerocallis). Das erschien dem englischen Botaniker Salisbury wenig logisch. Er schlug daher den Namen Saussurea vor – vergaß aber, diesen ordnungsgemäß zu veröffentlichen. In einem erneuten Anlauf teilte er die Gattung 1812 in zwei Untergruppen auf, die er Niobe und Bryocycles taufte.
Im gleichen Jahr tauchte auch der Ausdruck Hosta zum ersten Mal auf. Der österreichische Botaniker Trattinnick wollte damit seinen Kollegen Nikolaus Thomas Host ehren. Was Trattinnick damals nicht wusste: Dieser Name war bereits an eine Gattung der Verbenengewächse vergeben. Ähnlich erging es zehn Jahre später einem belgischen Kollegen, der den Namen Libertia (bis heute gültiger Name für ein Irisgewächs) vorschlug. Es folgte der deutsche Botaniker Sprengel: Er nannte die Gattung in Andenken an den bayerischen Botaniker Heinrich Funk Funkia. Dieser Name ist in vielen Ländern Nord- und Westeuropas noch immer gebräuchlich – auch die deutsche Bezeichnung Funkie geht darauf zurück.
Im Jahr 1905 setzte ein Internationaler Botaniker-Kongress in Wien dem Chaos ein Ende. Zu diesem Zeitpunkt war das Verbenengewächs namens Hosta bereits umbenannt, und die Kongressteilnehmer legten die Bezeichnung Hosta für die Funkien offiziell fest. Mit dieser Geschichte zeigt die Gattung Hosta beispielhaft, dass es in der botanischen Literatur nicht für jede Art nur einen einzigen Namen gibt. Immerhin erleichtern Datenbanken im Internet (z. B. http://www.theplantlist.org) den modernen Botanikern heute die Suche nach den offiziell gültigen Bezeichnungen. (KW 43/16)