Bisherige Pflanzen der Woche - Die Zimmerlinde
Die Zimmerlinde (Sparrmannia africana L. f.)
Wer um diese Jahreszeit das Victoria-Haus betritt, findet sich in einem Wald aus Kübelpflanzen wieder, die hier Schutz vor den möglicherweise bald frostigen Außentemperaturen gefunden haben. Zu ihnen gehört die Zimmerlinde, über deren samtig weichen Blättern zurzeit große Blüten schweben. Umrahmt von strahlend weißen Kronblättern, werben Büschel aus roten und gelben Staubblättern um die Aufmerksamkeit der Bestäuber. Nur die inneren, roten Staubblätter enthalten Pollen. Die äußeren, gelben sind steril - ihr Farbkontrast erhöht lediglich die Attraktivität der Blüten. Wer die die filigranen Gebilde berührt, erlebt eine Überraschung: Die Staubblätter bewegen sich! Sie biegen sich nach außen und geben den Blick auf den Fruchtknoten und die Narbe in der Blütenmitte frei. Wenn ein Insekt auf der Blüte landet, streifen die Staubbeutel den Pollen so aktiv an dem Bestäuber ab. Die Bewegung der Blütenteile geht von der Basis der Staubfäden aus. Dort geben die nach außen gerichteten Zellen Flüssigkeit ab und schrumpfen – dadurch biegt sich das gesamte Staubblatt nach außen.
Die Pflanzenwelt gilt vielen als Sinnbild der Ruhe und Unbeweglichkeit – doch neben der Zimmerlinde reagieren auch andere Arten auf Erschütterung mit schnellen Bewegungen (Seismonastie). Am bekanntesten sind wohl die Mimosen, die bei Berührung blitzschnell ihre Blätter zusammenfalten. Nicht ohne Grund heißt es sprichwörtlich, jemand sei „empfindlich wie eine Mimose“ – eine Aussage, die auch für die Zimmerlinde durchaus zutreffend ist. (KW 46)