26.11.2024
Unsere Pflanze der Woche: Die Zweizeilige Sumpfzypresse
Die Zweizeilige Sumpfzypresse - Taxodium distichum (L.) Rich.
Bereits vom Eingang aus ist sie zu sehen: Die derzeit herbstlich rostbraun gefärbte Zweizeilige Sumpfzypresse im Tertiär-Wald vor dem Regenwaldhaus I. Auch die Aufrechte Sumpfzypresse [Taxodium distichum (L.) Rich. var. imbricarium (Nutt.) Croom] wächst dort.
Bald werden ihre 5 - 10 cm langen Kurztriebe mit allen daran sitzenden Nadeln abfallen. Das gleiche Verhalten zeigt der Urweltmammutbaum (Metasequoia glyptostroboides Hu & W. C. Cheng) im hinteren Bereich des Gartens. Unterscheiden kann man die beiden sommergrünen Zypressengewächse an der Stellung ihrer Kurztriebe: Beim Urweltmammutbaum entspringen diese weitestgehend gegenständig (paarweise) an den Langtrieben, bei den Sumpfzypressen dagegen wechselständig versetzt.
Im geologischen Zeitalter des Tertiärs waren die Sumpfzypressen in den heute gemäßigten Breiten der Nordhalbkugel weit verbreitet. Unter deutlich wärmeren und feuchteren Klimabedingungen kamen sie damals auch hierzulande vor: Fossilien der Baumriesen lassen sich in der sächsischen Braunkohle nachweisen. Der Klimawandel der nachfolgenden Eiszeiten löschte die Art fast weltweit aus; nur in Auen und Sümpfen im Südosten der USA hat sie überlebt. Sie gilt als Charakterbaumart der Everglades, eines tropischen Marschlandes im US-Bundesstaat Florida, und säumt unter anderem den Mittel- und Unterlauf des Mississippi.
Das weiche Holz schwindet wenig und ist widerstandsfähig gegenüber Insektenfraß und Feuchtigkeit. Rodungen, um Bau- und Nutzholz zu gewinnen, aber auch Wasserstandsregulierungen haben die einst größeren Naturbestände dezimiert. Welche Auswirkungen der Klimawandel auf die verbliebenen Wildvorkommen haben wird, wird derzeit erforscht.
Auf regelmäßig überfluteten Schlickböden bildet die Sumpfzypresse ähnlich den Mangroven „Wurzelknie“ aus: kegelförmig aufragende bis zu 2 m hohe Wurzelauswüchse, deren Funktion unterschiedlich gedeutet wird. Bei unserem Baum fehlen sie, da er relativ trocken steht.
Mit einem Stammdurchmesser von über 14 m ist der „Árbol del Tule“, eine Mexikanische Sumpfzypresse [Taxodium distichum (L.) Rich. var. mexicanum (Carriére) Gorden & Glend.] im mexikanischen Bundesstaat Oaxaca, der dickste Baum der Welt. Ein wesentlich schlankeres Exemplar dieser Varietät finden Sie bei den Kübelpflanzen, derzeit im Regenwaldhaus II.
(KW 48/24)
Etwa 10.000 Pflanzenarten wachsen im Botanischen Garten der TU Dresden. Auf dieser Seite stellen wir Ihnen regelmäßig ein Beispiel aus dieser Vielfalt näher vor. Die Besonderheiten unserer wissenschaftlichen Pflanzensammlung zeigen sich auf vielerlei Art und Weise: in erstaunlichen Anpassungen, wunderlichen Namen, einer interessanten Verwendung oder auch in einer außergewöhnlichen Blütenpracht.
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