Bisherige Pflanzen der Woche - Reinwardtia indica
Reinwardtia indica Dumort.
Ein besonderer Blickfang im Kalthaus ist derzeit Reinwardtia indica: Bereits seit einigen Wochen bedecken zahllose Blüten den etwa 70 Zentimeter hohen Strauch mit ihrem gold-gelben Glanz.
Ihren Namen trägt die dekorative Pflanze zu Ehren von Caspar Georg Carl Reinwardt (1773-1854). Der deutsch-niederländische Botaniker gründete in Bogor (Buitenzorg), einer Stadt der damaligen holländischen Kolonie Java, den ersten Botanischen Garten Südostasiens. Dieser spielte historisch eine bedeutsame Rolle bei der Ausbreitung tropischer Nutzgehölze. 2017 feierte er seinen 200. Geburtstag. Ob Gartendirektor Reinwardt die nach ihm benannte Pflanze je in freier Natur zu Gesicht bekommen hat, ist allerdings fraglich. Wie das Artepitheton, also der zweite Teil des wissenschaftlichen Namens, verrät, liegt die Heimat der Art weiter nördlich: Ihr Verbreitungsgebiet umfasst die unteren Lagen des Himalaja von Pakistan über Nord-Indien bis Myanmar, und reicht bis nach Süd-China.
Trotz ihrer winterlichen Blütenpracht ist Reinwardtia indica hierzulande selbst in Botanischen Gärten eine Rarität. Vielleicht hat sich deswegen bisher auch kein deutscher Name etabliert. Im englischen Sprachraum sind die Bezeichnungen „Yellow Flax“ (Gelber Flachs) und „Pyoli“ üblich. Der erste Name verrät die Verwandtschaft der Art: Sie gehört zur Familie der Leingewächse (Linaceae) und ist mit dem Flachs verwandt, der uns als Nutzpflanze Fasern und Leinsamen liefert. Von Reinwardtia ist eine solche Nutzung nicht bekannt. Wurzeln wie oberirdische Teile des Strauchs finden jedoch in der traditionellen Medizin Verwendung.
Um die andere Bezeichnung, Pyoli, rankt sich eine schöne Geschichte. Angeblich bezieht sich dieser Name auf eine alte Legende des nordindischen Garhwalivolks. Demnach lebte das schöne Mädchen Pyoli zusammen mit ihren Freunden, den Tieren, im Wald. Eines Tages verirrte sich ein Prinz dorthin und verliebte sich in sie. Sie heirateten und Pyoli zog zu ihrem Mann in dessen Schloss. Doch fern von ihren tierischen Freunden wurde sie schon bald krank vor Kummer und ihr Zustand verschlimmerte sich mehr und mehr. Auf dem Sterbebett bat sie ihren Mann darum, im Wald beerdigt zu werden. Er erfüllte ihren letzten Wunsch – und über ihrem Grab streckte wenig später eine wunderschöne, gelb-blühende Pflanze ihre Zweige der Sonne entgegen. (KW09/18)