Bisherige Pflanzen der Woche - Die Gelbe Grenadille
Die Gelbe Grenadille - Passiflora laurifolia L.
Im Amerika-Haus zieht derzeit die Riesen-Seerose (Victoria cruziana) mit ihren fast 2 Meter großen Blättern alle Blicke auf sich. Die hoch oben im hinteren Teil des Hauses zwischen Weg und Wasserbecken verborgenen Blüten der Gelben Grenadille bleiben dagegen oft unbeachtet. Ihre Blütenblätter sind unscheinbar grünlich gefärbt. Eine lila-weiß gestreifte Quaste aus fadenförmigen Gebilden in der Nähe des Blütenzentrums fällt schon eher ins Auge: Dabei handelt es sich um eine vielstrahlige Nebenkrone. Neben dem Farbsignal gibt diese auch Duftmoleküle ab und lockt so auf zweifache Weise Bestäuber an.
Die meisten der weltweit etwa 500 verschiedenen Passionsblumen-Artensind auf dem amerikanischen Kontinent zu Hause. Am bekanntesten ist wohl die Maracuja (Passiflora edulis Sims), deren aromatische „Passionsfrucht“ auch hierzulande Obst- und Saftregale bereichert. Rein theoretisch sind die Früchte von Passiflora laurifolia ebenfalls essbar. Allerdings ist es wohl kein Zufall, dass sie im Englischen als „Wasser-Zitrone“ bezeichnet werden.
Der Gattungsname Passionsblume (Passiflora) geht auf spanische Missionare zurück, die in der Blüte ein Symbol für die Leidensgeschichte Jesu Christi sahen. Für sie symbolisierten die zehn Blütenblätter die Zahl der treuen Apostel (ohne Judas und St. Peter), die Nebenkrone den Dornenkranz, die fünf Staubblätter die Wunden des Gekreuzigten und die drei Narbenäste die Nägel, mit denen er ans Kreuz geschlagen wurde. Dass die ungewöhnlichen Blüten auf dem amerikanischen Kontinent wuchsen, kam manchem Kolonialisten dabei gelegen - schließlich ließ es sich als göttliches Zeichen oder gar Aufforderung zur Christianisierung des amerikanischen Kontinents lesen. Die symbolische Aufladung der Passionsblumen wurde so zu einer der unzähligen Rechtfertigungen für Gräueltaten während der Kolonialzeit (33/17).