Bisherige Pflanzen der Woche - Der Schneestolz
Der Schneestolz - Scilla luciliae (Boiss.) Speta
Ein Meer aus blauen Blüten wogt zurzeit im Asien-Revier des Botanischen Gartens. Urheber des Farbenzaubers ist der Schneestolz. Die nur etwa 15 Zentimeter hohen Pflänzchen bilden im Laufe der Jahrzehnte beeindruckende Teppiche, die immer größer werden.
Wie erobern die kleinen Zwiebelpflanzen nach und nach ihre ganze Umgebung? Ihre rundlichen Samen besitzen eiweiß- und fetthaltige Anhängsel, sogenannte „Elaiosomen“. Sie sind der Schlüssel zur erfolgreichen Ausbreitung. Ameisen nutzen sie nach dem auszehrenden Winter als willkommene Nahrung. Sobald der erste Hunger vor Ort gestillt ist, schleppen sie den Großteil des Festmahls zu ihren Nestern. Unterwegs fallen die nur locker mit den Elaiosomen verbundenen Samen ab, bleiben liegen und keimen bald darauf am Rande der Ameisenstraße. Tochterzwiebeln sorgen später dafür, dass die Teppiche schnell dichter werden.
Der Schneestolz stammt ursprünglich aus dem Boz-Dagh-Gebirge im Westen der Türkei. Als eine der ersten Europäerinnen soll die spätere deutsche Kaiserin Victoria ihr Anwesen mit der Pflanze geschmückt haben. Der zierliche Frühblüher wächst und blüht noch heute im Potsdamer Schlosspark Sanssouci. Von hier aus fand er bald auch den Weg die Gärten anderer Pflanzenliebhaber.
Gleich dem Schneestolz versehen zurzeit auch mehrere Blaustern-Arten unsere Gärten mit blauen Farbtupfern. Molekulargenetische Analysen haben gezeigt, dass beide Gruppen zu einer Gattung, Scilla, gehören. Bis vor wenigen Jahren stellten Botaniker den Schneestolz noch in eine eigene Gattung namens Chionodoxa. Als Unterscheidungsmerkmal dienten die Staubblätter. Deren Staubfäden sind beim Schneestolz verbreitert und bilden eine Art Kegel. Bei den Blausternen sind sie dünn und spreizen ein wenig auseinander. Wer beide beim Frühlingsspaziergang durch den Botanischen Garten vergleichen möchte, findet den Blaustern Scilla bifolia z. B. unter der alten Eiche im Bereich der „Flora von Sachsen und Thüringen“. (KW 13/18)