Bisherige Pflanzen der Woche - Oncoba routledgei
Oncoba routledgei Sprague
Im Geäst des Tropenhauses ziehen die noch grünen Früchte von Oncoba routledgei den Blick auf sich. Etwa 5 cm groß, kugelrund und mit Längsrillen versehen, erinnern sie an kleine Basketbälle. Auch weniger sportliche Deutungen sind möglich: Manche englischsprachige Quellen bezeichnen Vertreter der Gattung als „Schnupftabakdosenbäume“. Es gibt allerdings keinen Beleg dafür, dass die Früchte je für diesen Zweck Verwendung fanden. Im tropischen Afrika werden sie medizinisch genutzt: Traditionelle Heiler in Kenia behandeln damit u.a. Fußparasiten, sogenannte Sandflöhe. Welche Wirkmechanismen dahinter stecken, wurde noch nicht erforscht.
Mehrere wissenschaftliche Untersuchungen widmeten sich dagegen – mit erstaunlichem Ergebnis - der Familienzugehörigkeit dieses Gehölzes. Der früher für Oncoba gebräuchliche Familienname „Flacourtiaceae“, der an den französischen Kolonialisten und Naturforscher Étienne de Flacourt (1607-1660) erinnerte, ist Geschichte. Doch wie ist es dazu gekommen? Moderne DNA-Analysen eignen sich für eine Art „Vaterschaftstest“ auch bei Pflanzen. Dieser Methode verdanken wir viele neue Einblicke in botanische Verwandtschaftsverhältnisse. Dabei kam heraus, dass die Flacourtiaceae eigentlich eine „Patchworkfamilie“ aus Mitgliedern der Weidengewächse und der südafrikanischen Arachiaceae sind. Es schien, als hätte die Wissenschaftsgemeinde über Jahre hinweg alle „schwierigen Fälle“ einfach zu einer neuen Gruppe zusammengefasst. Die Veröffentlichung, die schließlich Ordnung in die Systematik brachte, titelte denn auch bissig: „When in doubt, put in Flacourticeae“ (Wenn du dir unsicher bist, dann stell es zu den Flacourticeae). Die Pflanzenfamilie der Flacourtiaceae kommt in neuen Botanikbüchern nun nicht mehr vor – und die kugelfrüchtige Oncoba routledgei hat bei den Weidengewächsen (Salicaceae) ein neues Zuhause gefunden. (KW 4/17)